Ortschefinnen einig:

„Wir Frauen müssen noch immer 120 Prozent geben“

Steiermark
05.08.2019 17:26

Die eine macht es erst seit ein paar Monaten, die andere ist ein alter Hase in der Branche, so manche ist längst Großmutter, eine junge Kollegin hat ihr Neugeborenes mit: Die Teilnehmerliste beim Bürgermeisterinnen-Treffen in Puch ist bunt. Was die Frauen eint: Sie bilden eine Minderheit in einer Männer-Domäne.

Alle Teilnehmerinnen haben die Anreise ins beschauliche Puch bei Weiz gut hinter sich gebracht. Die Sonne scheint, es wird viel gelacht, besser könnte die Stimmung zu Beginn des 13. Bürgermeisterinnen-Treffens Montagfrüh nicht sein.

Frauen sehen in Männern keine Konkurrenten
Wird hier auch über die Männer gewitzelt? „Nein, auf keinen Fall. Wir stehen ja in keinerlei Konkurrenz mit dem anderen Geschlecht. Viele Kolleginnen haben ihre Partner mitgebracht - und man merkt, diese Männer sind stolz auf ihre Frauen“, erzählt die gastgebende Ortschefin Gerlinde Schneider.

Nur 7,3 Prozent der Gemeinden haben Frauen an Spitze
Beachtung, das haben sie auch wirklich verdient, die 65 Frauen, die noch bis Mittwoch zum „Erfahrungsaustausch und Kräftetanken“ in der Oststeiermark verweilen. Denn sie gehören nach wie vor einer absoluten Minderheit an: „Von 2096 Gemeinden in Österreich haben nur 173 eine Bürgermeisterin. Im Bundesländer-Vergleich liegt die Steiermark mit 21 Damen an dritter Stelle hinter Niederösterreich und Vorarlberg. Im europäischen Vergleich befindet sich Österreich mit einer Frauenquote von 8,3 Prozent immer noch im hinteren Feld. In Frankreich gibt es etwa bereits 16 Prozent Bürgermeisterinnen“, weiß Gemeindebund-Präsident Alfred Riedl. An Mechanismen zur Steigerung der Quote werde gearbeitet.

Vereinbarkeit mit der Familie größte Hürde
Aber was ist es denn, das das weibliche Geschlecht davon abhält, sich für diesen Beruf zu entscheiden? „Frauen haben es nach wie vor weit schwerer, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Es ist einfach so, dass es noch immer die Frauen sind, von denen alles erwartet wird beziehungsweise die sich selber für alles verantwortlich fühlen“, meint Gerlinde Schneider. Und: „Wir Frauen müssen immer noch 120 Prozent geben.“

Die Mutter zweier erwachsener Kinder hatte Glück: „Ich habe einen sehr verständnisvollen Mann, mit dem ich bald 30 Jahre verheiratet bin. Da geht vieles leichter“.

An den eigenen Schwächen wachsen
Als Bürgermeisterin der Bezirkshauptstadt Liezen hat Roswitha Glashüttner alle Hände voll zu tun. Vor 21 Jahren nahm ihre politische Karriere im Sozialreferat ihren Anfang, geändert hätte sich seither einiges: „Natürlich waren Frauen damals noch stärker in der Minderheit und nicht alle Erfahrungen waren angenehm. Aber: Man wächst bekanntlich mit der Herausforderung. Man wird mit der Zeit selbstbewusster und, vielleicht das Wichtigste, man lernt mit den eigenen Schwächen besser umzugehen und wandelt diese im besten Fall sogar zu Stärken um“, sagt die 61-jährige Dreifach-Mutter.

Der größte Gewinn für eine Gemeinde mit einer BürgermeisterIN? „Die gute Gesprächskultur“, sind sich die Damen unisono einig. „Sowohl im Gemeinderat als auch mit den Bürgern.“

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