Abfall-Importe

Südostasien will nicht „Müllhalde der Welt“ werden

Ausland
09.07.2019 10:31

„Wir wollen nicht die Müllhalde der Welt werden!“ So oder ähnlich lautet der wütende Aufschrei zahlreicher südostasiatischer Staaten, die sich gegen die Einfuhr von Plastikabfällen aus westlichen Staaten wehren. Dutzende Container mit unsortiertem Abfall sind in den vergangenen Wochen von den Philippinen, aus Malaysia und Indonesien an die Herkunftsländer - darunter die USA, Kanada, Australien, Frankreich, Deutschland und China - zurückgeschickt worden.

Hintergrund des jüngsten Abfall-Streits ist, dass China im vergangenen Jahr entschieden hatte, kein gebrauchtes Plastik aus anderen Ländern mehr zu verarbeiten, um die eigene Umweltbilanz zu verbessern. Lange Zeit hatte die Volksrepublik einen Großteil des Plastikmülls zu Recyclingzwecken importiert. Seitdem finden große Kunststoffmengen ihren Weg nach Südostasien. Allein die Einfuhr von Plastikabfällen nach Malaysia hat sich seit 2016 verdreifacht.

Malaysia schickt „ohne Gnade“ zurück
Die malaysische Umweltministerin Yeo Bee Yin sagte Ende Mai während eines Besuchs in Port Klang, dem größten Hafen des Landes, der Müll werde „ohne Gnade“ dorthin zurückgeschickt, wo er hergekommen sei. Ihr Land lasse sich nicht von Industrieländern unter Druck setzen. „Wir verlangen den Stopp dieser Müll-Lieferungen.“ Ein großes Problem sei auch, dass der Abfall zum Teil falsch deklariert sei. Die Container seien gefüllt mit „verunreinigten, nicht sortenreinen, nicht recycelbaren Plastikabfällen minderer Qualität“. Diese Abfälle landeten in Betrieben, die nicht über die nötigen Anlagen verfügten, um den Müll „auf umweltfreundliche Weise“ zu recyceln.

Philippinischer Präsident drohte Kanada mit „Krieg“
Ein jahrelanger Streit zwischen Kanada und den Philippinen ist heuer eskaliert. Präsident Rodrigo Duterte drohte dem nordamerikanischen Land sogar mit „Krieg“. Kanada erklärte sich darafhin bereit, den Müll zurückzunehmen. Ende Juni sind knapp 70 Schiffscontainer mit kanadischem Müll im Hafen von Vancouver angekommen. Der Müll war zwischen 2013 und 2014 von einer kanadischen Firma in das südostasiatische Land geschickt worden. Das Unternehmen hatte ihn fälschlicherweise als komplett recycelbar gekennzeichnet. Der Müll soll nun in eine kanadische Müllverbrennungsanlage gebracht werden, um Energie daraus zu gewinnen. Es handelt sich um eine Mischung aus Papier- und Plastikabfällen, Elektroschrott und Restmüll.

Zueltzt haben indonesische Behörden mehr als 210 Tonnen Müll zurück nach Australien geschickt. Es handelt sich erneut um unsortierten und zum Teil gefährlichen Abfall. Nach Behördenangaben hatte das australische Unternehmen Oceanic Multitrading die Container mithilfe der indonesischen Firma PT versendet.

UNO-Pakt zur Regulierung des Exports von Plastikmüll
Mitte Mai hatten bei einem UNO-Treffen in Genf rund 180 Länder einen Pakt im Kampf gegen Plastikmüll geschlossen und ein Abkommen zur Regulierung des Exports von Plastikmüll unterzeichnet. Plastikabfälle sollen in Zukunft nur noch frei gehandelt werden, wenn sie gereinigt und gut sortiert sind und sich recyceln lassen. Für den Export anderer Plastikabfälle soll künftig weltweit eine Zustimmung der Behörden der Export- und der Importstaaten erforderlich sein. Der Export schlecht recycelbarer Abfälle aus der EU in Entwicklungsländer soll ab 2021 untersagt werden.

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