Groteske

Jahrelanger Streit um gesperrte Brücke

Salzburg
08.07.2019 10:50
Seit 2015 gibt es in Maishofen Aufregung um eine gesperrte Brücke, die eigentlich Teil des Tauernradweges ist. Anfangs ging es um eine verweigerte Baulandwidmung, nun auch um das Tiroler Kuh-Urteil.

Da staunten Spaziergänger und Radfahrer nicht schlecht, als sie im Frühjahr 2015 eines Morgens auf der Uferstraße in Maishofen unterwegs waren und plötzlich vor einer Sperre standen. Die Uferstraße ist eigentlich ein Feldweg, der vom Ortsteil Schönhofen über die weit und breit einzige Saalachbrücke zum Oberhausgut führt. Von dort geht es weiter nach Gerling und Saalfelden – oder vielmehr: ging es weiter. Denn seit jenem Morgen im April 2015 ist die Verbindung gekappt.

Mehr als vier Jahre später werden Radfahrer, die von Zell am See Richtung Saalfelden unterwegs sind, noch immer vom Maishofener Zentrum über den Ortsteil Mitterhofen nach Schönhofen geleitet – und stehen dann vor der Sperre. Salzburgs längste Radfahrer-Sackgasse.

Kein Bauplatz für weichende Kinder

Erboste Bürger beschwerten sich 2015 bei der Gemeinde, lokale Medien berichteten, der Tourismusverband schaltete sich ein – kein Zufall: Denn die Strecke war nicht nur bei Spaziergängern, Hundebesitzern, Joggern und Pedalrittern beliebt, sondern war und ist eigentlich noch immer Teil des Tauernradweges. Und der Radtourismus ist mittlerweile im Mitterpinzgau fast so wichtig wie das Skifahren.

Hintergrund der Sperre des Weges und damit auch der Brücke war eine verweigerte Baulandwidmung, wie Oberhausbauer und Grundbesitzer Hannes Gensbichler der „Krone“ bestätigt. Zwei Parzellen hätte die Familie für weichende Kinder bebauen wollen. Die damalige Landesvize Astrid Rössler (Grüne) lehnte aber aus rechtlichen Gründen die Ausweisung von Bauland mitten im Grünland ab – und wurde von der örtlichen ÖVP rund um Bürgermeister Franz Eder zur eigentlichen Verursacherin der Weg- und Brückensperre abgestempelt. „Das Land hat uns damals nicht helfen können“, sagt Eder heute diplomatisch. Und: „Man muss das Eigentum respektieren.“

Dass die gesperrte Saalachbrücke in den Achtzigerjahren mit Mitteln des Landes Salzburg und damit mit Steuergeld errichtet wurde, ist weder für die Gemeinde, noch für den Grundeigentümer ein Thema. „Die Brücke hätte sowieso gebaut werden müssen“, meint Gensbichler. Er ist heute übrigens der einzige, der sie benützen kann. Und daran soll sich auch nichts ändern: „Der Weg wird nicht mehr aufgemacht.“

Die Motivlage Gensbichlers hat sich in den vergangenen vier Jahren geändert. „Die Situation mit den Radfahrern ist extrem geworden. Ich treibe dort das ganze Jahr über meine Kühe. Rechtlich kann ich es mir einfach nicht leisten, den Weg wieder aufzumachen“, verweist er auf das Tiroler Kuh-Urteil. Ein Richter hat vergangenen Februar einen Almbauern aus dem Stubaital zu 490.000 Euro Schadenersatz verurteilt, weil 2014 eine 45-jährige Touristin aus Rheinland-Pfalz von einer seiner Kühe attackiert worden war und bei dem Unfall starb.

Weitere Sperren könnten folgen

Ein weiterer Grund für die Sperre sind undisziplinierte Hundebesitzer: „Es wird immer mehr alles verdreckt“, ärgert sich Gensbichler. Er wisse von anderen Bauern, dass auch diese überlegen, aus den gleichen Gründen Wege zu sperren.

Maishofens Tourismusobmann Helmut Fersterer gibt allerdings nicht auf: „Momentan geht nichts weiter, aber der Bürgermeister und ich werden wieder Gespräche führen, damit wir das positiv hinbringen. Wir sind nicht zerstritten und können miteinander reden.“ Im Hinblick auf den boomenden Tourismus müsse das Radwegenetz insgesamt ausgebaut werden. „Daher ist es mir ein Anliegen, dass der Weg wieder geöffnet wird.“

Wolfgang Fürweger
Wolfgang Fürweger
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