Neue Ausstellung

„Compass“: KI und Mensch im Ars Electronica Center

Digital
28.05.2019 05:58

Das Ars Electronica Center in Linz präsentiert sich mit „Compass - Navigating the Future“ ganz neu und macht seinem Ruf als Museum der Zukunft alle Ehre. Das Parterre und die beiden Untergeschoße sind ganz der Künstlichen Intelligenz (KI) gewidmet. „Maschinen und den Menschen verstehen lernen“ kann man als Klammer nehmen, um die verschiedenen, sehr sehenswerten Teile zusammenzufassen.

Ars-Electronica-Leiter Gerfried Stocker führte durch die ersten neuen Bereiche - die oberen Stockwerke folgen am 24. Juni -, die von Stadt (2,5 Millionen Euro) und Ars Electronica (1,5 Millionen) finanziert wurden. „Das größte Kulturinvestment des Jahres, das ausstrahlt, welchen Stellenwert die Ars Electronica für die Stadt hat“, betonte Kulturstadträtin Doris Lang-Mayerhofer (ÖVP). „Wir sind eine Industriestadt und gut beraten, uns mit den Auswirkungen der Künstlichen Intelligenz auseinanderzusetzen“, sah Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) die Notwendigkeit eines gesellschaftlichen Prozesses.

„KI den Menschen näher bringen“
„Es gibt weltweit keine vergleichbare Ausstellung, die KI den Menschen näherbringen will“, strich Stocker die Einzigartigkeit der Schau hervor. Sie werde sich ständig erneuern, will die Besucher KI-fit machen und soll ihnen auch die Augen öffnen. Denn der Klimawandel sollte uns mehr Kopfzerbrechen bereiten als der Gedanke, ob eine künstliche Intelligenz in 50 oder 100 Jahren mehr könne als wir, meinte Stocker. Anhand eines Modells vom Großglockner sieht man die fortschreitende Gletscherschmelze. „Wir sind stark der Meinung, dass wir die Herausforderungen des Klimawandels ohne Technik nicht schaffen, wir werden Technik einsetzen, um unseren Planeten und unsere Existenz zu retten“, betonte Stocker. Dementsprechend hat im Citizen Lab, die „Fridays for Future“-Bewegung Platz und gab es ein Statement teilnehmender Schüler bei der Eröffnung am Abend.

Im Erdgeschoß verdeutlichen sieben Tafeln, wie gut KI bereits Texte verfassen kann, wenn sie einen Eingangssatz von Menschen geliefert bekommt. Die Software habe sich aus acht Millionen Webseiten selbst trainiert, 1,5 Milliarden Parameter herausgefunden, mit denen sie in der Lage ist, Texte zu schreiben, allerdings auch - aufgrund einer falschen Ausgangsfeststellung - für eine unrichtige Sache argumentieren kann, im gezeigten Fall, warum Recycling schlecht ist. Die entscheidende Frage sei, „was bedeutet diese Entwicklung für uns als Menschen, für unser Selbstverständnis?“, fachte Stocker den Diskurs an.

Labors zwischen Kreativität, Technik, Gesellschaft und Wissenschaft
In den Untergeschoßen wurden die „Labs“ total verändert. Labor will als Knotenpunkt zwischen Kreativität, Technik, Gesellschaft und Wissenschaft verstanden werden. Im Bio-Lab kann man die eigene DNA extrahieren, sich anschauen, eine künstliche Sequenz einfügen und mit der Genschere CRISPR arbeiten. Stocker erinnerte an den Aufruhr Anfang des Jahres, als China vermeldete, zwei mit CRISPR genetisch veränderte Babys seien auf die Welt gekommen - „und jetzt geben wir hier Besuchern die Möglichkeit das auszuprobieren“, veranschaulichte er die Bedeutung. Dieses „selber probieren können“ sei in seinen Augen der erste Schritt, Verantwortung für ein Thema zu übernehmen.

Die Ausstellungsarchitektur besteht aus viel Holz, kleinen Quadern, die als Sitzmöglichkeit oder ausgehöhlt als Wände und Vitrinen auftauchen, und einem wie eine Kommandobrücke wirkenden Steg über einen Teil des Raums. Mit dem hellen Holz und seinem unverwechselbaren Duft schaffen die any:time-Architekten eine sehr heimelige Atmosphäre und einen starken Kontrapunkt zu den vielen Menschen Angst machenden Entwicklungen, die gezeigt werden. Diese Furcht soll im Ars Electronica Center auch durch viele haptische Erlebnisse einem gewissen Verständnis und Wissen weichen.

Alles, was KI sein kann
In verschiedenen Bereichen wird gezeigt, wie „das beste neuronale Netzwerk, das es gibt“, also der Mensch, funktioniert und welche Mechanismen eine Maschine braucht, um das aufzunehmen. Man kann einer KI quasi beim Denken - eigentlich Rechnen - zusehen, wie sie einen Alltagsgegenstand benennt, der ihr vorgelegt wird. Erstaunlich: Je weniger wir auf dem Bild erkennen, desto sicherer ist sich die Maschine, was sie vor sich hat.

Das Machine Learn Studio, in dem selbstfahrende Autos einen Parcours bewältigen und man den Deck-Trainern bei Reparaturen zusehen kann, Bilder von Fake Faces, die aus Gesichtern aller Besucher entstehen, und doch nicht real sind, Industrieroboter, die grazil mit Marionetten spielen, unverwechselbare Bilder der Erde - und eines Planeten, den es nicht gibt, der aus Aufnahmen von Erde, Mond und Mars konstruiert wurde - in all dem zeigt die Ausstellung uns, was KI (sein) kann.

Das Eröffnungsprogramm dauert bis 21. Juli, am Donnerstag ist ein Tag der Offenen Tür, jedes der folgenden Wochenenden steht unter einem Motto, wie „KI - die Revolution hinter dem Hype“.

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