Gestoppter Neubau

MCI: Skandal gemacht,oder einen verhindert?

Tirol
22.06.2019 09:00

„Einen Skandal“ nannten die Oppositionsparteien in seltener Einigkeit am Freitag das Geschehen rund um den MCI-Neubau. Seit „Stunde Null“ seien bis heute rund 6 Millionen Euro an Kosten angefallen - der Bau des Gebäudes wurde aber vor einem Jahr durch das Land Tirol gestoppt. Neos, Liste Fritz, SPÖ und FPÖ verlangen nun vom Land Antworten auf viele offene Fragen.

Es platzt aus allen Nähten: das Management Center Innsbruck. Aktuell werden rund 3500 Studenten auf fünf Standorten quer durch die Stadt betreut. Seit nunmehr über zehn Jahren steht ein Neubau der Fachhochschule in Diskussion. Passiert ist seither viel, nur einen Neubau gibt es nicht. Eine Tatsache, die den Oppositionsparteien sauer aufstößt, sie orten einen Skandal – und verlangen von ÖVP-Landesrat Johannes Tratter, „Rede und Antwort“ zu stehen.

Dringliche Anfrage
Im Juli-Landtag soll eine Dringliche Anfrage gestellt werden. Auch einen Untersuchungsausschuss schließe man nicht aus, hieß es bei der gestrigen Pressekonferenz: „Denn der Sachverhalt hat durchaus Potenzial dafür“, sagte etwa SPÖ-Chef Georg Dornauer.

Kostenexplosion
Rückblick: Ein Regierungsbeschluss zum Kostenrahmen von 80 Millionen Euro +/- Kostentoleranz von 15 Prozent für den Neubau fiel im Jahr 2015. Gestützt auf Baukosten, die aber offenbar schon 2013 aufgestellt wurden. Ein Architektenwettbewerb samt Siegerprojekt wurden 2016 beschlossen. Zu diesem Zeitpunkt seien die Zahlen aber offenbar schon überholt gewesen. Zustimmung habe es aber trotzdem erstmal gegeben. Experten des Landes Tirol berechneten im Vorjahr aber schließlich geschätzte Baukosten von rund 135 Millionen Euro. Landesrat Johannes Tratter, der das Projekt von Landesrätin Patrizia Zoller-Frischauf geerbt hatte, stoppte daraufhin den Bau. Ein Neustart wurde anvisiert. Im Landtag sei im Zusammenhang mit der Kostenexplosion aber auch der Wert von 150 Mio. Euro gefallen, schilderten die Oppositionsparteien gestern.

Von Preisentwicklungen bis zu Sonderwünschen
Dornauer wirft dem Land Tirol nun vor, das Projekt MCI-Neubau bewusst scheitern zu lassen: „Jeder Häuslbauer muss die Preisentwicklung in der Baubranche mitkalkulieren“, kritisiert er scharf. Neos-Chef Dominik Oberhofer führt die Mehrkosten auf Sonderwünsche der Steuerungsgruppe der Tiroler Landesregierung zurück. Aber auch, dass es keine „externe Steuerungsgruppe“ bei dem Projekt des Landes Tirols gegeben habe, findet Oberhofer skandalös.

Rund 6 Millionen Euro Steuergeld „versenkt“
Laut dem Neos-Landessprecher seien rund drei Millionen Euro an Kosten durch den Bauplan inklusive Architektenwettbewerb verursacht worden. Zudem kämen jährlich rund zwei Mio. Euro an Mietkosten hinzu, die das MCI für die Standorte aufbringen muss. Da es vermutlich zu einer Klage seitens der Architekten komme, sei auch mit Prozesskosten zu rechnen. „Versenktes Geld“ ortet die Opposition.

„Zur Chefsache erklären“
Liste Fritz Klubobfrau Andrea Haselwanter-Schneider forderte den MCI-Neubau wie den Verkehr zur „Chefsache zu erklären“, der Landeshauptmann solle sich also der Situation annehmen. Die FPÖ wünscht sich eine Wiederaufnahme des Bauvorhabens: „Die Landesregierung soll Fehler eingestehen und wiedergutmachen, anstatt alles hinzuwerfen“, forderte Landtagsabgeordnete Evelyn Achhorner. Die Oppositionsparteien könnten alle mit Kosten zwischen 120 und 130 Millionen Euro leben, betonten sie gestern.

Anna Haselwanter
Anna Haselwanter
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