Putin-Propagandasender

Kritik und Spott nach Straches erstem TV-Interview

Österreich
10.08.2019 13:09

Ausgerechnet dem russischen Propagandasender RT von Präsident Wladimir Putin hat Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache sein erstes TV-Interview seit Bekanntwerden der Ibiza-Affäre gegeben. Dass diese Entscheidung für Kritik, Unverständnis und auch Spott sorgt, verwundert nicht - schließlich begann der Skandal mit einem Treffen auf Ibiza mit einer vermeintlichen russischen Oligarchennichte, an die Strache und der ebenfalls zurückgetretene Johann Gudenus vor knapp drei Monaten unter anderem Österreich und die „Krone“ verscherbeln wollten. Strache gibt sich allerdings weiterhin überzeugt: „Je näher wir Russland nach Europa holen, desto friedvoller und wirtschaftlich erfolgreicher kann die Europäische Union sich entwickeln.“

In den vergangenen Wochen kommunizierte Strache hauptsächlich per SMS mit den Medien - so begann er jüngst auch kräftig die Werbetrommel für seine Gattin Philippa zu rühren. Nun wagte sich der über das Ibiza-Video gestolperte Ex-FPÖ-Chef aus der Deckung - und gab ausgerechnet dem russischen Propagandasender RT von Präsident Wladimir Putin sein erstes TV-Interview, was vor allem in den sozialen Medien für Unverständnis und auch Spott sorgt.

Ganz besondere Beziehung zu Russland und Putins Partei
Die FPÖ und insbesondere Strache haben eine ganz besondere Beziehung zu Russland und zu Putins Partei „Einiges Russland“ - das ist kein Geheimnis und war in den vergangenen Jahren immer wieder Gegenstand heftiger Kritik. Wie innig Straches Beziehungen zu Russland sind, stellte er ja nicht zuletzt im Ibiza-Video, das ihn schließlich zu Fall brachte, unter Beweis. Im Interview mit „RT Deutsch“ präzisierte Strache, dass der Beitrag der FPÖ immer so zu verstehen gewesen sei, im Dialog mit Russland „Vermittler“ zu sein.

Man habe ein „Interesse, Konflikte mit Russland zu überwinden. Und das geht nur, wenn man aufeinander zugeht.“ „Widersinnige Sanktionen“ seien jedenfalls nicht die Lösung, denn auch Österreichs Wirtschaft leide darunter. Strache schwebe eine vertiefte Zusammenarbeit „zum Vorteil Europas“ vor. „Je näher wir Russland nach Europa holen, desto friedvoller und wirtschaftlich erfolgreicher kann die Europäische Union sich entwickeln“, gibt sich Strache überzeugt.

Strache wirft Kurz Wortbruch vor
Darüber hinaus ist bei dem fast einstündigen Video, bei dem Strache von Interviewer Thomas Fasbender Themen und Sager fast schon auf dem Silbertablett serviert wurden, nicht viel Neues dabei. So warf Strache seinem ehemaligen Koalitionspartner und Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz Wortbruch vor, als die Regierung scheiterte.

Ausgemacht sei gewesen, dass der Rücktritt Straches die Regierung rette - dann aber sei es „plötzlich“ um den Posten des damaligen Innenministers Herbert Kickl (FPÖ) gegangen. Kurz habe sich nicht an die Bedingungen seines Rücktritts gehalten, sagt Strache. Thema war auch das laut Strache „mehr als ungewöhnliche“ Schreddern von Festplatten des Bundeskanzleramts vor dem Regierungswechsel.

„Habe das Recht, diese sieben Stunden zu sehen“
Zudem kritisierte Strache die Aufdeckerjournalisten der „Süddeutschen Zeitung“, die sich weigern würden, ihm das gesamte Videomaterial auszuhändigen. „Das wäre im Sinne der Aufklärung ein notwendiger Akt, da gerade ich als Betroffener das Recht habe, diese sieben Stunden zu sehen, um einen Beitrag zur restlosen Aufklärung zu leisten“, so Strache.

„Unternehmer bot eine Million für meinen Kopf“
Er sei in diesem Zusammenhang auch „enttäuscht“ von den „politischen Verantwortungsträgern“, dass sie nicht an der restlosen Aufklärung des Skandals - schließlich sei er „illegal und heimlich“ gefilmt worden, um ihm zu schaden - interessiert zu sein scheinen, so Strache. Er selbst vermutet hinter dem Video einen „prominenten österreichischen Unternehmer“. Dieser Unternehmer „mit Einfluss und Kontakten zu ÖVP und NEOS“ habe bereits im Jahr 2015 für seinen „politischen Kopf eine Million geboten“.

„Zeit meines Lebens mit Drogen nichts zu tun gehabt“
Der Ex-Vizekanzler wehrte sich auch ganz klar gegen den „Versuch des gezielten Rufmords“, ihn mit Drogenkonsum in Verbindung zu bringen. Er habe Zeit seines Lebens „mit illegalen Drogen nichts zu tun gehabt und das immer konsequent abgelehnt“, betonte Strache. Auch seien bei dem Treffen auf Ibiza keinerlei Drogen konsumiert worden, „denn hätte ich das gesehen, wäre ich aufgestanden und gegangen“.

Strache weiterhin überzeugt: „Ich habe nichts verbrochen“
Angesprochen auf ein mögliches Comeback des derzeit einfachen FPÖ-Mitglieds sagte Strache, er wolle zunächst die rasche Aufklärung des Skandals sicherstellen, erst dann denke er an eine politische Zukunft. Dass ihn seine Wähler weiterhin in einem politischen Amt sehen wollen, überrasche ihn jedenfalls nicht: Die Menschen würden erkennen, dass ihm mit „diesem politischen Attentat Unrecht“ passiert sei und dass die FPÖ in der Regierungsarbeit „Verlässlichkeit gelebt“ habe. Er habe „nichts verbrochen“.

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