„Idomeneo“

„Mozart schaut uns über die Schulter“

Salzburg
19.07.2019 14:33

Regie-Star Peter Sellars hat für Salzburg bereits im Jahr 1992 Messiaens „Saint Fancois d‘Assise“ inszeniert. 2017 war der „Titus“ dran, und heuer wird der „Opern-Erneuerer“ zusammen mit dem Dirigenten Teodor Currentzis für den „Idomeneo“ sorgen. Zwei Wochen vor der Premiere in der Felsenreitschule luden die Festspiele auf der Presseterrasse zu einem Talk über diese zentrale Neuproduktion.

 Regie-Star Peter Sellars hat für Salzburg bereits im Jahr 1992 Messiaens „Saint Fancois d‘Assise“ inszeniert. 2017 war der „Titus“ dran, und heuer wird der „Opern-Erneuerer“ zusammen mit dem Dirigenten Teodor Currentzis für den „Idomeneo“ sorgen. Zwei Wochen vor der Premiere in der Felsenreitschule luden die Festspiele auf der Presseterrasse zu einem Talk über diese zentrale Neuproduktion. Und Sellars schwärmt über den jungen Dirigenten nicht weniger blumig: „Currentzis ist ein Visionär. Zusammen mit dem Freiburger Barrockorchester und dem musicAeterna Choir aus Perm (Currentzis‘ hauptsächlicher Wirkungsstätte, Anm.) schafft er innere Räume für Sänger - in jedem Takt eine neue Welt“, sagte Sellars. „Das wirft neues Licht auf Mozarts wildes Jugendwerk, da sind plötzlich Klänge zu hören, die an Volksmusik, an intellektuellen Pop, an Disco und viele andere Stile erinnern.“

  Der in Samoa geborene Ausstatter Lemi Ponifasio erläuterte sein Bühnenkonzept so: „Ohne zu viel verraten zu wollen, aber im ‘Idomeneo‘ geht es ganz zentral um den Ozean. Ich versuche, Räume der Ruhe zu schaffen. In der Atmosphäre der Stille besteht die Möglichkeit, sich die eigene Existenz bewusst zu machen.“

  Sellars und Currentzis haben nicht alle, aber viele Rezitative gestrichen. Außerdem fallen eine Reihe von Arien weg, der neue „Idomeneo“ dürfte einer der kürzesten werden. „Das ist natürlich heikel, besonders hier in Salzburg, wo uns die Familie Mozart permanent über die Schultern schaut. Aber wir betonen den bruchlosen, symphonischen Fluss. Das macht den ‘Idomeneo‘, von dem Mozart selbst keine ultimative Version hinterlassen, sondern immer wieder herumgedoktert hat, noch intensiver“, sagte Sellars, und Currentzis ergänzte: „Ich bin sicher, Mozart selbst hätte viele Rezitative gerne weggelassen. Aber jedes Wort im Libretto wurde vom Vater mitbestimmt. Das Libretto ist im Vergleich zur Musik billig. Bei Da Ponte-Opern kann man das nicht machen, aber hier weiß jeder, worum es geht, und kein Mensch braucht ein Holzhammer-Rezitativ.“

  So wie es im „Titus“ um Gnade gehe, so gehe es im „Idomeneo“ um eine autoritäre Vater-Sohn-Beziehung und um Notwendigkeit, sich zu ändern, erläuterte Sellars: „Das ist brandaktuell, die autoritären Konzepte sind zum Scheitern verurteilt. Mit Schuld kann die Welt nicht gerettet werden. Wenn wir uns nicht ändern, wird die Welt in der wir heute leben, bald nicht mehr existieren. Mozart hat bei aller brennenden Wut, von der er als 23-Jähriger beseelt war, die Höflichkeit nie vergessen und immer inklusiv gewirkt. Das müssen wir auch wieder lernen.“

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