Deponie-Pläne

Gutachter sehen geringe Gefahr für Kufstein

Tirol
19.07.2019 08:00
In Kufstein gehen nach der vom Land Tirol einberufenen mündlichen Verhandlung, in der es um die Inbetriebnahme einer Baumassenaufbereitungsanlage inklusive der Zwischenlagerung von Asbest ging (die „Krone“ berichtete), die Wogen hoch. Denn laut verschiedener Gutachter wird – und zwar unverständlicherweise – in allen Belangen eine äußerst geringe Gefahr für Mensch und Umwelt bei diesem Großprojekt gesehen.

Da die Medien bei dieser von der Umweltabteilung des Landes durchgeführten Verhandlung keinen Zutritt hatten, traf sich die „Krone“ mit Bürgern und Politikern, die dabei waren. Der Betriebswirt und dreifache Familienvater Roman Kobetzky gründete die Bürgerinitiative „Kein Asbest in Kufstein“. Er schildert: „Zum einen wird der krebserregende Stoff Asbest in Kufstein-Süd direkt neben einem großen Wohngebiet und dem Bezirkskrankenhaus Kufstein gelagert. Zum anderen ist auch der immense Lärm der geplanten Brechanlage ein für Mensch und Tier nicht zumutbarer Umstand. Deshalb fordert die Bürgerinitiative echte Messungen im echten Betrieb mit echten Betonbrocken bei Volllast. Erst dann können die theoretischen Angaben seriös überprüft werden.“

„Grünes“ Nein zur Gefahrenstoffdeponie
Lakonisch teilt die Grüne Sprecherin des Bezirkes Kufstein, Iris Kahn, mit: „Geht’s der Wirtschaft gut, geht’s nicht allen gut. So tituliere ich das geplante Projekt, bei welchem schon die Präsentation der Antragsteller in keinster Weise die Ängste der Menschen ausräumen konnte. Ganz im Gegenteil, es wurden noch viele weitere Fragen aufgeworfen. Die Gesundheit der Bevölkerung muss über wirtschaftlichen Interessen stehen. Deshalb gibt es von den Grünen ein klares Nein zur geplanten Deponie.“

Info-Veranstaltung war reine Pflichtübung
In dieselbe Kerbe schlägt die 70-jährige Renate Peer als unmittelbar betroffene Anrainerin: „Die Präsentation des Projektbeauftragen war eine reine Formsache – besser noch, eine Pflichtübung! Nach konkreten Fragen betreffend der Freisetzung von astbesthaltigem Staub und Mineralfasern musste der Projektbeauftragte schließlich aber zugeben, dass eine solche Freisetzung rein theoretisch möglich sei. Laut einem Fachgutachter können die asbesthaltigen Stäube des Lagers bei einem Hochwasser niemals in die Kufsteiner Tiefbrunnen gelangen. Jedoch wenn dieses hochgefährliche Gift einmal in der Umwelt und im Wasser ist, kann es laut Erfahrungswerten überall hingelangen.“

155 Lkw-Fahrten pro Tag zusätzlich
Der Kufsteiner Stadtrat Herbert Santer (GKL) und FPÖ-Stadtparteiobmann Kurt Mayer sprechen die zusätzliche Verkehrsbelastung in der von dieser Problematik ja schon stark mitgenommenen Bezirkshauptstadt an: „Die Zu- und Abfahrt zum Betriebsgelände über den Autobahnzubringer Kufstein-Süd mit zusätzlich 12.500 Lkw-Fahrten pro Jahr führt dazu, dass die derzeit bereits stark überlastete Straße im Dauerstau versinken wird. Die Bewohner aus zumindest 25 Gemeinden des Bezirkes Kufstein müssen aber, wenn sie das Krankenhaus Kufstein aufsuchen wollen, über den Autobahnzubringer Kufstein-Süd zufahren. Ebenfalls die unzähligen Gäste und Urlauber, die den Eiberg nutzen, und die unzähligen Fernzüge, die den Tankstellentourismus nutzen. Dadurch werden die notwendigen Zufahrten von Rettungsfahrzeugen zum Spital mit Sicherheit noch deutlich erschwert.“

Verärgert ist Mayer über die Aussage eines Gutachters: „Der meinte, dass die Brecheranlage und die täglich zusätzlichen 155 Lkw aus seiner Sicht keine erhöhte Gefahr für Kufstein darstelle. Ein Witz!“

Asbestlager neben einem Krankenhaus
Carl Miller, der ärztliche Leiter des BKH Kufstein: „Eine Asbestverarbeitung in nur 280 Metern Entfernung führt dazu, dass alle Menschen einem erhöhten gesundheitlichen Risiko ausgesetzt werden. Dies gilt für die 1200 Mitarbeiter sowie die Schüler, die sich täglich ungeschützt am Standort des BKH Kufstein befinden. Ganz besonders gilt dies auch für kranke Menschen, deren Immunsystem bereits entscheidend geschwächt ist. Denn bei der Entstehung von Krebs durch Asbestexposition spielen immunologische Prozesse eine wesentliche Rolle.“

Hubert Berger, Kronen Zeitung

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