Strengere Grenzwerte?

Feinstaub in Graz: „Können keine Berge versetzen“

Steiermark
12.06.2019 10:56

Die steirische Forschungsgesellschaft Joanneum Research hat im Auftrag der Wirtschaftskammer die Entwicklung der Luftqualität in Graz und den Einfluss sowie Metorologie und Topografie untersucht. Das Fazit: Das Feinstaub-Problem hat sich zwar nicht sprichwörtlich in Luft aufgelöst, die Situation hat sich aber deutlich verbessert. Eines aber wird sich nie ändern: Schadstoffe sind im Winter im Grazer Becken „gefangen“.

Dass die EU überlegt, die Grenzwerte für Feinstaub und Stickoxide weiter zu verschärfen, sieht der steirische Wirtschaftskammer-Präsident kritisch: „Wir können Emissionen reduzieren, aber wir können keine Berge versetzen“, sagt Josef Herk.

Murmetropole wird nie ein Luftkurort
Gemeint sind die Berge rund um Graz. Die Murmetropole muss mit ungünstigen topografischen Bedingungen leben. Durch die Kessellage kommt es in der kalten Jahreszeit zu so genannten Inversionswetterlagen, die keinen Luftaustausch zulassen.

Luftqualität hat sich verbessert
In den vergangenen Jahren wurde eine Reihe von Maßnahmen ergriffen - vom Fernwärme-Ausbau über den Feinstaub-100er auf der Autobahn bis zum Feuerwerk-Verbot zu Silvester. Das und wahrscheinlich auch milde Winter haben dazu geführt, dass sich die Luftqualität in der steirischen Hauptstadt verbessert hat - das geht aus der Studie, für die Messdaten der Jahre 2005 bis 2017 ausgewertet wurden, hervor.

Über das Jahr gerechnet, sei die Feinstaub-Belastung an allen Grazer Messstationen um mehr als 20 Prozent gesunken, rechnet Studienautorin Ulrike Kleb von Joanneum Research vor. Der Jahresgrenzwert sei seit dem Jahr 2011 bei keiner der insgesamt sechs Messstationen mehr überschritten worden.

Auch die Zahl der Überschreitungstage - die EU erlaubt aktuell 35 pro Jahr - ist deutlich zurückgegangen: bei der berühmt-berüchtigten Messstelle Don Bosco (sie befindet sich an einer der meistbefahrenen Kreuzungen der steirischen Hauptstadt) von 117 im Jahr 2005 und 120 im Jahr darauf auf 54 im Jahr 2017 - zwischenzeitlich waren es sogar nur 27. Und bei der Messstelle Graz-Nord (sie liegt in einer Wohngegend im Bezirk Gösting) seien die 35 Tage seit zehn Jahren nicht mehr überschritten worden, erklärt Kleb.

Eine höhere Belastung an den Werktagen
Detail am Rande: Man habe festgestellt, dass es an Werktagen mehr Grenzwertüberschreitungen gibt als an Wochenenden. Schuld ist der Autoverkehr? „Das wurde von uns nicht analysiert“, sagt Kleb. Nachsatz: „Wäre aber interessant.“ Auftraggeber gesucht...

Umweltstadträtin sieht die Studie kritisch
Den Menschen mit einer Studie zu suggerieren, dass kein Handlungsbedarf besteht, sei der falsche Weg, übt Umweltstadträtin Judith Schwentner (Grüne) Kritik an der Wirtschaftskammer: “Wir können die geografische Lage der Stadt nicht ändern, aber wir können mit einer modernen Verkehrspolitik endlich dafür sorgen, dass der Autoverkehr in Graz weniger wird und Fahrradfahrer und Fußgänger sowie die Straßenbahn in Graz Vorrang bekommen.“

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