Thiem analysiert:

„Ein gutes Finale bis auf die letzten zwei Sätze“

Tennis
09.06.2019 21:21

Dominic Thiem hat am Sonntag alles auf dem Platz gelassen, doch auf den ersten Grand-Slam-Titel muss er noch warten. Der 25-jährige Niederösterreicher lieferte Sandplatz-König Rafael Nadal vor allem in den ersten zwei Sätzen ein starkes zweites French-Open-Finale in Folge und schaffte im „Wohnzimmer Nadals“ den ersten Satzgewinn gegen diesen. Am Ende war Nadal beim 6:3,5:7,6:1,6:1 ungefährdet. Im Interview unten spricht Thiem über Müdigkeit, Sandplatz-König Nadal und Wimbledon.

Sie haben gestern gesagt, dass Sie sich gefühlt haben, als würden Sie nach dem Sieg über Djokovic vom Himmel geradewegs in die Hölle gekommen sein, so wie Nadal heute gespielt hat. Können Sie uns das genauer erzählen?

Thiem: „Gestern hatte ich einen der größten Siege meiner Karriere. Das ist ein einzigartiges, aber auch brutales Ding in unserem Sport, dass ich sechs Matches gewonnen habe, gestern eine der größten Legenden unseres Spiels geschlagen habe und nicht einmal 24 Stunden später muss ich gegen eine andere unglaubliche Legende unseres Sports auf den Platz. Den besten Sandplatz-Spieler aller Zeiten. Das zeigt auch, wie schwierig es ist, einen Grand Slam zu gewinnen. Ich bin daran gescheitert, meinen größten Traum in meinem Tennisleben wahr zu machen. Also fühle ich mich nicht so gut wie gestern.“ (lächelt)

Sie sind der Letzte, der nach Ausreden sucht, aber nach dem Halbfinale am Samstag hat es heute in den Sätzen drei und vier schon auch nach Müdigkeit ausgesehen. Braucht man nicht 110 Prozent, um Nadal hier schlagen zu können?

Thiem: „Ich weiß nicht, wie es mit einem Tag Pause gewesen wäre. Aber ich habe jetzt keine Müdigkeit gespürt im Finale. Ich war voll mit Adrenalin, es ist ein Grand-Slam-Finale, das man nicht so oft spielt in seinem Leben wahrscheinlich. Aber auf der anderen Seite kann auch so ein Match wie gegen Djokovic über zwei Tage über vier Stunden nicht spurlos an mir vorübergehen. Weder mental, noch körperlich. Also es ist ein bisserl ein zweischneidiges Schwert.“

Rafa hat es wie schon im Vorjahr wieder gesagt, dass er Sie als künftigen Champion in Paris sieht. Haben Sie selbst auch das Gefühl, dass die Zeit für Sie spricht oder ist das ein Trugschluss?

Thiem: „Naja. Ich denke, es wird nie mehr einer kommen wie der Nadal. Ich glaube, dass wird es nie mehr geben, dass einer zwölf Mal ein Grand-Slam-Turnier gewinnt. Aber ich will mich auf keinen Fall auf die Zeit verlassen, weil es kommen unfassbar gute, junge Spieler nach, die wir vielleicht noch gar nicht kennen. Deshalb bin ich jetzt einmal richtig enttäuscht, dass ich diese zweite Möglichkeit auch liegen habe lassen. Das Einzige, woran ich denke ist, dass ich richtig weiter arbeite.“

Sie müssen sich ja nicht auf den Sandbelag festlegen, haben schon große Erfolge auch auf Hartplatz. Was werden Sie noch tun, um sich noch ein bisschen mehr an die anderen Beläge anzupassen und vielleicht auch dort ganz weit zu kommen?

Thiem: „Natürlich sind die vier Grand-Slam-Turniere die Highlights von jedem Tennis-Spieler. Der Sieg in Indian Wells war auch einer meiner schönsten Momente in meiner Karriere bis jetzt. Das ist das Gute im Tennis. Ich habe jetzt das Finale verloren, aber es geht mit Wimbledon weiter. Es gibt danach zwei Masters-1000-Turniere, und Kitzbühel und Hamburg, was für mich eine große Bedeutung hat. Es gibt immer etwas Cooles, das passiert, und deswegen will ich mich überhaupt nicht auf die French Open versteifen, sondern schauen, dass ich das ganze Jahr gut spiele.“

Wenn Sie noch einmal auf den heutigen Morgen zurückblicken: Hatten Sie ein positiveres Gefühl vor dem Finale als vergangenes Jahr?

Thiem: „Ja, ich habe ein komplett anderes Gefühl gehabt. Letztes Jahr war ich völlig leer, habe mich verkühlt nach dem Viertelfinale. Der Körper war schon ziemlich am Ende letztes Jahr, das war dieses Jahr definitiv nicht der Fall. Ich bin heute in den Tag reingegangen, um die Partie zu gewinnen und habe auch alles gegeben, was ich gehabt habe. Das war letztes Jahr nicht möglich.“

Wie werden Sie jetzt die nächsten Stunden und Tage verbringen?

Thiem: „Ich will heute ein gutes Essen mit meinen Leuten haben, weil die die ganze letzte Zeit einen guten Job gemacht haben. Ich glaube, dass es nicht nötig ist, in ein Loch zu fallen. Sicher habe ich verloren, sicher ist jeder enttäuscht, aber es war trotzdem ein geiles Turnier und auch ein gutes Finale bis auf die letzten zwei Sätze.“

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(Bild: KMM)



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