„Krone“-Interview

Georg Dornauer ist nun Mitglied im SPÖ-Vorstand

Tirol
02.06.2019 13:00

Georg Dornauer, der Obmann der Tiroler SPÖ, hat mit seinen Aussagen in den vergangenen Tagen für Aufregung in ganz Österreich gesorgt. Im Interview mit der „Tiroler Krone“ verteidigt er sein Wirken. Zudem glaubt er, dass Pamela Rendi-Wagner die SPÖ zur Nummer eins führen kann. Er räumt aber auch Fehler seiner Partei ein. Und: Am Dienstag wurde er in den SPÖ-Vorstand aufgenommen.

„Krone“: Herr Dornauer, haben Sie das alles ernst gemeint, was Sie in den vergangenen Wochen von sich gegeben haben?
Georg Dornauer: Was ich gesagt habe, war alles reiflich überlegt.

Sind Sie noch immer davon überzeugt, dass der Misstrauensantrag der SPÖ gegen Sebastian Kurz eine gute Idee war?
Ja, ich bin überzeugt, dass es die richtige Entscheidung war. Ich habe aber auch Verständnis dafür, dass diese Vorgehensweise in Österreich polarisiert hat. Immerhin handelt es sich dabei um Neuland für die Wähler. Es war jedoch ein ganz normaler parlamentarischer Prozess. Wenn eine Koalition aufgekündigt wird, sind Neuwahlen die Folge. Nachdem Sebastian Kurz mit der FPÖ nicht mehr konnte und mit der SPÖ nicht wollte - er hat uns nicht einmal angerufen -, darf er nun auch nicht beleidigt sein, dass es am Montag dieser Woche zum Misstrauensantrag kam.

Viele sagen, das sei nur aus Rache passiert. Stimmt das?
Rache ist für mich keine Kategorie. Aber es ist kein Geheimnis, dass wir mit der Skandalpolitik von ÖVP-FPÖ der letzten 17 Monate keine Freude hatten. Und ja, wir wollten Kurz diese Showbühne vor der Wahl nicht alleine überlassen.

Ihr „Scheiße-Sager“ ging durch ganz Österreich. War das beabsichtigt oder ein verbaler Ausrutscher?
(Lacht) Beim Dornauer gibt es keine verbalen Ausrutscher! Aber hin und wieder muss man dem Volk pointiert sagen, was Sache ist. Und das Ergebnis für die Sozialdemokratie war wirklich scheiße. Europaweit!

Apropos Ergebnis: Jetzt haben Ihnen ÖVP und FPÖ einen Elfmeter aufgelegt. Geworden ist es das schlechteste SPÖ-Ergebnis aller Zeiten. Was ist da schiefgelaufen?
Wir sind davon ausgegangenen, dass die Bevölkerung wegen des „Ibiza-Videos“ von alleine aufwachen würde. Das war ein Trugschluss. Wir haben es als SPÖ verabsäumt, unsere Wähler zu mobilisieren. Aber davon abgesehen: Wir werden uns in Zukunft allen Themen widmen, die die Bevölkerung beschäftigen. Ausnahmslos.

Was halten Sie von Rot-Blau auf Bundesebene?
Es gibt nach wie vor einen gültigen Kriterienkatalog. Die Strache-FPÖ der vergangenen Monate hat in diesem Katalog sicher keinen Platz. Jetzt sind aber ohnedies die Wähler am Wort. Wir werden schauen, ob wir einen Regierungsauftrag erhalten, und wenn ja, werden wir mit allen Parteien konstruktive Gespräche führen. Das klare Ziel ist: Wir müssen auf Bundesebene die Nummer eins werden.

Soll Pamela Rendi-Wagner als Spitzenkandidatin in die Nationalratswahl gehen?
Ja.

Wie ist Ihr Verhältnis zur SPÖ-Chefin?
Ich kenne sie mittlerweile sehr gut und weiß, dass sie mit Intellekt und Herzlichkeit unmittelbar das darstellt, was die Österreicherinnen und Österreicher nach den vergangenen 17 Monaten wollen: Verlässlichkeit, Stabilität, Ehrlichkeit, Sauberkeit - das symbolisiert sie für mich.

Glauben Sie, dass Sie mit ihr die Wahl tatsächlich gewinnen können?
Es wird ein hartes Stück Arbeit. Ich werde alles dazu beitragen, den Menschen die Vorteile und Qualitäten von Pamela Rendi-Wagner zu vermitteln. Mit ihr!

Wann werden Sie eigentlich in den Bundesparteivorstand aufgenommen?
Das ist bereits am Dienstag dieser Woche passiert. Ich wurde einstimmig in das Präsidium und den Bundesparteivorstand gewählt.

Werden Sie in Tirol mit demselben Team in die Nationalratswahl gehen wie bei der vergangenen Wahl?
Wir haben drei gut geeignete Nationalräte. Dennoch wird sich der eine oder andere aus der zweiten und dritten Reihe bewerben. Wir haben auch dort sehr gute Leute. Bis 15. Juni stehen die Kandidatenlisten.

Hat die Tiroler SPÖ genug Geld für den Wahlkampf?
Die Kriegskassen sind derzeit nicht mehr ganz so gefüllt. Die Freude, einen Wahlkampf zu bestreiten, hält sich in Grenzen. Doch die neue Tiroler SPÖ ist jederzeit imstande, einen Wahlkampf zu finanzieren und zu schlagen.

Jasmin Steiner und Markus Gassler, Kronen Zeitung

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