380-kV-Leitung

Enteignungen verschoben: Verbund lockt mit Geld

Salzburg
01.07.2019 06:01
Der Verbund verschiebt die Enteignungsverfahren für die 380-kV-Leitung auf den Herbst, er lockt neuerdings Gemeinden mit Prämien mit bis zu einer Million Euro. Und Bauern aus dem ganzen Land haben an Landeshauptmann Wilfried Haslauer geschrieben: Sie sind wütend und wollen ein persönliches Gespräch mit ihm.

„Bei mir am Hof waren sie auch schon“, sagt Christoph Karl vom Oberwolfgrub am Adneter Wimmberg: „1000 Euro mehr bekomm ich, wenn ich gleich unterschreibe“, so der Bauer: „Aber wir lassen uns nicht kaufen.“ 7000 Arbeitsplätze will die Verbund-Tochter APG für den Bau der 128 Kilometer langen Freileitung von Kaprun nach Salzburg schaffen.

Bauern sind wütend

Adnets Landwirt Isidor Ziller hatte gerade auf seinem Grund eine Begegnung der anderen Art: „Ein Auto der deutschen Omexon-Hochspannung parkte im Wald. Zur Rede gestellt, meinte der Mann nur: ‚Ich park hier, weil es so schön ist.’Am Beifahrersitz war ein Trassenplan und schließlich hat er eingeräumt, im Auftrag der APG unterwegs zu sein. Alles illegal, er hatte keine Bewilligung.“

Martin Weißenbacher vom Krispler Loimergut würde Mast Nummer 1095 auf seinen Grund bekommen: „Wir wissen ja nicht, wovon wir krank werden. Aber solange nicht klar ist, dass die Hochspannung ungefährlich ist, muss man sich wehren.“

Brief an Landeschef mit Bitte für Gespräch

Alois Walkner hat gerade das Leitngut in Krispl von seiner Mutter übernommen: „Wir haben die APG-Leute hinaus komplimentiert.“

In Kuchl tagten die Bauern: „Wir werden unsere Grundstücke für die Realisierung dieser Leitung keinesfalls zur Verfügung stellen und auch einer Aufforderung zur Enteignungsverhandlung nicht nachkommen.“ Wilfried Haslauer bekam von ihnen einen Brief, Bauer Matthias Höllweger: „Wir nutzen die Festspiele für Proteste.“ Er ist Kunde und Lieferant der Salzburg-AG: „Da bekommt die Enteignung einen besonderen Geschmack.“

Der Auszug eines Angebots:

  • Anfang Juni bekamen die 39 von der Freileitung betroffenen Gemeinden Post von der Austrian Power Grid. Einziges Thema: Freiwillige Ausgleichsleistungen durch die APG.
  • Damit will man nach eigenen Worten nicht messbare Beeinträchtigungen ausgleichen und die Verbesserung der Infrastruktur und des Lebensraumes der Gemeinden fördern.
  • Im Gegenzug verpflichtet sich die Gemeinde das Vorhaben der APG durch vertrauensbildende Maßnahmen positiv zu begleiten und bestmöglich zu unterstützen. Man möchte einen Dienstbarkeitsstreifen von 30 Meter beiderseits der Leitungsachse bekommen.
  • Zur monetären Abgeltung gibt es 70.910 Euro pro Leitungskilometer. Zusätzlich will man „für die Landschaftswirkung“ einen Pauschalbetrag von zwei Millionen an alle Gemeinden zahlen. Dazu pro Ort einen sechsstelligen Betrag „für die Raumwirkung“, Grundeigentümer, die weniger als 100 Meter entfernt sind, erhalten 8000 Euro . Postskriptum der APG: Alles ohne Umsatzsteuer.
Wolfgang Weber
Wolfgang Weber
Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Salzburg



Kostenlose Spiele