Nach Gehirnblutung

Eltern waren unter Verdacht: „Haben Horror erlebt“

Steiermark
26.07.2019 07:00

Wenn es um den Verdacht von Kindesmisshandlung geht, sind sich alle einig: Besser dreimal zu viel kontrolliert als einmal zu wenig! Eine junge Grazer Familie aber erlebte wegen eines solchen Vorwurfs über Monate hinweg die Hölle. Obwohl sich nun ihre Unschuld herausgestellt hat, bleiben ein Makel und hohe Kosten.

Jacqueline G. und Markus W. aus Graz haben die allergrößte Freude mit ihren entzückenden Zwillingsbuben Henry und Theo. Absolute Wunschkinder, geliebter Familienmittelpunkt. Daher wandten sich die besorgten Eltern sofort vertrauensvoll an die Grazer Uniklinik, als Henry im Oktober 2018, damals sieben Monate alt, das Bewusstsein verlor. Zahlreiche Untersuchungen folgten - der Albtraum begann.

Aus allen Wolken gefallen
„Uns wurde mitgeteilt, dass unser Sohn kleine Gehirnblutungen hat“, so der Vater. „Wir fielen aus allen Wolken, haben uns die größten Sorgen um unser Kind gemacht.“ Und dann der nächste Schlag: „Wir wurden mit dem Verdacht der Kindesmisshandlung konfrontiert. Unser Schock war unbeschreiblich!“ Was die Eltern besonders traf: „Wir bekamen nicht einmal die Chance, uns ordentlich zu rechtfertigen oder unsere Unschuld zu beteuern. Wir haben uns ohnmächtig gefühlt, es war der blanke Horror.“

Maschinerie setzte sich in Gang
Die übliche Maschinerie setzte sich in Gang, die Staatsanwaltschaft wurde eingeschaltet. Sofort wurde auch Henrys Bruder Theo (ergebnislos) auf Misshandlungsspuren untersucht. „Wir mussten acht Monate lang jede Woche ins Jugendamt zur Kontrolle. Es wurde überlegt, ob uns die Kinder abgenommen werden und zu Pflegefamilien kommen, da laut Ärzten akute Misshandlungsgefahr bestand!“

„Nur ein Arzt stand zu uns - er ist unser Held“
„Ein einziger Arzt ist zu uns gestanden und hat uns geholfen - er ist unser Held.“ Professor Hans Eder, Neurochirurg an der Uniklinik, schickte der Staatsanwaltschaft bereits im Dezember eine Stellungnahme. Fazit: Beim sogenannten Schütteltrauma kommt es bei auf diese Weise misshandelten Kindern zu Blutungen in der Netzhaut. Eder: „Diese hatte der Bub allerdings nachweislich nicht.“ Und für die Gehirnblutungen fand der Experte eine klare Erklärung: „Weil Henrys Kopf etwas größer ist, können solche Blutungen ganz leicht auch im normalen Umgang entstehen.“

Staatsanwalt stellte Ermittlungen ein
Die Staatsanwaltschaft hat nach acht Monaten Martyrium schließlich die Ermittlungen eingestellt. Für die Familie bleiben ein ewiger Makel, hohe Anwaltskosten - „und ein Horror, den wir sicherlich nie vergessen werden“.

KAGes verteidigt Vorgangsweise
Aus der Stellungnahme der Spitalsgesellschaft KAGes: „Jeder Verdachtsfall wird durch die interdisziplinäre Kinderschutzgruppe beurteilt. Die Tragweite einer Meldung oder Anzeige ist dabei allen Beteiligten bewusst und erfolgt daher nie leichtfertig.“

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