Betrugsversuch im Netz

Wiener: „Ab da kam mir das Ganze spanisch vor“

Wien
13.08.2019 19:52

Da ahnt man erst nichts Böses, will etwa seine Autoreifen veräußern, stellt dazu eine Verkaufsanzeige ins Internet und erhält schon bald eine Nachricht eines Interessenten. Man einigt sich auf einen Preis, klärt sämtliche Modalitäten zur Kaufabwicklung - und ganz plötzlich ist dann doch alles anders. Eine Speditionsfirma kommt ins Spiel, Geld müsse an diese überwiesen werden, dringend, denn man wolle ja den Verkauf so schnell wie möglich abwickeln. Wenn man beim Verkaufen im Netz im schlimmsten Fall gehörig draufzahlt - derartige Betrugsmaschen sind in Österreich schon längst kein Einzelfall mehr.

Mit seiner Geschichte hatte sich nun ein Leser an krone.at gewandt - nicht zuletzt, um auch andere Menschen vor derartigen Betrügereien zu warnen. „Ich habe zuletzt gute Erfahrungen mit dem Verkauf von Gegenständen via Kleinanzeigen gemacht, und dachte auch diesmal, dass es reibungslos vonstattengehen wird“, so der Wiener, der lieber anonym bleiben möchte.

Nur kurz, nachdem er seine Winterreifen jüngst im Netz zum Verkauf angeboten habe, hätte sich bereits ein Interessent gemeldet. Der Name des Mannes ließ auf italienische Herkunft schließen, so manches sprachliches Hoppala in der nachfolgenden E-Mail-Korrespondenz führte der Wiener ebenso auf dessen Herkunft zurück. „Schlussendlich haben wir uns auf einen Preis geeinigt, der Mann erklärte mir noch, dass er sich melden würde, sobald das Geld auf mein Konto überwiesen und eingelangt ist.“ Tatsächlich erhielt der Wiener nur Tage später weitere Nachrichten - sowohl vom Kaufinteressenten als auch von der vermeintlichen Spedition -, dass das Geld überwiesen worden sei. Als Beweis sollte eine angebliche Kopie des Zahlungsauftrages der Bank dienen, berichtet der Leser.

„Ich will etwas verkaufen und soll jetzt selbst zahlen?“
„Das war dann der Moment, ab dem mir das Ganze spanisch vorkam. Denn plötzlich hieß es, der Interessent habe 300 Euro an eine Speditionsfirma gezahlt, die die Reifen abholen und zu ihm transportieren würde. Sobald ich den von ihm ausgelegten Betrag beglichen hätte, würde alles Weitere in die Wege geleitet“, erklärt der Pensionist. „Ganz ehrlich - ich will ja etwas verkaufen und soll jetzt selber etwas zahlen? Da kann ja was nicht stimmen.“

Und tatsächlich: Bei Recherchen im Internet - auch mit der genannten IBAN-Nummer des Kontos, auf den der 300-Euro-Betrag eingezahlt werden sollte - stieß der Pensionist sofort auf zahlreiche Warnungen in diesem Zusammenhang. „Es ist einfach eine freche, dreiste Betrugsmasche. Natürlich habe ich kein Geld überwiesen und den Kontakt umgehend eingestellt.“

Cybercrime-Delikte weiter auf dem Vormarsch
„Betrug ist ein sehr häufiges Delikt, mit dem die Polizei laufend konfrontiert ist“, erklärt Polizeisprecher Harald Sörös gegenüber krone.at. Es passiere in ganz unterschiedlichen Facetten, angefangen vom Neffentrick über Bestell- und Internetbetrug. Zwar werde seitens der Exekutive stets in solchen Fällen mit Tipps und Hinweisen versucht, die Bevölkerung zu sensibilisieren, doch ein Blick auf die Statistik zeigt, dass Betrügereien im Internet nach wie vor auf dem Vormarsch sind. So stieg laut Kriminalstatistik 2018 die Zahl der angezeigten Fälle von Internetkriminalität um 16,8 Prozent von 16.804 im Jahr 2017 auf 19.627 (2018) Straftaten. Die Aufklärungsquote lag im Vorjahr bei 37,4 Prozent.

Auch diverse Portale im Internet haben sich bereits der „Jagd“ auf dreiste Betrüger verschrieben, bzw. sammeln Erfahrungen geprellter Opfer und geben Hilfestellung. So bestätigt auch Declan Hiscox von der Website „Watchlist Internet“ zahlreiche Meldungen, gerade im Bereich Kleinanzeigen. „Die Vorgehensweise ist dabei immer die gleiche.“ Ebenso leider auch das oftmalige Ergebnis: „Sämtliche Überweisungen landen direkt in den Händen der Kriminellen und sind verloren.“ Genaue Zahlen über Meldungen würden zwar nicht dokumentiert. „Allerdings können wir mit Sicherheit behaupten, dass diese mehrmals wöchentlich bei uns eingehen.“

Präventionstipps:

  • „Beweisen Sie Hausverstand“, rät etwa die Polizei. Meist seien Täter dann erfolgreich, wenn Unerfahrenheit gepaart mit Leichtgläubigkeit im Spiel ist.
  • Den Kauf und Verkauf, wie etwa bei Kleinanzeigenplattformen grundsätzlich vorgesehen, möglichst von Angesicht zu Angesicht abwickeln.
  • Versand von Waren ins Ausland vermeiden oder selbst organisieren. Keine unbekannten Treuhandunternehmen akzeptieren.
  • Banken bezüglich angeblicher Zahlungsbestätigungen kontaktieren.

Tipps für Betroffene:

  • Jeglichen Kontakt einstellen und keinerlei Überweisung tätigen.
  • Auf mögliche Drohungen (etwa Interpol oder andere Institutionen oder Anwaltsschreiben) nicht reagieren.
  • Hat man bereits Geld überwiesen, umgehend die Bank kontaktieren. Zumeist jedoch stehen die Chancen auf eine Rückholung des Geldes eher schlecht.
  • Anzeige bei der Polizei erstatten.

Verdächtige Sachverhalte im Internet können zudem an die Internetmeldestelle im Bundeskriminalamt unter against-cybercrime@bmi.gv.at gemeldet werden. Auch stehen Spezialisten unter der Telefonnummer 059133 kostenlos und österreichweit zur Verfügung.

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