Online-Betrug boomt

Nigeria: Die geheime Welt der Liebesschwindler

Digital
31.07.2019 16:03

Sie täuschen große Gefühle vor und nehmen ihre Opfer am Ende doch nur aus: Liebesschwindler, die sich im Netz etwa als Soldat auf Auslandseinsatz ausgeben, sich in die Herzen einsamer Frauen chatten und diese letztlich abzocken. In Nigeria sind sogenannte Love Scams für manche Männer ein einträglicher Beruf. Die Liebesschwindler haben sogar Fibeln geschrieben, um schnell den Weg ins Herz ihrer Opfer zu finden.

Das Phänomen gab es schon, als man sich noch per Modem ins Internet einwählte. Doch die Mails angeblicher afrikanischer Prinzen der digitalen Frühzeit waren leichter durchschaubar als der professionelle Schwindel, der heute auf Plattformen wie Facebook stattfindet. Die „New York Times“ hat sich in der geheimen Welt der Liebesschwindler umgesehen und skizziert in einem aktuellen Artikel, wie die Love Scammer aus Afrika arbeiten.

Schwindler geben sich als einsame Soldaten aus
Am Anfang jedes Liebesschwindels steht dabei eine falsche Identität. Die Schwindler legen sie sich zu, indem sie - offenbar eine erfolgversprechende Maskierung - auf Facebook und Instagram nach US-Soldaten suchen, ihre Bilder herunterladen und dann damit Fake-Profile anlegen. Damit sehen sie sich wiederum auf Facebook nach Opfern um, vorzugsweise in Gruppen mit vielen Single-Frauen. Zu Hunderten werden potenzielle Opfer angeschrieben, in aller Regel beißt eine Handvoll an. Sie werden in Privat-Chats auf Facebook oder WhatsApp gelockt und dort bearbeitet.

Hat die Frau angebissen, wird Geld gefordert
Über Wochen und Monate bauen die Liebesschwindler eine emotionale Beziehung zu ihren Opfern auf, raspeln Süßholz und schwärmen von einer gemeinsamen Zukunft. In Gruppen auf WhatsApp und Facebook tauschen die Betrüger dafür sogar Fibeln mit Liebesbekundungen und Gesprächsstoff aus. Glauben sie, ein Opfer für sich gewonnen zu haben, wird Geld gefordert - über Überweisungsdienste wie Western Union, aber heute durchaus auch in Form von Amazon-Gutscheinen oder iTunes-Guthaben, das sich am Schwarzmarkt wieder zu Geld machen lässt.

Wenig Jobs und wenig Lohn erzeugen viel Love Scam
Dass ausgerechnet Nigeria als Hotspot der Liebesschwindler gilt, hat mehrere Gründe - ökonomische ebenso wie sprachliche. Zu den wirtschaftlichen Gründen zählt, dass in dem Land mit seinen 190 Millionen Einwohnern hohe Arbeitslosigkeit und ein niedriges Lohnniveau herrschen. Liebesschwindel ist also einträglicher als ein ehrlicher Job - wenn man überhaupt einen findet. Weil die Amtssprache Englisch ist, ist es für Liebesschwindler zudem einfach, sich mit ihren Opfern zu verständigen und nicht durch fehlerhaftes Englisch als Betrüger entlarvt zu werden. Dass es in dem Land im Gegensatz zu anderen afrikanischen Staaten eine vergleichsweise gut ausgebaute Internet-Infrastruktur gibt, spielt ihnen ebenfalls in die Hände.

„Es bringt Geld, aber es schadet dem Herzen“
Dass ihr Handeln nicht nur illegal, sondern auch moralisch verwerflich ist, ist den Liebesschwindlern dabei durchaus bewusst. Viele behaupten von sich, nur wegen ihrer prekären ökonomischen Situation betuchte Frauen im Ausland auszunehmen, manch einen beißt sein Gewissen, manche wollen mit der Zeit selbst Gefühle für ihre Opfer entwickelt haben. Ein 35-Jähriger Liebesschwindler, der schon seit 20 Jahren im „Geschäft“ ist, zur „New York Times“: „Liebesschwindel ist nicht wirklich empfehlenswert. Denn auch wenn es Geld einbringt, schadet es dem Herzen“.

Armee und Facebook können nur wenig tun
Facebook und die US-Armee können gegen die Masche mit dem liebesbedürftigen falschen US-Soldaten wenig tun. Bei Facebook weist man zwar darauf hin, dass man betrügerische Konten lösche, wenn man sie entdecke und Software einsetze, die solche Konten suche und erkenne. Gelingt es einem Liebesschwindler, vor der Löschung ein paar Frauen auf andere Kanäle wie WhatsApp zu locken, hat er sein Ziel aber schon erreicht - und nutzt nächstes Mal einfach ein neues Fake-Konto.

Auch die US-Armee sucht aktiv nach Konten, die mit gestohlenen Bildern der eigenen Belegschaft erstellt wurden und schult Soldaten in puncto Privatsphäre. Aber auch das dämmt das Geschäft mit der falschen Liebe bislang kaum ein. „Wenn man eine Social-Media-Plattform bittet, ein Fake-Konto zu löschen, tut sie es. Aber nach 15 Minuten gehen noch mehr online“, sagt US-Armeesprecher Chris Grey.

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