„Vom Reden ins Tun“

Klimanotstand: Stadtchef folgte Ruf der Bürger

Niederösterreich
27.06.2019 06:00

Nach Los Angeles, Vancouver und London will auch Traiskirchen in Niederösterreich ein starkes Zeichen für den Klimaschutz setzen - für ganz Österreich.

Das Thema Klimawandel bleibt ein heiß umkämpftes. Weil auf Bundes- und Länderebene in Sachen Umweltschutz aktuell wenig bis nichts weitergeht, werden nun heimische Gemeinden eigenständig aktiv. Als erste Stadt in Österreich beschloss Traiskirchen den Klimanotstand. Pate dafür standen die Ortschaften Michaelerberg-Pruggern in der Steiermark (siehe unten), das bereits Mitte Juni diesen Schritt gesetzt hatte, und Perchtoldsdorf sowie Mödling im südlichen Wiener Umland mit einem „Klimamanifest“.

Weltweit sind schon zahlreiche Städte dem Aufruf von Natur- und Klimaschützern gefolgt. So haben Metropolen wie Los Angeles, Vancouver, London und Basel bereits ähnliche Resolutionen verabschiedet. Für den Traiskirchner Bürgermeister Andreas Babler keine Selbstverständlichkeit: „Wir haben diese Resolution nicht aus Jux und Tollerei verabschiedet, sondern haben konkrete Vorschläge für die Zukunft“, betont der SPÖ-Stadtpolitiker.

„Kinder, Eltern und Großeltern haben mich angesprochen“
Grund für den Vorstoß des Niederösterreichers war aber, so sagt er, nicht die aktuelle politische Lage, sondern der hartnäckige Ruf seiner Bürger. Babler: „Kinder, Eltern und Großeltern haben mich oft auf den Klimawandel angesprochen und gefragt, wann hier endlich etwas passiert. Und jetzt kommen wir vom Reden ins Tun.“

Im Video oben sehen Sie Bürgermeister Andreas Babler mit Zuschriften zahlreicher besorgter Bürger und deren Kinder.

Der Beschluss soll dazu führen, dass sämtliche Richtlinien - rund 200 in der Gemeinde - auf Klimarelevanz geprüft werden. Bauprojekte in der Kommune sollen weiters ohne schädliche Baustoffe auskommen. Der Fuhrpark wird ebenfalls durchleuchtet, E-Mobilität heißt die Zukunft. Gefragt sei nun auch der heimische Gemeindebund, der am Mittwoch in Graz seine Bundesvorstandssitzung hatte. Dabei wurde die Botschaft zwar grundlegend unterstützt, mehr aber auch nicht, meinen die Kritiker.

„Viele unserer Gemeinden engagieren sich seit Jahren für Klimaschutz und Nachhaltigkeit“, beteuert Präsident Alfred Riedl. Zu mehr Zugeständnissen wollte sich der ÖVP-Politiker aber nicht hinreißen lassen. Es braucht also offenbar mehr Druck aus der Zivilbevölkerung, um allerorts „vom Reden ins Tun zu kommen“.

Leidgeprüfter Ort schlägt Alarm
Es war ein spektakulärer Beschluss, der weit über die Grenzen der Steiermark Beachtung fand: Bereits Mitte Juni rief Michaelerberg-Pruggern, idyllischer 1100-Einwohner-Ort im Bezirk Liezen, den Klimanotstand aus. Der Beschluss des Gemeinderats fiel einstimmig, eine rechtliche Bindung bringt er aber nicht mit sich. Vielmehr setzen die Initiatoren, der Hotelier Ernst Schrempf und Bürgermeister Hannes Huber, auf die Signalwirkung: „Es wäre schön, wenn andere Orte in Österreich nachziehen.“

Warum gerade Michaelerberg-Pruggern? Nun, die Kommune hatte in den vergangenen Jahren massiv unter den Folgen des Klimawandels zu leiden: Nur knapp schrammte sie an einer Hochwasserkatastrophe vorbei, 2010 retteten Schutzbauten die Einwohner vor einer Riesenmure, und ein Föhnsturm zerstörte Zehntausende Festmeter Holz.

Josef Poyer und Gerald Schwaiger, Kronen Zeitung

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