Opferrolle erfolgreich

Expertin: Ibiza-Video wird FPÖ langfristig helfen

Österreich
27.05.2019 06:56

Erste Prognosen attestieren der FPÖ trotz des Ibiza-Skandals und des Rücktritts aller blauen Minister aus der Regierungsmannschaft von Bundeskanzler Sebastian Kurz lediglich leichte Verluste. Die deutsche Sprachwissenschaftlerin Elisabeth Wehling geht sogar davon aus, dass die geheimen Aufnahmen von Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache und dem ehemaligen FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus den Freiheitlichen langfristig helfen wird.

„Innerhalb einer Woche haben sie es schon geschafft, die Geschichte derart zu interpretieren, dass sie zu einem Angriff auf Österreich geworden ist“, erklärt die deutsche Forscherin, die im kalifornischen Berkeley arbeitet, in einem Interview mit der APA. Die Opferrolle Straches sei dafür der erste Schritt gewesen. Das Narrativ sei nun, dass die Freiheit der Österreicher von „irgendwelchen dunklen Mächten, also (dem ungarischen Milliardär George, Anm.) Soros, Geheimdiensten oder Ähnlichem, angegriffen wird, die da ein Video gedreht haben“.

„Medien als Feind des Volkes darstellen, das macht Trump“
Durch diese vermeintliche Einmischung in die österreichische Demokratie falle die eigentliche Demokratiegefährdung, nämlich die von Strache im Video formulierten Pläne, unter den Tisch. Strache zeige darin ein „typisch autoritäres Weltbild“. „Die freien Medien, soweit es geht, aufkaufen und mit politischen Interessen ausstatten, die öffentlich-rechtlichen Medien abschaffen, die übrigen Medien als Feinde des Volkes darzustellen - das macht (US-Präsident Donald, Anm.) Trump gerade - und, wenn man sich das noch traut, auch das Fernsehen verstaatlichen“, zählt Wehling auf. „Dass diese Gefahr für die Demokratie in diesen Tagen keine größeren Schlagzeilen macht, sondern dass die Gefährdung der Demokratie bei uns durch dunkle Mächte erfolgt, die bei uns Videos drehen, zeigt, wie gut die FPÖ solche Geschichten dreht“, schlussfolgert sie.

Die „Dolchstoßlegende“, dass Strache und der ehemalige Innenminister Herbert Kickl (FPÖ), die ja in die Regierung gewählt worden seien, durch vermeintliche Einflussnahme „dunkler, progressiver Mächte“ die Regierung verlassen mussten, werde mittelfristig Wähler mobilisieren. „Den FPÖ-Wählern wird also suggeriert, dass ihr Wille mit Füßen getreten wird und sie sich das nicht gefallen lassen dürfen“, sagt Wehling.

FPÖ als Beschützer vor starker Maßregelung durch Europa“
Auch der EU-Wahlkampf der FPÖ habe sehr gut funktioniert. „Die FPÖ spricht immer sehr klar über Werte und verwendet eine ideologische Haudrauf-Sprache“, so Wehling. Der Partei habe damit geworben, die Österreicher vor zu starker Maßregelung durch Europa zu schützen. „Das ist ein klares Benennen von Werten. Die FPÖ hat die konkreten Dinge auf den Tisch gelegt und eine klare, oftmals polarisierende Stellung gezeigt“, bemerkt sie.

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