In Graz

Unmut bei den Bürgern: Bauboom trotz Leerstand

Steiermark
30.05.2019 10:00

Die „Initiative für ein unverwechselbares Graz“ protestiert gegen die Auswüchse des Baubooms in der Murmetropole. Es ist ein sensibles Thema: Einerseits gibt es seit einiger Zeit einen starken Zuzug, andererseits sorgen die Veränderung des Stadtbilds und die Verbauung von Grünflächen für wachsenden Unmut in der Bevölkerung. Die Bürgerinitiative will Auswege aus der Misere aufzeigen.

„Wo man aufpassen muss, das sind die Anlegerwohnungen - das ist eine neue Art der Geldanlage“, mahnte Altbürgermeister Alfred Stingl im Interview anlässlich seines 80. Geburtstags.

Die Bürgerinitiative um die ehemaligen Grün-Politikerinnen Doris Pollet-Kammerlander und Sigi Binder, die Restauratorin Erika Thümmel und den Ex-Stadtplanungschef Heinz Rosmann sieht das auch so. „Die Folge ist, dass viel zu viel gebaut wird - weit über den Bedarf hinaus“, meint Pollet-Kammerlander.

Stadt ist einzige Baustelle
Es ist wirklich nicht zu übersehen: Die Stadt ist eine einzige Baustelle. Jede Lücke, und sei sie noch so klein, wird verbaut. Abgesehen davon, dass Graz, wie viele meinen, „zubetoniert“ und „verschandelt“ wird, gibt es auch immer mehr Leerstand, ist sich Pollet-Kammerlander sicher. Die Rede ist von tausenden Wohnungen. Wohnungen, die bewohnbar wären, also keine Bruchbuden.

Beweisen lässt sich das nicht, denn offizielle Zahlen gibt es keine. „Es braucht eine Leerstanderhebung“, fordert Pollet-Kammerlander. Die Stadt Graz hat das aus Datenschutzgründen bislang jedoch abgelehnt. „In anderen Städten, wie zum Beispiel in Salzburg, war das aber sehr wohl möglich“

Zu viele Mini-Wohnungen
Kritisiert wird auch, dass am Bedarf vorbei gebaut wird. „Gebaut wird nicht, was Mieter brauchen, sondern was sich Anleger leisten können“, sagt Pollet-Kammerlander - das heißt, zu viele Mini-Wohnungen und zu wenige leistbare.

In Graz gebe es vergleichsweise wenig Gemeindewohnungen („sechs Prozent des Wohnungsbestandes, nur in Salzburg gibt es noch weniger“), das müsse sich ändern. Und man solle sich an Wien ein Beispiel nehmen: Dort sind zwei Drittel der Bauflächen für den geförderten Wohnbau reserviert.

Große Hoffnungen setzt man in das viel diskutierte Räumliche Leitbild. Darin müsse eine Beschränkung zukünftiger Versiegelung und eine Entsiegelung von Nutzflächen (Innenhöfe, Vorgärten, Parkplätze etc.) festgeschrieben werden.

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