Kritik an Windkraft

Alpenverein sieht „Angriff auf das Grüne Herz“

Steiermark
17.07.2019 17:45

Sie liefern grüne Energie und sind dennoch umstritten: Windräder. Die Steiermark plant einen Ausbau und hat ein neues Sachprogramm vorgelegt. Das provoziert aber viel Gegenwind, gerade in den betroffenen Regionen. Auch vom Alpenverein kommt jetzt Kritik, er sieht einen „Frontalangriff“ auf das steirische Randgebirge. Besonders um die Koralm, das „Grüne Herz“, herrscht Sorge.

Das neue steirische Windkraft-Programm legt fest, welche Gebiete sich besonders für Windkraft eignen - und in welchen neue Anlagen ausgeschlossen sind. Es gibt aber viel Kritik am Entwurf, jetzt auch vom Alpenverein: Das Programm sei weitgehend hinter verschlossenen Türen ausgehandelt worden, es fehle ein Einblick in die genaue Datenlage, meint Liliana Dagostin, Leiter der Naturschutzabteilung.

Der Alpenverein sorgt sich um die alpine Landschaft („sie bietet Identität“), gerade auf der weststeirischen Koralm. Die radikale Position: keine neuen Windräder in der Steiermark, stattdessen müsse der Fokus wesentlich stärker auf Energie-Einsparung gelegt werden.

„Es herrscht Goldgräberstimmung“
Der politische Wind dreht sich in der Steiermark derzeit aber in eine andere Richtung: Ein deutlicher Ausbau wird angestrebt: Zu den derzeit 97 Windkraftanlagen mit 237 Megawatt-Leistung (laut IG Windkraft) könnten 70 weitere mit etwa 200 Megawatt Leistung kommen. Dagostin formuliert es so: „Es herrscht Goldgräberstimmung.“

Widerstand in den Regionen
Widerstand gegen das Wind-Programm, das im Herbst endgültig beschlossen werden soll, formiert sich auch in den Regionen: Im Oberen Murtal haben mehr als 2000 Personen eine Petition gegen die Vorrangzone Bocksruck-Habring unterzeichnet, auch drei Kommunen lehnen das durch einen Gemeinderatsbeschluss ab. In Stanz im Mürztal stimmten bei einer Bürgerbefragung 64 Prozent gegen einen Ausbau auf über 30 Windräder in der Region.

Aufregung um Zone am Kraubatheck
Auch am Kraubatheck gibt es wieder Aufregung. Nachdem 2013 Windpark-Pläne bekannt wurden, machten Grundbesitzer mobil, verwiesen auf gefährdete Vogelarten. Mit Erfolg: Das Gebiet wurde zum Naturschutzgebiet erklärt. Dass nun im Entwurf nur ein Teil des Höhenrückens zur Ausschlusszone erklärt werden soll, lässt auch bei Peter Ivankovics, dem Rechtsanwalt der Grundstücksbesitzer, die Alarmglocken schrillen: Bleibt doch eine Hintertür für Windräder offen?

Doch das Land scheint einzulenken: Bei der finalen Version soll das gesamte Gebiet Ausschlusszone sein, wie der „Krone“ am Mittwoch mitgeteilt wird.

„Unser Vertrauen wurde missbraucht“
Zurück zum Alpenverein: Dessen Widerstand gegen Windkraft hat einen konkreten Anlass. Als 2017 der Windpark Handalm auf der Koralm in Betrieb ging, habe das Gericht ein Vogelmonitoring festgeschrieben, das bei Vogelschwärmen die Anlagen automatisch ausschaltet. Das habe die Energie Steiermark aber bis heute nicht umgesetzt, kritisiert Dagostin: „Unser Vertrauen wurde missbraucht.“

Bei der Energie Steiermark verweist man darauf, dass derzeit kein funktionierendes Radar mit einer entsprechenden Abschaltautomatik am Markt verfügbar sei. Man setze bis dahin daher auf die Beobachtung durch Vogelexperten.

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