Heli-Stützpunkt Sölden

Luftkampf über Tirol: Rote Engel schlagen zurück!

Tirol
28.07.2019 14:00

Die Konkurrenz am Tiroler Himmel ist groß. Vor allem, seit der bekannte Unternehmer Roy Knaus mit Heli Tirol mitmischt. Seitens des ÖAMTC sah man seinen Markteintritt schon fast als Majestätsbeleidigung. „Mir wurden viele Prügel vor die Beine geworfen“, sagt Knaus im Gespräch mit der „Krone“. Etwa mit untergriffigen Aussagen, die schon in Richtung Kreditschädigung gingen. Jetzt schlagen die roten Engel aber zurück.

Es war Anfang Juni, als Gesundheits-LR Bernhard Tilg und der Matreier Bürgermeister Andreas Köll Roy Knaus zu einem Termin in Lienz eingeladen haben. Mit der Bitte, er möge doch einen Notarzthubschrauber samt Crew im Osttiroler Matrei stationieren, um in einem Kombi-System „Boden-Luft“ die Versorgung zu verbessern. „Und zwar deswegen, weil sie dort ein großes Problem mit der Abdeckung der Notarztbereitschaft durch die niedergelassenen Ärzten haben“, schildert Knaus. Seit Anfang Juli ist Heli Tirol mit Hubschrauber und Crew (Pilot, Notarzt und Flugretter) an der Isel stationiert. „Wir haben vereinbart, dass der Notarzt unter Tag fliegt und in der Nacht Dienst mit dem Auto versieht“, sagt Knaus, Chef des drittgrößten Luftfahrtunternehmens in Österreich. Er hat 35 Hubschrauber und beschäftigt 270 Personen - davon 120 Notärzte auf Werkvertragsbasis und 40 Piloten. Nur AUA und Easyjet sind größer. Seitens des ÖAMTC, der ebenfalls einen Stützpunkt in Osttirol betreibt, sah man das als Angriff der Konkurrenz. Und so unterstellte man Knaus, dass er „leise, still und heimlich an allen Behörden vorbei“ seinen Heli Martin 4 auch für den Sommerbetrieb in Osttirol installiert hätte. Ohne Zustimmung des ÖAMTC!

Alpin 2 aus Rache im Ötztal stationiert?
„Das ist eine mutwillige Unterstellung - ich wurde darum gebeten und bin dem Ersuchen des Landes nachgekommen die notärztliche Versorgung im Iseltal zu unterstützen“, stellt Roy Knaus dazu fest. Quasi als „Rache“ hat der ÖAMTC in der Folge seinen Hubschrauber Alpin 2 in Sölden stationiert - in jenem Gebiet, welches im Sommer von Heli Tirol mit den Stützpunkten in Bruggen bei Längenfeld und Karres entsprechend abgedeckt ist. „Seitens des ÖAMTC hat man sogar angegeben, dass die Besetzung des Stützpunktes Sölden auf Wunsch des Eigentümers, der Bergbahnen, erfolge. Meine Recherchen haben ergeben, dass das nicht stimmt“, sagt Knaus. Und er hat noch weitere Recherchen angestellt.

Illegaler Flugbetrieb des ÖAMTC in Sölden?
„Dabei hat sich herausgestellt, dass die zweimotorigen Rettungshubschrauber in Sölden nicht in Kategorie- A-Startverfahren betrieben werden können“, erklärt Knaus. Das hängt mit einer seit 1995 bekannten Regelung, die 2014 zu einer EU-Verordnung wurde, zusammen. „Via Flughandbuch wird genau geregelt, wie ein Helikopter zu starten und zu landen hat. Diese Voraussetzung wird am Stützpunkt in Sölden nicht erfüllt. Dort kann das Flugprofil, um in der höchsten Flugleistungsklasse 1 im Rettungsflugbetrieb zu operieren, nicht erfüllt werden. Für andere Einsatzarten darf der Heliport an- und abgeflogen werden, für zweimotorigen Rettungsflugbetrieb nicht. Der ÖAMTC fliegt dort daher seit Jahren - leise, still und heimlich - illegal“, vermutet Knaus. Er hat die Austro Control eingeschalten, die bereits „ermittelt“. Er geht davon aus, dass die gelben Engel in ein bis zwei Wochen nachweisen müssen, wie sie das Flugprofil erfüllen, oder andernfalls ihren Betrieb einstellen müssen.

Und das sagt der ÖAMTC
Die Stationierung unseres Notarzthubschraubers Alpin 2 in Sölden erfolgte keineswegs als „Rache“ für die Stationierung von Martin 4 in Matrei. Es ist vielmehr so, dass wir als gemeinnütziger Verein dazu gezwungen waren, um den wirtschaftlichen Schaden zu minimieren bzw. abzuwenden, der uns aus der nicht vereinbarungskonformen Stationierung von Martin 4 entsteht. Anzumerken ist auch, dass die Stationierung von Alpin 2 in Sölden vorab mit allen anderen Flugrettungsbetreibern in Tirol akkordiert worden ist und - im Gegensatz zu Martin 4 - ihre Zustimmung gefunden hat. Als Grund für die Stationierung von Martin 4 in Matrei wird Ärztemangel im bodengebundenen Notarztdienst in der Region angegeben. Wenn das tatsächlich der Fall ist, stellt sich die Frage, warum nicht bei allen Flugrettungsbetreibern in Tirol um Unterstützung angefragt wurde. Auch ist diskussionswürdig, warum bei einem etwaigen Ärzte-Engpass überhaupt ein Notarzthubschrauber stationiert werden muss und nicht z.B. ein Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) zum Einsatz kommt. Leider haben unsere Gespräche mit den zuständigen Beamten in der Tiroler Landesregierung hier keine Erkenntnisse gebracht und wurde auch unser Angebot, bei für uns tätigen Notärzten für den bodengebundenen Nachtdienst zu werben, abgelehnt.

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