Festivalauftakt

Billie Eilish: Den Hype am Frequency bestätigt

Musik
16.08.2019 02:51

Zum Auftakt des Frequency in St. Pölten blieb der Himmel trocken und war der Jubel groß. Hype-Star Billie Eilish bestätigte die Vorschusslorbeeren und die Twenty One Pilots erwiesen sich als würdiger Headliner. Am Freitag geht es u.a. mit der Swedish House Mafia und den Prophes Of Rage weiter.

(Bild: kmm)

Alle waren wegen ihr da? Alle waren wegen ihr da! US-Popstar Billie Eilish, gerade einmal 17 Jahre alt, hat am ersten Tag des diesjährigen Frequency-Festivals in St. Pölten das abgeliefert, was man von ihr erwarten durfte. Der Glücksgriff für die Veranstalter, gebucht für einen Slot am späten Nachmittag, zog quasi die ganze Musikgemeinde vor die Space Stage und begeisterte eine knappe Stunde lang.

Kommerziell und alternativ
Die Spatzen pfiffen es ohnehin schon monatelang von den Dächern: Wenn es im Jahr 2019 einen Popact gibt, den man sehen sollte, dann ist es diese junge US-Amerikanerin, die gewissermaßen aus dem Nichts sowohl in der kommerziellen wie auch alternativen Szene voll einschlug. Wobei: Aus dem Nichts stimmt natürlich nicht ganz, schon vor zwei Jahren wusste sie mit einer EP und danach vereinzelt gesetzten Songs zu überzeugen. Aber spätestens ihr Langspieldebüt „When We All Fall Asleep, Where Do We Go?“ sollte schließlich für klare Verhältnisse sorgen.

Schräge Videos, eine düstere Optik, Anleihen an die Emo-Szene: Eilish weiß, wie es sich zu inszenieren gilt. Musikalisch wird das von zurückgenommenen Arrangements gespiegelt, die vorzugsweise auf einem brummenden Beat mit irrlichternden Melodiefetzen daherkommen. Ach ja, und tanzen lässt sich dazu natürlich auch hervorragend, wie beispielsweise „Bad Guy“ bewies: Im Handumdrehen hatte Eilish die ganze Meute um den Finger gewickelt, ließ im weiten Basketballoutfit die Füße kreisen, ihre kunterbunten Haare wirbeln und den Blick über die johlenden Reihen schweifen. Partytime? Aber wie!

Kollektives Ausflippen
In dieser Manier ging es weiter, steckten zwei Musikerkollegen an Drums und Bass beziehungsweise Keyboard den Rahmen ab, während Eilish sich am Boden rekelte, mit der Kamera spielte und immer wieder ihre Anhänger adressierte. Es brauchte nicht viele Worte, um diese bei „Copycat“ in die Knie zu zwingen und Sekunden später nach allen Regeln der Kunst ausflippen zu lassen. Große Effekte waren bei dieser Show gar nicht nötig, ein paar Videosequenzen und Lichteinsätze reichten vollkommen aus. Stattdessen wurde jede Bewegung von Eilish genau verfolgt und - sofern passend - heftigst bejubelt. Die Meisterin selbst, die man ohne Probleme als Zukunft des Pop bezeichnen kann, nahm es mit einem wissenden Lächeln hin.

Da mussten sich die eigentlichen Headliner des Tages, Eilishs Landsleute von den Twenty One Pilots, ganz schön ins Zeug legen, um mitzuhalten. Allerdings gilt anzumerken, dass Sänger Tyler Joseph und Schlagzeuger Josh Dun in musikalischer Hinsicht gar nicht so weit von diesem Teenager entfernt sind. Auch sie mischen alles, was derzeit oft und gerne gehört wird: Peitschende Hip-Hop-Beats, atmosphärische Popausflüge und eine deutliche Prise Alternative-Kaltschnäuzigkeit, die ihren Stücken nur zu gut zu Gesicht steht.

Ecken und Kanten
Wie schon bei ihrer ausverkauften Show Anfang des Jahres in der Wiener Stadthalle gab es auch diesmal bei den Twenty One Pilots kaum Wünsche, die offen blieben. Bombastische Show, allerlei Effekte, handgemachte Musik und einfach ein Händchen für eingängige Hooks, dank derer Songs wie „Stressed Out“ und „Car Radio“ wirklich Spaß machten. Zudem brachte das Duo genug Ecken und Kanten mit, um keine Langeweile aufkommen zu lassen, allen voran beim Eröffnungsdoppel „Jumpsuit“ und „Levitate“, das man in dieser Intensität erstmal abliefern muss.

Punkten konnte auch die britische Popsängerin Anne-Marie, die erst kürzlich mit ihrem im Vorjahr erschienenen Debüt „Speak Your Mind“ hierzulande zu Gast war. „Es macht immer Spaß, öfters vorbei zu kommen“, lachte die Musikerin im APA-Gespräch über ihre vielen Abstecher nach Österreich. „Außerdem ist jede Show anders. Einmal spielst du im Freien, wie hier am Festival, dann ist es vielleicht wieder intimer. Aber ich mag einfach alle meine Konzerte, jede Venue ist speziell.“ Die gute Laune wurde am Frequency recht schnell deutlich, wurde bei Anne-Marie doch Abwechslung groß geschrieben und wartete die sympathische Britin nicht nur mit klassischen Ohrwurmtracks wie „Let Me Live“ auf. Auch nachdenklicheres Material im Stile von „Perfect To Me“ kam bestens an.

Immer noch nervös
„Nervös bin ich trotzdem jedes Mal“, erzählte Anne-Marie über ihre Auftritte. „Du stehst noch Backstage, wirfst vielleicht seitlich einen Blick in Richtung Publikum und siehst all die Gesichter. Das ist schon beeindruckend. Aber sobald es dann rausgeht, bist du in einer eigenen Welt. Ich kann es nur schwer beschreiben, du bist einfach ganz bei dir“, überlegte sie. „Diese Momente sind sehr besonders für mich. Und meine Band ist ja auch dabei, wir sind wirklich gute Freunde.“ Langweilig dürfte der Sängerin jedenfalls nicht werden, arbeitet sie doch schon am nächsten Album.

Eine kleine Pause haben sich hingegen Moop Mama verdient, die am Frequency ihren letzten Festivalgig für diesen Sommer absolvierten - und wie! Als Headliner der Weekender Stage gab der aus München stammende Zehner alles, feuerte die Menge von der ersten bis zur letzten Minute an, gab es heftige Dance-Kracher sowie Rap-Freestyles zu erleben und wurde nicht nur bei „Molotow“ aus unzähligen Kehlen mitgesungen. Äußerst feurig war es zeitgleich auch am Galactic Fortress, der burgähnlichen Psy-Trance-Bühne, auf der am Nachmittag Techno-Yoga geboten wurde und nach Sonnenuntergang gedankenverlorene Dancemoves angesagt waren. Da soll noch einer sagen, ein Festivalbesuch sei nicht entspannend.

Hip-Hop-Offensive
Auf der Green Stage regierte am Donnerstag König Hip-Hop, vorwiegend deutscher Machart. Nach dem US-Act Dounia, die mit einer Mischung aus R‘n‘B und Pop das bunte Treiben eröffnete, waren nämlich Künstler wie Finch Asozial (der Name darf als Programm verstanden werden), Greeen oder der stets abliefernde Dauerbrenner Dendemann angesagt. Ein durchaus humoristisch angehauchter Abschluss war schließlich von Alligatoah zu erwarten. Heute geht es u.a. mit der Swedish House Mafia und den Prophets Of Rage in die nächste Runde.

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