Gefeiert wie Popstar

Merkel rechnet in Harvard mit Donald Trump ab

Ausland
31.05.2019 11:36

Bei einem Auftritt an der US-Universität Harvard ist der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel die Ehrendoktorwürde verliehen worden. In ihrer Rede erwähnte die Kanzlerin US-Präsident Donald Trump kein einziges Mal - und rechnet doch mit ihm ab. Rund 20.000 Absolventen und Angehörige, Professoren und Ehemalige feierten die unprätentiös auftretende Kanzlerin am Donnerstag deswegen wie einen Popstar.

Immer wieder wird Merkels Rede in Harvard von Applaus unterbrochen, sie ist der Stargast bei der Abschlussfeier an der US-Eliteuniversität in Cambridge bei Boston. Geschlagene 31-mal brandet bei Merkels 35-minütiger Ansprache Beifall auf, mehrfach erhebt sich das Publikum, um Merkel stehend Respekt zu zollen. Besonders viel Beifall gibt es an jenen Stellen, in denen Merkel mit Trump abrechnet.

„Global statt national“
Merkel gelingt dabei das Kunststück, den Namen des US-Präsidenten kein einziges Mal zu erwähnen. Trump ist am Donnerstag der sprichwörtliche Elefant im Raum. Jeder weiß, auf wen Merkel anspielt, wenn sie sagt: „Mehr denn je müssen wir multilateral statt unilateral handeln. Global statt national.“ Der bekennende Nationalist Trump scheint dagegen mit seiner „America First“-Politik seit zweieinhalb Jahren daran zu arbeiten, die Nachkriegsordnung auf den Kopf und jahrzehntealte Bündnisse infrage zu stellen.

Die Kanzlerin bezeichnete als durch internationale Kooperation lösbare Aufgaben, die Klimaerwärmung zu stoppen, den Hunger zu besiegen, Krankheiten auszurotten und die Ursachen von Flucht und Vertreibung einzudämmen. „Das alles können wir schaffen“, sagte sie - eine offenkundige Anspielung auf ihren berühmten Ausspruch „Wir schaffen das“ während der Flüchtlingskrise 2015.

Ehrendoktortitel für Merkel
Vor ihrer Rede war die deutsche Kanzlerin von der Eliteuniversität mit einem Ehrendoktortitel ausgezeichnet worden. Die Harvard University hob in einem Kommentar auf ihrer Website dazu Merkels Motto „Wir schaffen das“ als Ausdruck „der scharfsinnigen Entschlossenheit und des Pragmatismus“ der Kanzlerin hervor.

Merkels Aufnahme von Migranten während der Flüchtlingskrise zeige ebenso wie ihr Handeln während der europäischen Schuldenkrise ihre Bereitschaft, „das zu tun, was sie für richtig hält, selbst wenn es unbeliebt ist“, erklärte die Universität.

Kein Termin mit US-Präsident
Kurz nach ihrer Harvard-Rede flog Merkel wieder zurück nach Deutschland. Termine mit der US-Regierung hatte sie während ihres Kurzbesuchs in den Vereinigten Staaten nicht, ein Stopp in Washington war nicht geplant. Von der deutschen Regierung wurde dies mit Terminschwierigkeiten begründet. Merkel war zuletzt im April 2018 zu Besuch bei Trump. Ihr Verhältnis zum US-Präsidenten ist durch tief greifende politische Meinungsverschiedenheiten geprägt. Freitagmittag ist allerdings ein Treffen mit US-Außenminister Mike Pompeo während dessen Deutschland-Besuchs geplant.

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