Prozess in Innsbruck

Mit Südafrika-Deals: Tiroler Anleger geschädigt

Tirol
19.07.2019 15:00

Die Hintergründe könnten einem Filmdrehbuch entstammen: Am Landesgericht Innsbruck war nun ein 49-Jähriger angeklagt, der mit dubiosen Kfz-Investments in Südafrika mehrere Anleger um Erspartes gebracht haben soll (laut Anklage 443.000 Euro). Sollte ihm als Rache der kleine Finger abgeschnitten werden?

„Blendend“ musste das Auftreten des gestern eher unscheinbaren Salzburger Angeklagten gewesen sein. Er überzeugte Anleger, in Südafrika zu investieren. Etwa in so genannte „Cash Converter“ (Pfandleihhäuser) und im Kfz-Bereich. Von abenteuerlichen Renditen von 30 bis 40 Prozent war die Rede. Über einen Bekannten biss auch ein Innsbrucker (60) an, der sich als Gastronom viele Jahre Geld erspart hatte.

Vertrauern erlangt
Zunächst flossen 15.000 Euro, die der Anleger schon nach einer Woche vollständig retour erhielt. „Das Geschäft hat nicht geklappt“, hatte der Angeklagte eingeräumt. Mit dieser „Ehrlichkeit“ erlangte er noch mehr Vertrauen. Nun investierte der Gastronom 80.000 Euro, nach kurzer Zeit erhielt er 42.000 Euro als „Gewinnanteil“ retour. Nach weiteren Investitionen begannen aber plötzlich die Vertröstungen durch den 49-Jährigen. Immer klarer wurde: Das Geld ist futsch.

Neun Vorstrafen wegen ähnlicher Delikte
Der Fall landete letztlich bei der Staatsanwaltschaft, die gegen den Salzburger Anklage wegen gewerbsmäßigen schweren Betruges erhob. Neun Mal (!) ist der 49-Jährige wegen ähnlicher Fälle bereits vorbestraft. Beim Prozess betonte der Verteidiger, dass sein Mandant auch selbst überzeugt gewesen sei, dass die Geschäfte funktionieren würden. Weil die Vorbereitungsfrist für den Verteidiger zu kurz war, beantragte er eine Vertagung. Dem wurde stattgegeben.

„Handschuh-Mann“ soll Finger abschneiden
Der Fall hat noch eine zweite groteske Facette: Der verzweifelte Gastronom hatte sich an einen Anwalt (in Wahrheit ein Ex-Anwalt) gewandt, der ihm helfen sollte. Der Rechtsstaat sei hier „zahnlos“, soll der Jurist gesagt haben - man müsse sich selbst helfen. Der 60-Jährige traf sich dann mit einem Mann, der mit einem großen Auto durch Innsbruck fährt und sich „Handschuh-Mann“ nennt. Er ist auf Geldeintreibungen spezialisiert und soll sich bei einem Treffen mit dem Gastronomen geeinigt haben, dass er dem Salzburger für 10.000 Euro den kleinen Finger abschneidet! Daraufhin wurde der 60-Jährige verhaftet, denn der „Handschuh-Mann“ war ein verdeckter Ermittler. Der Ex-Anwalt hatte bei der Polizei Alarm geschlagen. Ermittlungen gegen den Wirt wegen versuchter „Selbstjustiz“ wurden aber eingestellt.

Andreas Moser

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