Pestizidkatastrophe

Auch Hausbrunnen von Verunreinigung betroffen

Niederösterreich
16.04.2010 14:42
Ein in Ebenfurth (Bezirk Wiener Neustadt) angesiedelter Pflanzenschutzmittel-Hersteller steht unter dem Verdacht, durch sorglosen Umgang mit Chemikalien den Boden sowie das Grundwasser in der Umgebung verseucht zu haben. Die Verunreinigungen sollen sich nach Angaben der Umweltgruppe des Landeskriminalamtes (LKA) auch auf umliegende Grundstücke ausgebreitet haben, aber auf einen eher kleinen Bereich beschränken, berichtete der Bezirkshauptmann von Wiener Neustadt, Philipp Enzinger.

Das betroffene Gebiet ist nach derzeitigem Wissensstand vermutlich einige Meter breit und rund 2,5 Kilometer lang. Es liegt zwischen Ebenfurth (Bezirk Wiener Neustadt) und Pottendorf (Bezirk Baden). Durch Proben aus Brunnen in der Umgebung sei man auf Spuren von Pestiziden im Wasser aufmerksam geworden, so Enzinger. Die Kanalisation der Firma wurde abgesperrt, es dürften jetzt also keine Chemikalien mehr nachkommen, hieß es. Momentan wisse man von Verunreinigungen in "einer Handvoll Feldberegnungsbrunnen" und einem Hausbrunnen in Pottendorf.

Auch im Bezirk Baden wurden in Hausbrunnen Grenzwertüberschreitungen festgestellt, hieß es bei der zuständigen Bezirkshauptmannschaft. Die Betroffenen werden nun anderweitig mit Trinkwasser versorgt, die Menschen in der Umgebung wurden informiert. Gemeinsam mit der Behörde in Wiener Neustadt sei man nun dabei, auszutesten, wie weit die Verunreinigung reiche. Laut Enzinger werden dafür Proben aus rund 50 Brunnen - die meisten davon landwirtschaftlich genutzt - untersucht. Im Mai sollen die Auswertungen abgeschlossen sein.

Unternehmen streitet unsachgemäße Lagerung ab
Vermutlich seit seinem Einstieg in die Produktion der Pflanzenschutzmittel habe das Unternehmen zu Spitzenzeiten mehr Chemikalien eingekauft, als sie lagern konnte und diese daher im Freien auf Verkehrsflächen deponiert, erklärte ein Ermittler der Umweltgruppe. Dies wurde im vergangenen Jahr von der Agentur für Gesundheit und Ernährungsmittelsicherheit (AGES) angezeigt. Das betroffene Unternehmen streitet die unsachgemäße Lagerung ab – der Hersteller behauptet, die Verunreinigung würde von einem Gebrechen in der Kanalisation herrühren, so das Landeskriminalamt.

Daraufhin fand zwischen 13. und 15. Mai 2009 eine umfangreiche Untersuchung des Firmenareals durch eine Behördenkommission mit Sachverständigen statt. "Dabei sind gewisse Mängel festgestellt worden", hieß es. Die Auswertung der Ergebnisse habe aufgrund des großen Aufwandes lange gedauert, nun stehe aber fest dass es eine Kontaminierung gibt und der Boden saniert werden muss. Der Schaden beträgt rund 360.000 Euro.

Ungeprüfte Pflanzenschutzmittel gelangten in den Handel
In weiterer Folge seien in mehreren Fällen Herstellung, Lagerung und der Verkehr von Pflanzenschutzmittel-Generika sowie die missbräuchliche Verwendung von ausländischen Verkehrsfähigkeits-Bescheinigungen nachgewiesen worden. Zumindest von 2006 bis Mai 2009 dürften ungeprüfte, nicht zugelassene Pflanzenschutzmittel in erheblichem Umfang in Verkehr gebracht worden sein.

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