Sommer immer heißer

Der Klimawandel bringt die Städte ins Schwitzen

Steiermark
08.07.2019 07:30

Alarmstufe rot! Die steirischen Städte haben ein Hitze-Problem, vor allem die Landeshauptstadt Graz. Die Anpassung an den Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Hat die Politik den Ernst der Lage erkannt? Ideen und Konzepte sind vorhanden, teilweise mangelt es jedoch an der Umsetzung.

Seit ein paar Jahren ist es in Graz im Sommer kaum noch auszuhalten: Die Zahl der Hitzetage hat massiv zugenommen. Und auch in der Nacht kühlt es nicht mehr so ab wie früher. „Man hat das lange Zeit als Wetterkapriolen abgetan“, sagt Werner Prutsch, der Leiter des Grazer Umweltamts. „Aber wenn man sich die Zeitreihen (siehe Grafiken unten, Anm.) anschaut, gibt es keinen Zweifel mehr: Der Klimawandel ist Realität!“

Wir müssen lernen, damit zu leben. Nicht auf irgendeinem Weltklimagipfel, in unseren Rathäusern müssen Maßnahmen ergriffen werden, damit die Menschen in unseren Städten nicht eingehen.

Das fängt beim Bauen an. Die Häuser in Graz sind gebaut für kalte Winter, nicht für heiße Sommer. Dass man in Zeiten wie diesen mit Glasgebäuden noch Architektenwettbewerbe gewinnt, kann Prutsch nicht verstehen. Man könne nicht überall Klimaanlagen einbauen - der Stromverbrauch würde ins Astronomische steigen.

Graz könnte in der Zukunft mit Fernkälte gekühlt werden
Aus diesem Grund wird die Machbarkeit von Fernkälte geprüft. Wie bei der Fernwärme wird dabei die industrielle Abwärme genutzt. Nur eben nicht zum Heizen, sondern um Gebäude zu kühlen. Das geschieht mit Absorptionskältemaschinen; in Wien, Linz und St. Pölten gibt es das bereits.

Graz hat eine Strategie zur Klimawandelanpassung. Seit 2015 werden jedes Jahr zwei Millionen Euro in die Grünraumsicherung investiert. Das hat jedoch nichts daran geändert, dass es in manchen Stadtteilen zu wenig davon gibt. Vor allem im dicht verbauten Bezirk Jakomini: Dort sind jetzt aber immerhin drei so genannte „Pocket-Parks“, das sind kleine Parks, geplant.

Die zunehmende Verbauung ist überhaupt ein großes Thema in Graz. Es gibt seit Jahren einen starken Zuzug. Und ein Ende dieser Entwicklung ist nicht in Sicht. Um zu verhindern, dass die Murmetropole zur Betonwüste wird, will die Stadt einen maximalen Versiegelungsgrad für alle Bauplätze festlegen. Dazu muss jedoch zuerst das Land das Raumordnungsgesetz ändern. Für gewisse Zonen gibt es das jetzt schon: im gesamten innerstädtischen Bereich und in großen Stadtentwicklungsgebieten wie den Reininghausgründen und der Smartcity beim Bahnhof.

Baumfällungen erhitzen häufig die Gemüter
Ein erklärtes Ziel ist auch die Ausweitung des Baumbestandes. „In den letzten Jahren sind aber Tausende Bäume in Graz gefällt worden, vor allem am Murufer“, kritisiert Grünen-Stadträtin Judith Schwentner politische „Flachwurzler“. Apropos Mur: Der Fluss ist eine „Frischluftschneise“ - für Bauprojekte gibt es daher einen Mindestabstand.

Dachgärten stehen ebenfalls auf der To-do-Liste. Die sind nicht nur gut für das Stadtklima, sondern entlasten bei Starkregenereignissen, die auch eine Folge des Klimawandels sind, die Kanalisation - und verhindern somit Überschwemmungen. Begrünte Fassaden gibt es in Graz bis dato nur sehr wenige. Prutsch glaubt das Problem zu kennen: „Sie sind, trotz Förderung der Stadt Graz, einfach zu kostspielig.“ Vorzeigeprojekt ist das steirische Uniqa-Headquarter in der Annenstraße.

Ärgerlich: Viele Vorgärten von Gründerzeithäusern sind zubetoniert worden und werden als Parkplätze genutzt. Mittlerweile ist das verboten. Die Stadt hat da leider lange nur zugeschaut.

Sprühnebel zur Abkühlung von Plätzen
Auf den Plätzen in der Innenstadt steht an schwülen Tagen die Hitze. Der Tummelplatz soll nächstes Jahr im Sommer mit einem Sprühnebel (die Technik kommt von der Grazer Firma Rauch) gekühlt werden.

Auf die Frage, ob bisher genug getan wurde, antwortet Prutsch: „Nein!“ Das sieht auch der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) so: Er appelliert an alle, „die vielen bereits laufenden Anstrengungen weiter zu verstärken“.

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