Ötztal und Pitztal:

Naturschützer wollen Gletscherehe auf Eis legen

Tirol
25.06.2019 09:00

Dass an der Mega-Fusion der Gletscherskigebiete Ötztal-Pitztal trotz Klimakrise weiter festgehalten wird, lässt Umweltorganisationen derzeit heißlaufen. Sie wollen das Ende des Umwelt-Verfahrens erst gar nicht abwarten, sondern fordern den sofortigen Projektstopp und den dauerhaften Schutz der Hochgebirgsregionen.

Rund 120 Millionen Euro würden sich Ötztaler- und Pitztaler Gletscherbahnen die Fusion ihrer Skigebiete kosten lassen. Dazu nötig wären drei neue Seilbahnen mit Stationsgebäuden in ökologisch sensiblen und bis dato unberührten Regionen, ein 600 Meter langer Skitunnel, neue Pistenflächen und natürlich eine Beschneiungsanlage samt Speicherteich.

Mit einer Projektfläche von rund 64 Hektar wäre der Zusammenschluss so groß wie ein durchschnittliches Skigebiet, „von denen es in Tirol mehr als 90 gibt“, erläuterte gestern WWF-Alpenschutzexperte Josef Schrank: „Mit mehr als 3000 Liften und Seilbahnen österreichweit belegt das kleine Österreich Platz 2 hinter Frankreich.

„Frontalangriff auf die Seele der Alpen“
Die geplante Gletscher-Fusion, die bei positivem Ausgang des UVP-Verfahrens ab Herbst 2020 gebaut werden soll, sieht die Allianz der Naturschutzorganisationen als „Frontalangriff auf die Seele der Alpen“. „Es ist nicht nachvollziehbar, warum eine derartige Naturzerstörung sensibelster Alpenregionen in Kauf genommen wird. Für Prestigeprojekte mit dem marktschreierischen Titel ,größtes zusammenhängendes Gletscherskigebiet’ soll kostbare Landschaft für immer zerstört werden. Dagegen werden wir mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln ankämpfen“, bekräftigte ÖAV-Generalsekreträr Robert Renzler einmal mehr und erinnerte an den illegalen Wegbau am Brunnenkogel:

„Ausbaugrenzen erreicht“
„Welches Bild vermitteln wir nach Deutschland, unserem Kernmarkt? Der Deutsche Alpenverein wird seine Größe nutzen und im Detail informieren, was da im Tiroler Hochgebirge vor sich geht.“ Tirol sei ein starkes Tourismusland und das sei gut so. „Aber jetzt sind die Ausbaugrenzen erreicht. Die Täler ersticken im Verkehr. Und die Natur ist nicht vermehrbar.“

Statt immer mehr vom Selben müsste die Tourismuswirtschaft längst auf naturverträgliche Modelle setzen, sagt WWF-Experte Schrank. „Gerade jetzt in Zeiten der Klimakrise. Denn keiner kann abschätzen, wie schnell die Gletscherschmelze wirklich vor sich geht.“

„Alpinen Flächenfraß stoppen“
Die Gletscherverbauung Pitztal-Ötztal sehe vor, dass eine Fläche von 90 Fußballfeldern (64 Hektar) an wild zerklüfteter Gletscherlandschaft zu Skipisten eingeebnet und planiert und sogar ein Gipfel abgetragen wird. „Wir müssen den alpinen Flächenfraß stoppen. Die heute noch unerschlossenen Gletscher müssen bundesweit und ausnahmslos vor belastender Erschließung und Nutzung geschützt werden“, so die Allianz.

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