Geheimwaffe explodiert

Will Moskau Atomunfall bei Raketentest vertuschen?

Ausland
11.08.2019 15:14

Erst mit mehrtägiger Verzögerung haben die russischen Behörden Details zu einem atomaren Unfall preisgegeben, der sich am Donnerstag auf einem Militärstützpunkt am Weißen Meer ereignet hat. Nach den am Wochenende vorliegenden Informationen kamen bei dem Vorfall bis zu sieben Menschen ums Leben. Es gab außerdem eine atomare Verstrahlung von bis zu 2,0 Microsievert pro Stunde.

Trotz der Veröffentlichung mehrerer Erklärungen von Verteidigungsministerium, der Atombehörde Rosatom und der russischen Armee blieben einige Fragen ungeklärt. So stellten die Behörden nicht klar, ob die von Rosatom bestätigten fünf Todesfälle eigener Mitarbeiter um zwei Todesfälle von „Spezialisten“ ergänzt werden müssen, die kurz nach dem Unglück von der Armee bekannt gegeben wurden. Außerdem gab es unterschiedliche Angaben zum Ausmaß der atomaren Verstrahlung - was in der betroffenen Region zu Panikkäufen von Jod-Tabletten führte.

Unfall mit atomar betriebener Rakete
Erst am Samstag wurde der atomare Charakter des Unglücks von den Moskauer Behörden eingeräumt. Rosatom teilte mit, seine Beschäftigten seien damit beauftragt gewesen, die „isotopische Energiequelle“ für eine Rakete zu betreiben, die auf der Plattform getestet wurde. Dabei dürfte es sich nach Einschätzung von Jeffrey Lewis vom US-Institut für Internationale Studien in Middlebury um eine atomar betriebene Rakete von Typ 9M730 Burewestnik (Bild unten) handeln. Diese Rakete, die im Februar erstmals vom russischen Präsidenten Wladimir Putin vorgestellt wurde, wird im NATO-Jargon auch als SSC-X-9 Skyfall bezeichnet.

Das Unglück ereignete sich auf dem Testgelände Nyonoska, das rund 30 Kilometer von der Stadt Sewerodwinsk entfernt ist. Die dortigen Behörden stellten am Donnerstag zunächst die Information auf die städtische Homepage, dass „ein kurzer Anstieg des Strahlenniveaus“ festgestellt worden sei. Diese Information wurde dann aber wieder gelöscht.

Am Wochenende erklärte Valentin Magomedow vom örtlichen Katastrophenschutz, die atomare Verstrahlung habe während einer halben Stunde bei 2,0 Microsievert gelegen. Der reguläre Höchstwert beträgt 0,6 Microsievert pro Stunde. Die Umweltorganisation Greenpeace erklärte unter Berufung auf Mitarbeiter eines Atomforschungszentrums, die Verstrahlung habe länger als eine Stunde bei 2,0 Microsievert gelegen.

Panikkäufe von Jod-Tabletten
In der Stadt Sewerodwinsk, die 190.000 Einwohner hat, setzten am Freitag Panikkäufe von Jod-Präparaten ein. „In einer Stunde war der gesamte Vorrat ausverkauft“, sagte eine Apothekerin. Boris Schuikow vom Institut für Nuklearforschung in Moskau erklärte, isotopische Energiequellen würden vor allem in der Raumfahrt genutzt und stellten für die Nutzer normalerweise keine Gefahr dar. Die von ihnen ausgehende Radioaktivität sei „absolut nicht vergleichbar mit der von ernsthaften Unfällen in Reaktoren“, so der Experte.

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