„Sch***, der passiert“

Lesbisches Paar in Londoner Bus brutal verprügelt

Ausland
08.06.2019 18:18

Die weiße Bluse ist mit Blutflecken übersät, die Augen blicken fassungslos, der Schock steht den beiden Frauen ins blutverschmierte Gesicht geschrieben. Es ist ein Foto, dass das überaus brutale und schmerzhafte Ende einer Verabredung zweier Frauen zeigt. Denn als die beiden jüngst in einen Nachtbus in London stiegen, sollte die Hölle über das homosexuelle Paar hereinbrechen.

Ganz bewusst hat Melania G. das erschreckende Foto auf ihrer Facebook-Seite veröffentlicht. Es zeigt das Ergebnis „chauvinistischer, frauenfeindlicher und homophober Gewalt“, der das Paar in der Vorwoche in einem Londoner Nachtbus begegnen musste.

Doch was war passiert? Nach einem Date waren Melania (28) und ihre Partnerin Chris (29) am vergangenen Mittwoch in London in einen Nachtbus nach Camden Town gestiegen, gingen hoch auf das Oberdeck des Busses, setzten sich dort in die erste Reihe. „Wir müssen uns geküsst haben oder so etwas, denn plötzlich kamen da diese Typen“, schildert Melania in ihrem Facebook-Posting.

„Wie Hooligans benommen“
Was dann folgte, endete für die Frauen in einem wahren Martyrium. Die Burschen - im Alter von 15 bis 18 Jahren - hätten sich „wie Hooligans benommen, verlangten, dass wir uns küssen, um uns dabei beobachten zu können, nannten uns Lesben und begannen über sexuelle Stellungen zu sprechen“, schildert das Opfer weiter. Um die Situation wieder unter Kontrolle zu bringen, „fing ich an, Witze zu machen“, so Melania weiter. Ihre Freundin Chris tat sogar so, als wäre sie krank, doch die vier jungen Männer ließen nicht von den Frauen ab. Augenblicke später sollte die Situation eskalieren.

Die beiden Frauen wurden von dem Quartett attackiert, das Paar auf Übelste verprügelt. „Das Nächste, was ich weiß, ist, dass Chris mitten im Bus ist und mit ihnen kämpft. Aus einem Impuls heraus ging ich zu ihr, stellte fest, dass ihr Gesicht blutete und drei von ihnen sie verprügelten.“ Danach bekam Melania selbst einen heftigen Schlag ins Gesicht verpasst. „Beim Anblick meines Blutes wurde mir schwindlig und ich fiel zurück. Ich kann mich nicht erinnern, ob ich das Bewusstsein verloren habe oder nicht.“

Angreifer gefasst, U-Haft verhängt
Wenig später habe der Bus gestoppt, Polizisten stürmten in das Fahrzeug. „Ich blutete überall“, so Melania. Handtasche und Handy waren verschwunden. 
Der Polizei sollte es jedoch gelingen, die vier mutmaßlichen Angreifer festzunehmen. Wie die BBC berichtet, wird wegen des Verdachts des Raubes und der schweren Körperverletzung gegen das Quartett ermittelt, überdies die U-Haft verhängt.

„Was mich am meisten ärgert, ist, dass Gewalt zu einer alltäglichen Sache geworden ist. Dass man eine Frau erst bluten sehen muss, nachdem sie geschlagen wurde, damit Menschen darauf aufmerksam werden“, zeigt sich Melania auch Tage nach der Attacke geschockt. Sie sei es leid, „als sexuelles Objekt betrachtet“ zu werden. Stehe man für sich selbst ein, sei das „der Scheiß, der einem passiert“.

„Widerlicher, frauenfeindlicher Angriff“
„Das war ein widerlicher, frauenfeindlicher Angriff“, twitterte der Londoner Bürgermeister Sadiq Khan nach dem Vorfall. Und weiter: „Hasskriminalität gegen die LGBT+-Szene wird in London nicht toleriert“, stellte er klar. Auch die scheidende Premierministerin Theresa May äußerte sich zur blutigen Attacke. „Niemand sollte jemals verstecken müssen, wer er ist oder wen er liebt.“ May rief dazu auf, zusammenzuarbeiten, um „inakzeptable Gewalt gegen die LGBT-Community zu verhindern“.

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