Busse ohne Lenker

Nächster Testlauf für autonome Öffis in Wien

Wien
06.06.2019 15:26

Die öffentlichen Verkehrsmittel rücken einen Schritt weiter in die autonome Zukunft: Die Wiener Linien starteten nach einem ersten Testlauf im Jahr 2018 am Donnerstag offiziell den Fahrgasttestbetrieb der autonomen Elektrobusse in der Seestadt in Wien-Aspern. Bis zu zehn Personen dürfen ab sofort in den gondelähnlichen Gefährten Platz nehmen und auf der Strecke rund um die dortige U-Bahn Station die Fahrt genießen. Ganz allein sind die Fahrgäste jedoch nicht: Aus Sicherheitsgründen ist in jedem der zwei Busse ein geschulter Operator an Bord.

Mit den zwei E-Bussen entsteht ein zusätzliches Angebot für die „erste und letzte Meile“ der Seestadt-Bewohner. So sollen die Anrainer schnell von der U-Bahn-Station in die umliegenden Wohngegenden gelangen. Die Öffi-Strecke hat zehn Haltestellen und ist zwei Kilometer lang. Ein Jahr lang wurden die Busse in der Wiener-Linien-Garage Leopoldau auf Herz und Nieren überprüft - Sicherheit geht schließlich vor. Und das zeigt sich auch bei unserer ersten Testfahrt: Fußgänger, die spontan die Straße überquert haben, und geparkte Autos in zweiter Spur hat das selbstfahrende Gefährt problemlos erkannt und dementsprechend reagiert.

„Operator“ sorgt für Sicherheit
Mit an Bord wird aufgrund der gesetzlichen Vorgaben ein geschulter Operator sein - einer von fünf Mitarbeitern der Wiener Linien, die, anstatt selbst zu fahren, das Geschehen auf der Straße beobachten und im Fall eines Problems eingreifen. Bei unausweichlichen Situationen wie geparkten Autos in zweiter Spur kann der Operator auf einen Controller zurückgreifen, der dem einer Videospielkonsole ähnelt. Damit kann der Bus dann auch manuell gesteuert werden und wieder auf die ursprüngliche Strecke zurückgebracht werden.

Bürgermeister zeigt sich begeistert
krone.at hat die erste Testfahrt gemeinsam mit Bürgermeister Michael Ludwig und Umwelt-Stadträtin Ulli Sima (beide SPÖ) absolviert. Beide zeigten sich für den zukünftigen Ausbau des autonomen Busnetzes zuversichtlich. „Die Sicherheit ist gegeben, der Bus hat das gut hinbekommen. Wenn der einjährige Probebetrieb gut verläuft, kann ich mir gut vorstellen, dass wir das auf andere Strecken ausweiten“, so der Bürgermeister. Für Sima lösen die Busse ein besonderes Problem in der Seestadt: „Oft ist es von der U-Bahn-Station auf gut Wienerisch noch ein „breiter“ Weg bis nach Hause. Die Vision der Zukunft ist daher, dass man bequem mit der „Wien Mobil-App“ einen der Busse ruft, der die Leute dann vor die Tür bringt.“

Einsatz neuester Technik
In die Rechner der autonomen Busse wurden nicht nur der exakte Streckenverlauf, sondern auch markante Stellen wie Haltestellen-Stangen, Hausecken und Gehsteigkanten eingespeist. Für die dafür notwendigen Abstandsmessungen wurden mithilfe eines eigenen Messfahrzeugs mehrere Scan-Fahrten unternommen. Nicht erfasste Hindernisse, wie Fußgänger und Falschparker, erkennen die Busse stets als „nicht umfahrbar“ und bleiben folglich stehen. Die fahrerlosen Busse kommen im automatisierten Betrieb auf eine Höchstgeschwindigkeit von 20 km/h. Die Akkulaufzeit beträgt neun Stunden, danach müssen sie für vier bis acht Stunden wieder aufgeladen werden.

Bestehendes Busnetz ergänzen, nicht ersetzen
„Wiens Busfahrer müssen sich jedenfalls keine Sorgen um ihren Job machen“, meint Projektkoordinator Johannes Liebermann. „Wir wollen die Busse als ergänzendes Zusatzangebot einsetzen und nicht die herkömmlichen Busse ersetzen.“ Zudem handle es sich auch nur um ein Forschungsprojekt und die Technik sei noch lange nicht ausgereift.

Komplett automatisiertes Fahren in der Stadt will der Projektkoordinator für die ferne Zukunft jedoch nicht ausschließen: „Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass es in den nächsten Jahrzehnten dazu kommen wird. Auf der Autobahn, wo alle Blechkisten mit gleicher Geschwindigkeit in eine Richtung fahren, wird es einfach - schwieriger wird es in dicht befahrenem Stadtgebiet.“

Markus Steurer
Markus Steurer
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