Facebook-Währung

Libra könnte Zahlungsverkehr verändern

Web
05.07.2019 06:50

Die Ankündigung von Facebook, mit Libra eine eigene Währung zu schaffen, schlägt hohe Wellen. Mit einer Kryptowährung hat das Zahlungsmittel aber wenig gemeinsam. Den beteiligten Unternehmen dürfte es eher um ein Gegenmodell zu Bitcoin und Co gehen.

Das Konsortium rund um Facebook hat mit Libra im Erfolgsfall gute Chancen, den internationalen Zahlungsverkehr zu verändern. Mit namhaften Größen wie Visa, Mastercard und PayPal an der Seite, startet das Projekt mit einem breiten Fundus an Wissen über Zahlungsnetzwerke und deren Infrastruktur.

Ohne die Unterstützung dieser Firmen wären die Aussichten auf Erfolg deutlich geringer: „Ein reines Facebook-Projekt hätte keinerlei Chancen gehabt“, ist Fabian Schär, Professor und Geschäftsleiter am Center for Innovative Finance der Universität Basel, überzeugt. Ein großes Fragezeichen setzt der Blockchain-Experte aber hinter die Ertragsquellen. Denn die Gebühren für Zahlungen sollen laut Facebook verschwindend klein sein. Den „Business Case“ sieht Schär eher in der Verwertung von Zahlungsdaten und im Zinsgeschäft.

Genügend Schlagkraft
Eine Integration von Facebook-Plattformen wie Instagram und WhatsApp würde es dem Konzern ermöglichen, den erfolgreichen „Super App-Modellen“ wie WeChat aus China entgegenzutreten. 
Genügend Schlagkraft besitzt das Konsortium allemal. Unter den bisher 28 Partnern befinden sich neben den großen Payment-Anbietern auch Unternehmen wie eBay, Uber, Lyft und Spotify. Einzig ein klassisches Bankenhaus fehlt. Bekanntlich soll Libra an „harte Währungen“ wie den Dollar, Euro oder Yen gebunden sein, um Wertschwankungen zu minimieren. „Dafür dürfte eine klassische Bank benötigt werden“, lautet Schärs Prognose.

Teilnahme von Banken „nur eine Frage der Zeit“
Dies ist aber nur eine Frage der Zeit, ist David Marcus, CEO der neugegründeten Facebook-Tochter Calibra, überzeugt. Der ehemalige PayPal-Chef und Vize von Facebook Messenger rechnet fest damit, dass sich bis zum Start von Libra im Jahr 2020 „einige Banken“ dem Konsortium anschließen werden, wie er in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Bloomberg sagte. 
Die Chancen, dass es dem Libra-Konglomerat gelingt, die Banken an Bord zu holen, schätzt auch der Blockchain-Experte Schär als „relativ groß“ ein. Zudem gehören dem Verbund auch große Krypto-Unternehmen wie Xapo oder Coinbase an. Diese erbringen bereits heute bankenähnliche Dienstleistungen für Private und Institutionelle.

„PayPal 2.0“
Die neue Internetwährung der in Genf ansässigen Libra Association hat indes nur wenig gemein mit Kryptowährungen wie Bitcoin. „Das System ist weder offen noch zensurresistent angelegt“, erklärt Uniprofessor Schär. Mit den hinter dem Bitcoin stehenden Prinzipien einer zugangsoffenen und nicht von Unternehmen zentral verwalteten Blockchain habe Libra wenig gemeinsam: „Vielmehr handelt es sich um eine Art PayPal 2.0“, lautet sein Fazit. 
Beim Bitcoin kann sich hingegen zumindest theoretisch jeder ohne Auflagen anschließen und zum Konsens der Blockchain beitragen. Und auch Zensur und Transaktionsverbote sind im Bitcoin-Universum schwierig. Zwar können Kryptobörsen geschlossen und Anbieter belangt werden. Ein totales Verbot, geschweige denn ein „Abschalten“ der Blockchain bleibt aber praktisch unmöglich.

Keine Gefahr für bestehende Kryptowährungen
Bitcoin-Anhänger zeigen sich daher überzeugt, dass Libra auch im Erfolgsfall keine Gefahr für bestehende Kryptowährungen darstellt: „Libra ist hauptsächlich eine Konkurrenz für die Banken“, sagte der Präsident der Bitcoin Association Switzerland, Lucas Betschart, letzte Woche an einem Branchenanlass. 
Libra wird - wenn überhaupt - die Notenbanken und Banken beschäftigen sowie Geldtransferdienstleister wie Western Union herausfordern.

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