Land greift durch

Fahrverbot soll Verkehr auf der Autobahn halten

Tirol
20.06.2019 07:00

Im Kampf gegen den Transitverkehr in Tirol setzt das Land nun drastische Maßnahmen. Mit Beginn am Donnerstag gelten für den Durchzugsverkehr an den Wochenenden von 22. Juni bis 14. September Fahrverbote auf diversen Landesstraßen im Großraum Innsbruck. Die Politik will so die „Navi-Ausweicher“ auf den Autobahnen halten. Ausgenommen ist der Ziel- und Quellverkehr.

Sie kennen das: Der Reiseverkehr legt die Autobahn lahm, nichts geht – alles steht. Die Rettung kommt per Bildschirm, das neue Navi schlägt eine Ausweichroute vor. Für Sie. Und alle anderen Verkehrsteilnehmer, die vor und nach Ihnen ebenfalls im Schritttempo zur nächsten Autobahnausfahrt rollen. Im Großteil der Fälle bringt das aber leider keine Lösung, sondern lediglich eine Verlagerung – und wie bei der Stausituation zu Pfingsten deutlich wurde – eine massive Verschlechterung des Problems. Denn das entstandene Verkehrschaos hat „jede Schwelle der Akzeptanz und Toleranz“ überschritten, wie es Mobilitätslandesrätin LHStv. Ingrid Felipe auf den Punkt brachte. Die Situation war zum Teil so drastisch, dass der Verkehr ganze Gemeinden lahmlegte. „Bürgermeister berichteten, dass Rettungsfahrzeuge nicht mehr zum Einsatzort durchkamen“, schildert Landeshauptmann Günther Platter und machte klar: „Das kann so nicht weitergehen.“

Verbot gilt für Pkw, Lkw und auch Motorräder
In Windeseile wurde deshalb ein „Notwehrmaßnahmenpaket“ geschnürt, das die Landesregierung gestern vorstellte und welches bereits heute zum ersten Mal in Anwendung ist: An insgesamt neun Punkten gibt es im Großraum Innsbruck Fahrverbote für den Durchzugsverkehr, ausgenommen Ziel-, Quell- und Anrainerverkehr. Betroffen sind Pkw, Lkw und Motorräder. „Die Verbote werden nun dem Innenministerium mitgeteilt, das die Daten den Betreibern der Navis zur Verfügung stellt“, erklärt Markus Widmann, Leiter der Landesverkehrsabteilung der Polizei. Das Ziel wäre also, dass die Navis die Ausweichrouten gar nicht erst vorschlagen und sich der Durchzugsverkehr somit über die Autobahn gen Süden schlägt. Auch die Brennerbundesstraße ist von dem Verbot nicht betroffen. Für den Fall, dass Verkehrsteilnehmer doch auf Ausweichrouten wechseln, sind Polizisten auf den Straßenabschnitten hinter den Auf- und Abfahrten der Autobahn stationiert, um sie wieder zurück zu schicken. Aus Sicherheitsgründen sind nicht die Auf- und Abfahrten selbst gesperrt.

„Notwehrmaßnahmen“ sind keine Dauerlösung
„Der Besuch bei der Oma wird natürlich weiterhin möglich sein“, wies Sicherheitsreferent LHStv. Josef Geisler noch einmal auf die Ausnahme für den Ziel-, Quell- und Anrainerverkehr hin. Aber das niederrangige Straßennetz sei für dieses Verkehrsaufkommen einfach nicht ausgelegt und gefährde die Sicherheit. Die hohe Verkehrsdichte habe gesellschaftliche aber auch persönliche Gründe: „Immer mehr Menschen wollen immer mehr Güter aus aller Welt und immer mehr Menschen wollen natürlich auch in den Urlaub fahren“, schildert Felipe. Die Fahrverbote basieren auf Verordnungen von BH und Stadtmagistrat Innsbruck und seien Notwehrmaßnahmen, natürlich brauche man aber langfristige Lösungen, daran arbeite man parallel. Felipe: „Wir müssen Alternativen schaffen, für den Güter- und den Personenverkehr.“ Auf Kritik sei man eingestellt - „das sind wir schon gewöhnt“, meint LH Günther Platter relativ gelassen. Die Fahrverbote seien eine logische Vorgangsweise, die man der Tiroler Bevölkerung schuldig sei.

Anna Haselwanter
Anna Haselwanter
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