Erlaubt, aber heikel!

Hakenkreuze im neuen „Wolfenstein“ spalten Handel

Digital
30.07.2019 10:45

„Wolfenstein“ war immer das Paradebeispiel: Bis vor einem Jahr war es in Deutschland in Computerspielen - im Gegensatz zu Filmen - nicht erlaubt, Nazi-Symbolik zu zeigen, wenn der Spieler Hitlers Schergen bekämpft. Spiele für den deutschen Markt wurden zensiert, Hakenkreuze durch andere Symbole ersetzt. Damit ist 2019 Schluss und mit „Wolfenstein: Youngblood“ ist in Deutschland erstmals ein unzensierter Nazi-Shooter am Markt. Eine deutsche Version ohne NS-Symbolik gibt es trotzdem - und bei Händlern wie Media-Saturn oder Microsoft bekommt man nur die.

Das vor wenigen Tagen veröffentlichte „Wolfenstein: Youngblood“ - die bisherige Durchschnittswertung laut metacritic.com beträgt 74 von 100 Punkten - ist in Deutschland in einer lokalisierten und einer internationalen Fassung erschienen. Beide haben eine Jugendfreigabe ab 18 Jahren, beide geizen nicht mit Blut und Gewalt.

Doch einen gravierenden Unterschied gibt es: In der deutschen Version kämpft man gegen ein nicht näher benanntes „Regime“ mit roten Armbinden mit weißem Kreis und dreieckigem Symbol drin. In der internationalen Version gegen schlichtweg gegen Nazis.

„Wolfenstein“ früher nur zensiert zu bekommen
Das war auch schon bei früheren Ablegern der populären Shooter-Reihe so. Damals wurde die internationale Version der Spiele in Deutschland gar nicht offiziell angeboten. Bei „Youngblood“ haben die User erstmals die Wahl zwischen der ungeschnittenen internationalen und der deutschen Version mit Regime statt Nazis.

Zumindest bei Händlern wie Amazon oder Steam. Manch ein Anbieter - etwa Media Markt und Saturn, aber auch Microsoft und der Spielehändler Gamestop - geht trotz neuer Rahmenbedingungen auf Nummer sicher und bietet nur die Version ohne Hakenkreuze an.

Händler scheuen „sensiblen Inhalt“
Das tue man wegen des „sensiblen Inhalts“, zitiert das Branchenmagazin Gameswirtschaft.de aus einer Erklärung von Media-Saturn. Bei Microsoft und Gamestop dürfte man ähnliche Hintergedanken gehabt haben, als man sich zum Boykott der internationalen Version von „Wolfenstein: Youngblood“ entschieden hat.

Der Verzicht auf den Verkauf der internationalen Version ist umso bemerkenswerter, weil es in der Gaming-Szene in den letzten Jahrzehnten mit Unverständnis aufgefasst wurde, dass Hakenkreuze in Filmen wie „Der Soldat James Ryan“ für die Behörden kein Problem darstellen, in Spielen wie „Wolfenstein“ dagegen sehr wohl.

Gleichstellung von Spiel und Film für Entwickler Erfolg
Die Regelung galt, bis 2018 Film und Spiel gleichgestellt wurden und seither verfassungsfeindliche Symbole zeigen dürfen, wenn das der „Kunst oder Wissenschaft, der Darstellung von Vorgängen des Zeitgeschehens oder der Geschichte dient“. Für Spieleentwickler ist die neue Regelung in ihrem Bestreben, Computerspiele zur gesellschaftlich anerkannten Kunstform zu machen, ein großer Erfolg.

Dass einige Händler trotzdem am Boykott der internationalen Fassung von „Wolfenstein: Youngblood“ festhalten, dürfte für sie aber wohl auch Beleg dafür sein, dass es wohl noch eine Weile dauern wird, bis Film und Spiel auch in der Wahrnehmung auf ihr Image bedachter Unternehmen oder auch Politiker gleichwertige Kunstformen sind.

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