Fabelhaftes Biopic

„Tolkien“: Ein wirklich fantastisches Leben

Kino
20.06.2019 15:29

J. R. R. Tolkien hat sich schon zu Lebzeiten einen Platz in der ewigen Ahnengalerie von Autoren gesichert, die im kollektiven Gedächtnis bestehen bleiben. Mit der Verfilmung seiner Biographie „Tolkien“ (Kinostart 20. Juni) bekommen wir nun einen großen Einblick in sein Leben und seine Arbeit rund um „Herr der Ringe“.

Lange bevor Peter Jackson mit „Herr der Ringe“ eine der epochalsten Sagas des 20. Jahrhunderts verfilmte, galten die Werke rund um Mittelerde schon als allgemeines Kulturgut, schrieb Led Zeppelin in Absprache mit dem Autoren Lieder darüber, es gab Animationsfilme und riesige Fanclubs. Besonders die Detailvernarrtheit mit der sich der britische Autor Joan Ronald Reuel Tolkien mit seiner Welt auseinander setzt, ist massgeblich an der Bekanntheit beteiligt. So ist „Sindarin“, die Alltagssprache der Elben, eine real verwendbare Sprache. Doch welches Leben führte dieser Mann und woher nahm er seine Inspirationen? „Tolkien“ geht der Geschichte auf den Grund.

Ein Leben für die Sprache
Der Film beginnt im Feuer. Der erste Weltkrieg hat seine hungrigen Klauen nach den Kontinenten ausgestreckt und in einem Schützengraben rafft sich Tolkien auf um an die Front zu gelangen. Die Schlacht an der Somme die als eine der größten Schlachten der Westfront in die Geschichte einging forderte mehr als eine Million Soldaten. Alles scheint voller Gas zu sein und voller Granaten. Der magere Autor sammelt seine Sachen und stolpert durch die schlammigen Gänge. Er ist auf der Suche nach einem Freund. „Er würde dasselbe für mich tun“, murmelt er immer wieder im fiebrigen Wahn.

Tolkiens Leben, das am 3. Jänner 1892 in Bloemfontein - einer ehemaligen Burenrepublik im südlichen Afrika - begann, wurde schon bald von Verlust geprägt. Sein Vater verstarb als er drei Jahre alt war, der Rest der kleinen Familie lebte danach in Sarehole Mill. Ein kleiner, ruhiger Ort der als Vorbild für das Auenland gedient haben dürfte. Dort erleben sein Bruder Hilary Arthur Reuel und er unbesorgte Tage. Es wird viel gespielt, die meiste Zeit draußen zwischen dichten Bäumen verbracht. Doch die Welt der Industrialisierung drehte sich schneller und wir begleiten die Familie nach Birmingham. Dort finden sie mithilfe der katholischen Gemeinde eine Wohnung und das Spracheninteresse wird durch die Erzählungen und Unterrrichtseinheiten seiner Mutter verstärkt. Er lernt neben Latein, Französisch und Deutsch. Sie liest aus den Nibelungensagen vor, erzählt von großen Drachen.

Sprachen werden nicht bestohlen, man borgt sich schlichtweg Dinge aus
Diese Geschichten begleiten ihn noch lange nachdem er im Alter von 12 Jahren zum Vollwaisen wird und zusammen mit seinem Bruder bei einer alten, britischen Dame untergebracht wird. Während dieser Zeit schließt sich der introvertierte Träumer nicht nur mit anderen jungen Künstlern zusammen, sondern er lernt auch seine Ehefrau kennen. Edith. Während die Freundschaft mit den gewitzten Schülern seine Fantasie beflügeln und sie sogar den Tea Club - Barrovian Society gründen, hat seine Liebe zu Edith keine guten Prognosen. Sie selbst ist ebenso eins der Waisenkinder, die als Gesellschafterin die alte Dame bespaßen sollen. Vielleicht ist das auch einer der Gründe, warum Tolkien seine Liebe zu ihr im Silmarillion verewigt hat. Sich selbst als sterblichen, großen Helden des Ersten Zeitalters Beren, sie als wunderschöne Elbin Lúthien. In dem Film werden gerade die prägenden Jahre des Sprachwissenschaftlers und Autoren beleuchtet. Das neben seiner Loyalität, seine Vorstellungskraft ihn durch die harten Tage seines Lebens bringt fließt in jedes Szenenbild ein.

Unter dem finnischen Regisseur Dome Karukoski („Helden des Polarkreises“, „Tom of Finland“) ersteht nicht nur ein idealisiertes England wieder auf, es werden auch viele Paralellen zwischen den Werken und dem Leben von Tolkien gezogen. Er selbst wird brilliant von Nicholas Hoult („X-Men“, „Kill Your Friends“) gespielt, als idealer Gegenpart brilliert Lily Collins („Extremely Wicked, Shockingly Evil and Vile“, „Love Stories“) als seine zukünftige Ehefrau Edith Bratt. Besonders durch die Dynamik der Beiden fühlt man sich Teil einer großen, wichtigen Geschichte. Durch den Film weg überzeugen fantastische Bilder. So werden aus den riesigen Rauchschwaden feuerspeiende Drachen, das tranige Flackern einer Laterne zum goldenen Ring. Wieviel Mythos in diesem Film ist und wieviel Wahrheit ist am Schluss fast neben sächlich. Die ikonischen ersten Worte aus dem Buch „Der Hobbit“ bilden den Abschluss und den neuen Anfang: „In a hole in the ground there lived a hobbit.“

Anna Krupitza
Anna Krupitza
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