Fall David

Spital-Chefs sind noch mehr in Erklärungsnot

Salzburg
01.07.2019 06:02
Was wussten die Salzburger Landeskliniken (SALK) über den Fall David? Diese Frage stellt sich nach der plötzlichen Kehrtwende, dem Eingeständnis von Fehlern, der ersten Schadenersatz-Zahlung. Die anfänglichen Erklärungen klangen anders. Deshalb können Davids Eltern eine Entschuldigung „nicht ernst nehmen“.

Es war der 5. Juni 2018, als der Tod Davids über die Medien ans Licht kam. Der Ärzte-Chef Jürgen Koehler sprach da von einem „dringlich notwendigen Eingriff“, einem womöglich „schicksalhaften“ Ausgang. Und, dass für eine Freistellung der behandelnden Ärzte die Sache nicht eindeutig genug sei. Zitat: „Für so etwas müsste eine grob fahrlässige Handlung vorliegen. Davon ist derzeit nicht auszugehen.“ Zu diesem Zeitpunkt war öffentlich nicht bekannt, dass David mit vollem Magen operiert und narkotisiert worden war. Gegenüber den Eltern redete Koehler auch von einer starken Blutung.

Konsens bei Krisen-Meeting
Das hatte einen Grund: Am 18. April, nur zwei Tage nach der verhunzten Routine-OP, gab es ein Krisen-Gespräch: Neun Führungskräfte plus jene zwei Ärzte, die David behandelt hatten, saßen beisammen und fassten einen Konsens – unten.

Nun, mehr als ein Jahr und fünf Gutachten später, stellen sich zwei der drei Punkte als nicht richtig heraus: Die Blutung war nicht „relevant“ und es bestand keine akute OP-Indikation – sagen zumindest Experten. Von einer möglichen Narkose-Überdosierung fiel in jenem Meeting kein Wort, selbst in puncto Nüchternheit war nur von „unterschiedlichen Angaben“ die Rede. Dafür wurden aber „strafrechtliche und zivilrechtliche Unterschiede“ angerissen.

Kritik von deutschem Gutachter
Die immer wiederkehrende Formulierung „aus rechtlichen Gründen“ war später immer wieder zu hören, wenn es um eine Entschuldigung und um ein Haftungsanerkenntnis ging. Beides ist nun erfolgt: 427 Tage oder 14 Monate nach Davids Tod. Samt einer ersten Akonto-Zahlung - dies „in Absprache“ mit der Versicherung.

„Meiner Kenntnis nach können Haftpflichtversicherungen eine Entschuldigung nicht verbieten“, sagt aber Matthias Thöns, ein bekannter Arzt aus Deutschland und einer der Privat-Gutachter im Fall David.

Gab es auch eine interne Prüfung?
Das Klinikverhalten danach sieht er ähnlich kritisch: „Klug wäre gewesen, mehr auf die Eltern zuzugehen. Eine Art ’Trostzahlung’ wäre sicher drin gewesen.“ Thöns hatte schon Ende November auf eine Narkose-Überdosierung aufmerksam gemacht. Anfang Februar wischten die SALK-Anwälte derlei Bedenken weg: quasi „ein lege artis-Vorgehen“

In einem Punkt ist sich Thöns sicher: „Es wurde zu 100 Prozent intern geprüft.“ Auf Nachfrage wollte die SALK darauf nicht eingehen. Nur: „Für uns ist wesentlich, dass es von unabhängiger Stelle eine Beurteilung der Vorgänge gibt.“

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Salzburg



Kostenlose Spiele