Immer mehr Unfälle:

Auf Wildflüssen regiert die Selbstüberschätzung

Steiermark
12.06.2019 08:03

Enns, Salza und Koppentraun zählen zu den schönsten Wildflüssen Europas. Genau das bringt diese steirischen Naturjuwele immer stärker in Bedrängnis: Besucherzahlen explodieren, Gefahrensituationen werden mehr. Ein Vignettensystem und andere Lenkungsmaßnahmen sollen nun helfen.

„Es vergeht kein Tag, an dem wir nicht irgendwelche Besucher aus dem Wasser fischen und aus teils lebensgefährlichen Situation retten müssen“, erzählt Dominik Müller, Profiguide des renommierten Raftingunternehmens „Deep Roots“ in Palfau. Seinen Arbeitsplatz, die smaragdgrüne Salza, kennt der 24-Jährige wie seine Westentasche: Jede Kurve, jede Stromschnelle, jede Welle ist ihm vertraut.

Gefahr geht - wenn - nur vom Menschen aus: „Selbstüberschätzung und Gedankenlosigkeit sind mitunter himmelschreiend. Dazu kommen oft schlechte Ausrüstung, fehlende Übung und manchmal auch Alkohol“, sagt Raftingguide-Kollege Christoph.

Was ihm besonders in Erinnerung geblieben ist? „Ein Gast musste ins Spital, weil er in einer Verschnaufpause Vogelbeeren am Ufer gegessen hat. Einer ist ins Wasser geköpfelt, ohne sich vorher nach der Wassertiefe zu erkundigen“, schüttelt der junge Mann den Kopf.

Touren-Anbieter von 10 auf 80 angewachsen
Heimische Raftinganbieter haben aber noch mit anderen Problemen zu kämpfen: „Bis vor ein paar Jahren waren wir zehn Firmen; zuletzt habe ich bei 80 zu zählen aufgehört“, berichtet Klaus Lackmaier vom „Raftingcamp“, das sich in Palfau auf hochqualitative Touren spezialisiert hat. „Übrigens“, ergänzt der 38-Jährige, „die heimischen Betriebe sind nicht mehr geworden“.

Tschechen, Slowaken und Ungarn drängen heute immer stärker auf den Markt, ruinöse Preise machen den Angestammten das Leben schwer. Nicht nur das: „Wildparkende Fahrzeuge, unkoordiniertes Auf- und Abladen der Boote, überlastete Ein- und Ausstiegsstellen gehören mittlerweile zum Alltag. Lenkungsmaßnahmen und eine passende Infrastruktur sind unbedingt erforderlich“, betont Lackmaier, dessen Vater Ignaz in den 1970er-Jahren Pionierarbeit in Sachen Rafting in der Region geleistet hat.

„Salzaline“-Vignette seit einem Jahr Pflicht
Um die Probleme in den Griff zu bekommen, wurde vor genau einem Jahr das „Salzaline“-Ticket eingeführt, eine Art Vignette für den Fluss. An weiteren Maßnahmen wird gearbeitet: „Ab 1. Juli sind die Probleme im Sagg-Graben Geschichte, dort geht ein großer Parkplatz mit Schrankensystem in Betrieb. Dadurch werden die heimischen Firmen entlastet. Zudem ist auch eine neue Parkanlage bei Erzhalden vor der Fertigstellung“, hofft der Verantwortliche Andreas Danner auf eine Verbesserung.

Nachsatz: „Würden die Besucher mit mehr Hausverstand agieren, würden uns sicherlich viele Probleme erspart bleiben.“

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