Hälfte geht vorzeitig:

Der lange Weg zur nächsten Pensionsreform

Österreich
18.05.2019 06:00

Die Zahl der Österreicher, die jedes Jahr in den Ruhestand treten, steigt in den nächsten Jahren stetig an. Denn schön langsam kommt die „Babyboom“-Generation in das Rentenalter. 2018 registrierte die Pensionsversicherung (ohne Beamte) 92.203 Neuzugänge (plus 6,5 Prozent zu 2017).

Auch wenn die normalen Alterspensionen zunehmen, geht noch immer mehr als die Hälfte vorzeitig, also in irgendeine Art der Frühpension (siehe Grafik unten). Beliebter werden vor allem die Schwerarbeiter- und die Korridorpension. Bei den Langzeitversicherten („Hackler“) und den Invaliditätspensionen haben sich die Zahlen stabilisiert, weil der Zugang erschwert wurde. „Hackler“ (60 Beitragsjahre) haben jetzt auch Abschläge und das Antrittsalter wird sukzessive angehoben. Leute mit gesundheitlichen Problemen bekommen zuerst nur „Reha-Geld“ statt Pension, weil man versucht, sie wieder in den Arbeitsprozess einzugliedern.

Das tatsächliche Antrittsalter steigt langsam, weil die Pensionsreformen der Vergangenheit wirken. 2018 betrug es laut Statistik des Hauptverbandes 60,4 Jahre. Doch ein Blick über die Grenzen zeigt, dass wir noch immer die Frühpensions-Weltmeister sind. Deutsche gehen im Schnitt mit 63,7 und Briten mit 64,4 Jahren, die Schweizer gar erst mit 65,6 in Pension.

„Viele nehmen für Pension hohe Abschläge in Kauf“
„Der Hauptgrund ist, dass viele Österreicher sogar hohe Abschläge in Kauf nehmen, nur damit sie früher in Pension können“, erklärt Wifo-Experte Wolfgang Url. Dass Frauen bei uns noch immer mit 60 statt 65 gehen dürfen, führe laut Url dazu, dass Männer oft die Frühpension wählen, um mit dem Partner gemeinsam in einen neuen Lebensabschnitt zu gehen.

Außerdem ist unser staatliches Pensionssystem noch viel großzügiger als in vergleichbaren Ländern: Laut OECD kann ein österreichischer Durchschnittsverdiener in der Pension eine Nettoersatzrate von 90 Prozent seines Erwerbseinkommens erreichen. In Schweden sind es nur um 60 Prozent, in Deutschland gar nur noch um die 54 Prozent.

„Nächste Finanzierungslücke droht um 2040“
Daher muss der Staat bei uns auch jedes Jahr viele Milliarden ins Pensionssystem zuschießen. Die gute Nachricht ist, dass „die nächsten Jahre ausfinanziert sind“ (Url), weil die Reformen seit 2003 (längere Durchrechnung, höhere Abschläge) nachwirken. „Die nächste große Finanzierungslücke droht um 2040“, so Url. Daher muss das Antrittsalter steigen, in vielen Ländern liegt es bereits bei 67. Url: „Eine Anhebung macht aber keinen Sinn, solange das tatsächliche vom gesetzlichen entfernt ist. Man muss eben die Frühpension noch unattraktiver machen.“

Manfred Schumi, Kronen Zeitung

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