US-Drohne abgeschossen

Trump: „Iran hat einen großen Fehler gemacht“

Ausland
20.06.2019 19:16

Das Verteidigungsministerium in Washington hat den Abschuss einer US-Drohne durch den Iran bestätigt. Die Überwachungsdrohne der Marine habe sich „in internationalem Luftraum“ über der Straße von Hormuz befunden, erklärte das Pentagon am Donnerstag. US-Präsident Donald Trump warnte die Regierung in Teheran via Twitter mit den Worten: „Iran hat einen sehr großen Fehler gemacht“. Zuvor hatte Teheran vermeldet, die iranischen Revolutionsgarden hätten die „amerikanische Spionage-Drohne“ vom Modell Global Hawk über der südiranischen Küstenprovinz Hormozgan abgeschossen. Das unbemannte Fluggerät habe den iranischen Luftraum verletzt. „Das war eine klare und konsequente Botschaft an diejenigen, die unsere Grenzen verletzen wollen“, sagte IRGC-Chef Hussein Salami - siehe Video oben.

Die USA verurteilten den Abschuss ihrer Drohne durch den Iran als „nicht provozierten Angriff“. In einer Erklärung hob das Verteidigungsministerium hervor: „Die iranischen Angaben, wonach das Fluggerät über dem Iran flog, sind falsch.“ Das Trümmerfeld des Flugkörpers liege in internationalen Gewässern in der Straße von Hormus, sagte ein hochrangiger Mitarbeiter der US-Regierung der Nachrichtenagentur Reuters. Einheiten der US-Marine seien auf dem Weg zum Absturzort. Sollten Überreste der Drohne in den Gewässern gefunden werden, würde damit die Aussage des Irans endgültig widerlegt.

„Keine US-Drohne im iranischen Luftraum im Einsatz“
Amerikanische Medien hatten bereits zuvor unter Berufung auf US-Vertreter den Abschuss einer US-Drohne durch die Iraner bestätigt. Allerdings sei dies in internationalem Luftraum über der Straße von Hormus erfolgt, hieß es schon vor der offiziellen Bestätigung aus Washington. Der Sprecher des US-Zentralkommandos, Bill Urban, sagte dem US-Sender NBC zufolge: „Keine US-Drohne war heute im iranischen Luftraum im Einsatz.“

Der Iran hatte zuvor den Abschuss einer US-Drohne bekanntgegeben. Das unbemannte Fluggerät habe den iranischen Luftraum verletzt. Der Anführer der mächtigen Revolutionsgarden im Iran verurteilte eine Grenzverletzung. General Hossein Salami hob nach Angaben der Nachrichtenagentur Tasnim hervor: „Die Grenzen sind unsere rote Linie.“ Er betonte, dass „wir keinen Krieg anstreben, aber wir sind bereit, auf jegliche Kriegserklärung zu antworten“.

Bilder von der angeblich abgeschossenen Drohne wurden zunächst nicht gezeigt. Die Drohne Global Hawk wird vom US-Konzern Northrop Grumman hergestellt. Sie kann mehr als 30 Stunden lang in großer Höhe fliegen und bei jedem Wetter nahezu in Echtzeit hochauflösende Bilder von großen Gebieten machen. Die Provinz Hormozgan grenzt an den Golf von Oman.

Nicht der erste Drohnen-Zwischenfall
Der Drohnen-Zwischenfall ist nicht der erste dieser Art. Bereits im Dezember 2011 hatte der Iran den Abschuss einer US-Drohne gemeldet. Die „RQ-170“ mit Tarnkappentechnik sei im Südosten des Landes in der Nähe der afghanischen Grenze abgeschossen worden, hieß es damals. Die USA wiesen das zurück und gaben an, die Drohne sei im Westen Afghanistans abgestürzt. Die Iraner schafften es nach eigenen Angaben, Daten der Drohne zu decodieren und damit an Geheiminformationen der CIA zu gelangen.

Der neue Vorfall fällt in eine Zeit verschärfter Spannungen zwischen dem schiitischen Iran und den USA mit ihren sunnitisch-arabischen Verbündeten. In den vergangenen Wochen hatten die USA einen Flugzeugträgerverband und eine strategische Bomberflotte in die Region verlegt, wo sie bereits über mehrere Stützpunkte verfügen. Im Golf von Oman wurden am 13. Juni zwei Tanker bei Angriffen schwerbeschädigt und die USA machen den Iran dafür verantwortlich.

Auch der Streit um das iranische Atomprogramm wird immer schärfer geführt. US-Präsident Donald Trump hatte im Mai 2018 den Ausstieg seines Landes aus dem Atomabkommen verkündet und neue Sanktionen gegen den Iran verhängt.

Iran droht mit Seeblockade
Trotz dieses Vertragsbruchs der USA hielt Teheran zunächst an dem Abkommen fest. Inzwischen hat der Iran angekündigt, die im internationalen Atomabkommen festgelegte Menge von angereichertem Uran überschreiten zu wollen. Außerdem drohte Teheran, die Straße von Hormuz zu blockieren. Über diese Straße am Persischen Golf werden fast zwei Drittel des globalen Ölexports verschifft.

Putin warnt vor „Katastrophe für die Region“
Der russische Präsident Wladimir Putin warnte indessen vor einer Eskalation des Konflikts zwischen den USA und dem Iran. „Die USA sagen, dass sie die Anwendung von Gewalt nicht ausschließen. Dies wäre eine Katastrophe für die Region“, sagte Putin am Donnerstag im russischen Fernsehen. In der Folge käme es zu einem „Aufflammen der Gewalt“ und einem Anstieg der Flüchtlingszahlen.

„Überhaupt kein Grund für einen Krieg“
Noch am Mittwoch hatte der iranische Sicherheitsrat (SNSC) erklärt, seiner Einschätzung nach werde es jedoch keinen Krieg zwischen dem Iran und den USA geben. „Es besteht überhaupt kein Grund für einen Krieg, denn amerikanische Unterstellungen gegen andere Länder sind eine weltweit bekannte Taktik der USA, um politischen Druck auszuüben“, sagte SNSC-Sekretär Ali Shamkhani der staatlichen Nachrichtenagentur Irna. Was die Amerikaner derzeit betrieben, sei ein „Wirtschaftskrieg“ gegen das iranische Volk, sagte Shamkhani weiter. Die USA hofften, damit den Iran zu einer Kapitulation zu zwingen. Dies werde aber nicht passieren, fügte Shamkhani hinzu.

Treffen zum Atomabkommen in Wien angekündigt
Am Mittwoch hatte der Iran für Ende nächster Woche ein Treffen der Partner des internationalen Atomabkommens in Wien angekündigt. Die Vizeaußenminister des Irans und der sogenannten 4+1 Gruppe - China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Russland - würden sich am 28. Juni in der österreichischen Hauptstadt treffen, sagte Außenamtssprecher Abbas Mousavi. Nach Einschätzung von Beobachtern in Teheran könnte das Treffen die letzte diplomatische Chance für die Rettung des Atomdeals vor Ablauf des iranischen Ultimatums Anfang Juli sein.

Der iranische Präsident Hassan Rouhani hatte bekräftigt, dass die fünf verbliebenen Vertragspartner nur bis zum 7. Juli Zeit hätten, das Wiener Atomabkommen von 2015 vertragsgerecht umzusetzen. Sonst werde der Iran die zweite Phase seines Teilausstiegs aus dem Deal beginnen. Rouhani geht es insbesondere um die wirtschaftlichen Vorteile des Abkommens für den Iran, die nach dem Ausstieg der USA und den amerikanischen Sanktionen nicht mehr realisiert werden konnten.

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