Angekettete Frau

Selbst AfD-Anhänger über eigenes Wahlplakat empört

Ausland
04.07.2019 11:38

Mit einem aktuellen Wahlkampfplakat hat die rechtspopulistische Alternative für Deutschland in Sachsen sogar unter den eigenen Wählern für Empörung gesorgt. Darauf ist eine nackte Frau zu sehen, die an einen Heizkörper gekettet ist und angstvoll nach oben blickt. Die politische Botschaft die vermittelt werden soll? Wem Frauenschutz wichtig ist, sollte die AfD wählen.

Der Slogan der AfD-Landespartei lautet: „Pfefferspray hilft nicht immer. Gute Politik schon. Darum jetzt AfD.“ Landespressesprecher Andreas Albrecht Harlaß hatte das Bild, das dem Vernehmen nach aus einem Online-Bilderdienst stammen soll, vor wenigen Tagen auf seiner Facebookseite gepostet und in die Runde gefragt: „Wie findet hr die neue Wahlkampf-Plakatkampagne der Sachsen-AfD?“

Die Reaktionen waren verhalten bis entsetzt. „Furchtbar.“ „Das geht gar nicht.“ „Unterirdisch.“ „Hoffentlich ist das ein Scherz.“ Das sind nur einige der zahlreichen Kommentare. Manch einer brachte Zweifel vor, dass damit neue Wähler angesprochen werden können. Laut aktuellen Umfragen liefern sich die regierende CDU und die AfD ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Es ist also möglich, dass am 1. September die Rechtspopulisten den Urnengang gewinnen.

Fotografen-Enkel: „Mein Opa würde sich drei Mal im Grab umdrehen“
Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass die Alternative für Deutschland mit einem Werbeplakat für Wirbel sorgt. Im Mai vor der Kommunalwahl in Leipzig meldete sich sogar die Familie eines früheren Agenturfotografen wegen der Verwendung einer Schwarz-Weiß-Aufnahme aus Leipzig während des Mauerfalls. Als Text neben dem Foto prangte die AfD-Forderung: „Wende für Leipzig“. Der Enkel des bereits verstorbenen Fotografen meinte: „Es macht mich echt traurig, dass ein Bild meines Opas für solche Zwecke entfremdet wird. Würde mein Opa dies wissen, würde er sich drei Mal im Grab umdrehen.“ Die Witwe des Fotografen reichte Klage ein. Das Landgericht Leipzig verhängte eine einstweilige Verfügung.

Bei der Oberbürgermeisterwahl in der sächsischen Stadt Görlitz verärgerte die AfD im Juni nicht nur einen polnischen Fotografen, sondern auch die Online-Partnervermittlung Parship. Ein dunkelhaariges Model des Stockfotografen Jerzy Krol in Kombination mit dem Slogan „Alle 10 Minuten verliebt sich ein Sachse in die AfD“ - und der Wirbel war perfekt.

AfD eroberte beinahe ersten Oberbürgermeisterposten
Zum Wahlsieg bei der Oberbürgermeisterwahl verhalf das Plakat ebenso wenig. In der Stichwahl setzte sich der Christdemokrat Octavian Ursu mit 55,2 Prozent gegen den AfD-Kandidaten Sebastian Wippel durch. Ursu hat rumänische Wurzeln und kam 1990 nach Görlitz, als Solo-Trompeter am Theater.

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