Urlaubs-Gschichtln

Jesolo, der süßeste aller Albträume

Kärnten
20.07.2019 05:55

„Wer eine Reise tut, der hat was zu erzählen“, heißt es. Aus Jesolo kann man die Geschichten der (Strand-)Nachbarn mitbringen, denn nirgendwo sonst taucht man so schnell in die Privatsphäre der Massen. Urlaubsreporterin Anna Haselwanter im süßesten aller Albträume.

Zwei Staus, drei Nahtoderfahrungen und diverse italienische Schimpfwörter (man will sich ja anpassen) - so in etwa lautet die Bilanz einer ganz normalen Anreise nach Jesolo. Denn obwohl es wieder keiner gewesen sein will - alle fahren an die Adria. Zwischen niederländischen Wohnmobilen, unzähligen Lkw und fröhlichen Österreichern, die aus dem Auto von der Spur nebenan herüberwinken, fährt man in Richtung Sehnsucht Meer. Pinienbäume, Spielhallen, „Gelato“ und - man kann es nicht oft genug betonen - halb Österreich erwartet einen im typischsten aller Urlaubsorte. Aber was macht all das so reizvoll?

„Wir steigen aus dem Auto, und die Kinder laufen zum Strand, sie kennen den Weg schon - es ist unkompliziert und schön“, sagt etwa Maria Ziller aus Henndorf am Wallersee. Tatsächlich bauen die drei Kids glückselig Sandburgen. Die Augen funkeln, die Hände schaufeln. Seit ihrer eigenen Kindheit kommt Maria schon hierher, schätzt es, „einfach einmal nichts zu tun“, während die Kinder Erinnerungen sammeln, die sie bestimmt irgendwann den eigenen Kindern erzählen werden.

Ihr Mann Simon lernte Jesolo erst als Erwachsener kennen - aber ebenfalls sehr schätzen. „Es ist kinderfreundlich, die Anreise kurz, man kann alles einfach ins Auto werfen und muss nicht überlegen, wie viele Kilogramm man packt.“ Sieht man den glücklichen Kindern so zu, scheint es so schlecht tatsächlich nicht zu sein.

Mit Oma und Opa im Urlaub
Das sehen auch Stefanie und Manuel so. Das Paar ist ebenfalls mit den zwei Kindern hier und kann in drei Punkten zusammenfassen, warum es sie nach Jesolo verschlägt: „die kurze Anreise, die längste Einkaufsmeile Europas und die Großeltern, die mitkommen können“. Mit kleinen Kindern zu fliegen sei einfach anstrengend, schildert das Paar. Wenn hier etwas sein sollte, der Nachwuchs etwa krank wird, sei man in dreieinhalb Stunden zu Hause.

Reihe um Reihe, Schirm um Schirm, Liege um Liege: 15 Kilometer lang ist der Strand in Jesolo - trotzdem beträgt der persönliche Entfaltungsraum etwa einen Quadratmeter. Man liest, man schläft, man lacht - und ist der Witz gut genug, lacht der Nachbar eben mit.

Matthias und Isabella aus dem Burgenland stört das nicht. Im Gegenteil: „Ich freue mich immer, wenn ich den Dialekt von zu Hause höre“, sagt Isabella. Ihr Freund Matthias nickt: „Man lernt neue Leute kennen, hat gemeinsam eine Gaudi. Das ist doch leiwand!“

Geliebte Spielhölle
Zu laut, zu bunt und viel zu grell. Alle fünf Meter steht in Jesolo ein Kinder-Las-Vegas. Euro für Euro wird dort in Automaten gesteckt, die niemals nie was ausspucken - und wenn man doch einmal Glück hat, erwischt der Greifarm garantiert nicht jenes Stofftier, das das brüllende Kind so gerne gehabt hätte. Und doch: Als die silbernen Münzen kalt in meinen Händen liegen, beginne ich eine Zeitreise in einige meiner schönsten Kindheitserinnerungen.

Wie aufgeregt wir waren, als wir uns vor Papa aufstellten, um endlich die heiß ersehnten Gettoni in Empfang zu nehmen. Pochenden Herzens rannten wir in die Spielhallen, fuhren Autorennen, angelten um die Wette und schlugen so lange mit dem Hammer auf auftauchende Maulwürfe, bis es Blasen auf den Händen gab. Als ich den Hammer viele Jahre später wieder in die Hand nehme, gesellt sich ein kleines Kind zu mir, gemeinsam vernichten wir die Maulwürfe. Verflixtes Jesolo, geliebte Spielhölle.

„Die meisten Österreicher kaufen die Krone“
Seit dem Jahr 1981 steht Rosetta in ihrem Zeitungsgeschäft auf der Einkaufsmeile in Jesolo. Verändert hat sich seither nicht viel: „Viele sind Stammgäste, kommen Jahr für Jahr“, erzählt sie. Man kennt sich, man vertraut sich. „Wenn ich gerade hinten bin, nehmen sie die Zeitung und lassen das Geld am Tresen liegen.“ Wohin die Österreicher am öftesten greifen? Zur „Krone“ natürlich! „Fast alle kaufen die ,Krone‘, sagt Rosetta, die Deutsch spricht und nicht nur die Leute, sondern auch unser Land mag. „Da ist so viel Schnee im Winter.“

Anna Haselwanter, Kronen Zeitung

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