Anschlag der Taliban

14 Tote und 145 Verletzte durch Autobombe in Kabul

Ausland
07.08.2019 13:59

Ein Selbstmordattentäter hat am Mittwoch mit einer vor einer Polizeistation gezündeten Autobombe in Kabul mehr als ein Dutzend Menschen getötet: Nach der gewaltigen Explosion verdunkelte eine massive schwarze Rauchwolke den Himmel über der afghanischen Hauptstadt. Hunderte Zivilisten wurden verletzt. Die terroristische Taliban-Bewegung bekannte sich zu dem Anschlag.

Die Autobombe wurde genau vor dem Eingang des Gebäudes im Westen der Stadt gezündet - die Zerstörung, die auf den Bildern zu sehen ist, ist groß: 14 Todesopfer sind zu beklagen, mindestens 145 Menschen wurden verletzt. In der Nähe des Tatorts befindet sich auch eine Militärschule. Die radikalislamischen Taliban beanspruchten den Angriff für sich und teilten mit, sie hätten ein „Rekrutierungszentrum des Feindes“ ins Visier genommen.

Zeugen berichten von weiteren Angreifern
Augenzeugen berichteten berichteten dem lokalen TV-Sender ToloNews, Schüsse nach der Explosion gehört zu haben. Das Innenministerium dementierte allerdings, dass es weitere Angreifer gegeben habe. Oft dringen nach einer Explosion mehrere bewaffnete Angreifer in Gebäude ein und versuchen dort, weitere Menschen zu töten.

Afghanischer Geheimdienst habe „größtes feindliches Versteck“ zerstört 
Erst in der Nacht auf Mittwoch waren mehrere Explosionen und wiederkehrende Schusswechsel im Zentrum und Norden Kabuls zu hören gewesen. Ein Sprecher des Geheimdienstes NDS, Haris Jibran, teilte über WhatsApp mit, dass Spezialeinheiten des Geheimdienstes mehrere Einsätze gegen Terroristen in verschiedenen Gebieten Kabuls durchgeführt hätten.
Eine Operation sei abgeschlossen, zwei weitere würden andauern. „Das größte feindliche Versteck wurde während der Operationen zerstört“, hieß es. Allerdings gab es keine Angaben, ob Verstecke der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) oder der Taliban angegriffen wurden.

Der Anschlag auf das Polizeigebäude war der 16. größere Angriff in Kabul seit Jänner. Bei den vorherigen 15 wurden laut Behördenangaben fast 100 Menschen getötet und fast 600 verletzt. Allerdings sind Regierungsbeamte dafür bekannt, Opferzahlen für die Öffentlichkeit gering zu halten.

Laut Angaben der UNO-Mission in Afghanistan (UNAMA) ist die Zahl der zivilen Opfer in Afghanistan im Juli signifikant gestiegen. Vorläufigen Ergebnissen zufolge seien mehr als 1500 Zivilisten verletzt oder getötet worden. Dies sei die höchste Monatszahl seit Mai 2017. Damit wurden allein im Juli fast halb so viele zivile Opfer verzeichnet wie im gesamten ersten Halbjahr 2019.

Friedensgespräche führen zu weiteren Eskalationen im Konflikt 
„Mit der Intensivierung der Friedensbemühungen in den vergangenen Wochen hat auch der Konflikt vor Ort zugenommen“, erklärte der UNO-Sondergesandte für Afghanistan, Tadamichi Yamamoto, bei Veröffentlichung der Zahlen Anfang August. Er forderte die Konfliktparteien auf, die militärische Eskalation zur Verbesserung der Verhandlungsposition in den Friedensgesprächen zu unterlassen.

Hochrangige Vertreter der Taliban sprechen seit Juli 2018 mit den USA über eine politische Beilegung des fast 18 Jahre dauernden Konflikts. Aktuell läuft die achte Verhandlungsrunde im Golfemirat Katar. In den vergangenen Tagen hatten sich beide Seiten optimistisch gezeigt, bald zu einer Einigung zu kommen. Laut Taliban-Sprecher Zabiullah Mujahid diskutierte am Mittwoch nur ein Teil der Verhandlungsdelegationen. Ein Komitee arbeite an technischen Fragen.

Bei den Gesprächen geht es vor allem um Truppenabzüge sowie Garantien der Taliban, dass Afghanistan kein sicherer Hafen für Terroristen wird. Die Gespräche sollen in offizielle Friedensgespräche der afghanischen Regierung mit den Taliban münden. Auch ein Waffenstillstand wird diskutiert.

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