Großes Risiko

Unwetter im Gebirge: Retter selbst in Lebensgefahr

Steiermark
29.07.2019 06:05

Sechs verletzte Bergretter, eine tote Frau, ein durchnässter, entkräfteter Kletterer: Der Samstag hatte es in den steirischen Bergen in sich. Die Gefahr von Gewittern wird immer wieder unterschätzt. Von einem Schauer überrascht werden kann aber im Jahr 2019 niemand mehr, sind sich Experten einig.

„Heutzutage lassen sich Gewitter gut vorhersagen“, weiß Karl Gabl, weltweit anerkannter Meteorologe und Präsident des Kuratoriums für alpine Sicherheit. „Wir können zwar nicht präzise prognostizieren, wo sie niedergehen, aber dass es Gewitter geben wird.“ Dieser Meinung ist auch Stefan Schröck, stellvertretender Leiter der steirischen Bergrettung: „Mittlerweile hat jeder ein Handy, die Wetter-Apps zeigen, wann es gefährlich wird.“

Viele würden dennoch unterschätzen, wie schnell es einen Wetterumschwung in den Bergen geben kann. Entscheidend ist die Tourenplanung. Gabl betont: „Man darf bei Gewittergefahr keine Kammwanderung oder Überschreitung machen.“ Schröck warnt wegen der Stahlseile auch vor Klettersteigen - selbst in nicht so großer Höhe: Der Unfall mit den Bergrettern in Palfau geschah ja genau auf einem solchen Steig.

Auf Modetouren versagt jede „Zeitrechnung“
Gabl rät bei kritischem Wetter auch von sogenannten Modetouren ab. Dort kann es in schwierigen Passagen zu regelrechten Staus kommen. „Da versagt dann jede Zeitrechnung“, warnt der Experte. Somit steigt die Gefahr, von einem Gewitter „erwischt“ zu werden. Generell gilt: Je früher man am Morgen zu einer Tour aufbreche, desto größere Sicherheitsreserven trage man im Gepäck mit.

Gerade Touristen würden laut Stefan Schröck auch bei schlechtem Wetter nicht im Tal bleiben: „Sie wollen oft jeden Tag ihres Urlaubs nutzen.“ Auch Weitwanderer sind vielfach darauf erpicht, ihr Programm ungeachtet der (widrigen) Umstände durchzubringen.

Gerät ein Alpinist bei einem Unwetter in Not, müssen die Einsatzkräfte das Risiko für sich selbst genau abwägen. Schröck: „Es sollen nicht 20 bis 30 Bergretter in sehr große Gefahr gebracht werden.“

Im Fall der toten Tschechin am Bosruck mussten laut Einsatzleiter Günther Unterberger von der Bergrettung Selzthal 26 Personen aufsteigen, um die noch verbliebenen zwölf Mitglieder der Gruppe, die geschockt waren, sicher zurück ins Tal zu bringen. Der Zeitdruck war hoch, denn die nächste Gewitterfront war schon im Anmarsch

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Steiermark



Kostenlose Spiele