Keine Pächter mehr

Auf ein letztes Mahl in der Stube des Lewisch

Tirol
15.07.2019 08:00
Es ist das Ende einer Ära: Das Traditionsgasthaus Lewisch im Innsbrucker Saggen schließt zum Jahresende – für immer, weil sich kein neuer Pächter fand. Die Gäste schätzen die gute Stube für die einfache Tiroler Küche und das urige Ambiente. Köchin, Wirtin und Pächterin Theresa Fessler hört schweren Herzens auf.

Die kleine Stube des Lewisch existiert seit über 100 Jahren und ist doch so zeitlos wie die Abertausenden Schnitzel, die dort jahrzehntelang lang serviert wurden. „Ich habe von Gästen oft ‘Hier schmeckt’s wie bei Oma’ gehört“, erzählt Pächterin Theresa Fessler. Für die junge Köchin endet mit der Schließung am Ende des Jahres ein Lebensabschnitt. Für den Saggen eine Ära. Von der Stehbierhalle über vier Pächter hin zu dem, was es heute ist: Das Lewisch setzte stets auf traditionelle Küche in traditionellem, urigen Ambiente.

Weder Konkurrenz noch verirrte Touristen
„Die Leute kamen, sahen sich alles an und meldeten sich dann halt nie wieder“, schildert Fessler die sechsmonatige Suche nach einem neuen Pächter mit Humor. Sie entschied aus persönlichen Gründen, das Gasthaus aufzugeben – doch auch ein wirtschaftlicher Faktor trug zum Entschluss bei.

Keine Touristen in der Gegend
Als die gelernte Modedesignerin das Lewisch vor mehr als drei Jahren übernahm, gab es in der Gegend noch das „Fink“ und den “Rosengarten“. Beide sind inzwischen geschlossen, aus letzterem sollen angeblich Wohnungen gemacht werden. „Konkurrenz befruchtet.“ Auch verirren sich Touristen nicht in die Gegend.

Ein traditionelles Menü ohne viel Tam Tam
„Bei uns müssen die Gäste keinen Zettel ausfüllen, ich weiß einfach, dass Klaus zum Beispiel keine Karotten mag oder ähnliches“, schilder Fessler die Besonderheit des Lokals. Auch das Menü trägt seinen Teil dazu bei. Die Gerichte haben alle den selben Flair: Vom Schnitzel bis zum Rohnengröstl ist alles Hausmannskost. „Die Leute fragen mich oft, warum ich nie etwas ändere“, erzählt die junge Köchin. „Aber wenn ich hier einen auf Fusionsküche mache, passt das einfach nicht zum Ambiente.“ Außerdem ist die junge Frau der Ansicht, dass traditionelle Küche in Innsbruck nicht mehr so prominent vertreten ist. Die Gäste kann Fessler mit nur einem Wort definieren: bunt. „Es kommen oft junge Leute. Dann gibt es da aber auch den Heli, der seit 60 Jahren bei uns isst.“ Zu Mittag speisen Bauarbeiter, am Abend vielleicht sogar der Bürgermeister.

Gäste und Fessler sind wehmütig gestimmt
Wie haben die treuen Esser auf die bevorstehende Schließung reagiert? „Es gibt nur eine Meinung und zwar, dass es schade ist“, kann Fessler mit Überzeugung sagen. Auch sie selbst hat noch nicht ihren Frieden damit gefunden. „Es ist die richtige Entscheidung. Trotzdem, ich habe viel Arbeit, Herzblut und Liebe in das alles hier gesteckt“, gibt die junge Selbstständige ihrem Wehmut Ausdruck.

Lewisch noch bis Ende des Jahres für alle da
Bevor in einigen wenigen Monaten allem ein Ende gemacht wird, möchte sie das Wirtshaus noch feiern. „Ich kann derzeit nichts Genaues sagen, aber das Programm wird sehr vielseitig ausfallen“, kündigt sie an und fügt hinzu: „Wir sind noch da!“ Wer also noch auf ein Bier oder ein Schnitzel vorbeikommen möchte, hat noch bis Ende des Jahres Zeit.

Das Lewisch hat von Mo bis Fr 11.30 bis 14.30 und 18 bis 24 Uhr in der Bienerstraße 19 geöffnet.

Mirjana Mihajlovic
Mirjana Mihajlovic
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