Religionsstreit

Erneut Hickhack um „Islam“ im Zeugnis

Österreich
23.06.2019 18:28

Nächstes Kapitel in der Groteske um die „korrekte“ Bezeichnung für die islamische Religionszugehörigkeit in den Schulzeugnissen. Nach dem Hickhack zwischen Bildungsministerium und muslimischen Glaubensvertretern im Februar sorgt eine neuerliche Änderung der Vorgaben für die Bezeichnung des islamischen Religionsbekenntnisses im Schulzeugnis jetzt erneut für Verwirrung. Aufgrund der späten Lösung müssen bereits ausgestellte Zeugnisse neu ausgedruckt werden.

Die Glaubensgemeinschaft hatte kurz vor den Semesterferien protestiert, nachdem in manchen Schulnachrichten statt der Bezeichnung „Islam“ nur die eigene Abkürzung „IGGÖ“ stand. Für die Änderung verantwortlich war eine Empfehlung des beim Bundeskanzleramt angesiedelten Kultusamts. Grund dafür war, dass die Bezeichnung „islamisch“ als zu ungenau empfunden worden sei - vermutet wurde auch Druck vonseiten der „Alevitischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (ALEVI)“.

Kurz vor Schulschluss kam es nun zum Kompromiss, wie Bildungsministerin Iris Rauskala gegenüber „Österreich“ am Sonntag bestätigte. Ab sofort steht wieder „Islam“ in den Zeugnissen - mit Zusätzen wie „IGGÖ“ bzw. „SCHIA“ (Schiiiten) - oder nur „ALEVI“ (Aleviten) für die Ausrichtung. Haken an der Sache: Das Kultusamt teilte dies erst Anfang der Woche dem Bildungsministerium auf dem Dienstweg mit. Zu diesem Zeitpunkt fanden in den östlichen Bundesländern bereits die Notenkonferenzen statt. Am 18. Juni wurden die Bildungsdirektionen informiert, am 19. folgte ein Rundschreiben des Ministeriums.

Zeugnisse müssen neu ausgedruckt werden
Klassenlehrer bzw. Klassenvorstände, die bereits unmittelbar nach den Konferenzen die Zeugnisse ausgestellt haben, müssen diese nun neu ausdrucken. Das wiederum sorgte für Kritik der Sozialdemokratischen Gewerkschafter: Das Ministerium sorge „durch diese allzu späte Weisung für einen administrativen Mehraufwand, der sich gewaschen hat“, hieß es in einer Aussendung. Diese müsse daher sofort zurückgezogen werden.

Bildungsministerin sieht Schuld bei Bildungsdirektion
Im Bildungsministerium weist man dies zurück: Man könne das entsprechende Schreiben des Kultusamts erst weitergeben, nachdem man es erhalten habe. Die Information an die Bildungsdirektionen sei außerdem bereits unmittelbar danach erfolgt - und außer in Wien habe man nirgendwo von Problemen erfahren. 
„Es ist für mich unverständlich und mehr als bedauerlich, dass die Wiener Bildungsdirektion den Lehrern diesen Mehraufwand zumutet“, so Rauskala in einer Stellungnahme. „Ich erinnere daran, dass vor einem halben Jahr bei einer ähnlichen rechtlichen Situation es auch die Wiener Bildungsdirektion war, die die Umstellung nicht rechtzeitig weitergegeben hat.“

Wiener Bildungsdirektor wehrt sich
Der Wiener Bildungsdirektor Heinrich Himmer wehrt sich gegen die Kritik der Bildungsministerin. „Tatsache ist, dass die Bundes-Vorgabe sehr spät erfolgt ist“, so Himmer. Dies bedeute einen erheblichen Mehraufwand für die Lehrkräfte, betonte der Bildungsdirektor - so müssen etwa bereits ausgestellte Zeugnisse erneut ausgedruckt werden. „Wenn die Frau Bildungsministerin den LehrerInnen diesen Mehraufwand ersparen möchte, müsste sie bereit sein, diese Vorgabe auch sofort zurückzunehmen.“

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