Lösungen in Sicht

Der „Krone“-Wildtiergipfel: Es tut sich was!

Tierecke
18.05.2019 19:00

Die Schneemassen des Winters kosteten zahlreiche Wildtieren das Leben. Die Österreichischen Bundesforste gerieten ob ihrer Fütterungsstrategie in schwere Kritik. Die „Krone“ hat Experten an einen runden Tisch gebeten. Lösungen sind in Sicht!

Als Österreich im Jänner dieses Jahres nahezu im Schnee versank, sorgte ein Thema bei vielen Menschen für Empörung: Rehe und Rotwild verhungerten elendiglich vor aufgelassenen Fütterungsstellen. Täglich erreichten die „Krone“ Bilder von verendeten Tieren, Hirschen, die so tief im Schnee steckten, dass nur noch deren Augen zu sehen waren. Rehe, die vor Hunger nicht davor zurückschreckten, sich die Kränze von Haustüren zu holen. Besonders in der Kritik standen dabei die Österreichischen Bundesforste, kurz ÖBf genannt. Ihnen wurde und wird vorgeworfen, viele Fütterungsstellen einfach aufgelassen zu haben. „Wildtiere wissen genau, wo sie Futter ausgelegt bekommen und wandern in Notzeiten hin“, so ein Experte. Wenn sie dort aber keine Nahrung finden, ist bei Witterungsverhältnissen wie im vergangenen Winter der Tod oft gewiss.

Was geschehen ist, kann nicht rückgängig gemacht werden. Und die Natur fordert immer auch Opfer. Aber ein solches Leid, wie es sich im Jänner und Februar in unseren Wäldern abgespielt hat, darf und soll sich nicht wiederholen. Da sind sich Experten, Großgrundbesitzer und Jäger einig. Die „Krone“ hat sofort reagiert - mit dem Ziel, für Verbesserungen zu sorgen. Schon im Jänner haben wir zum Gipfel geladen, um Lösungsansätze zu erarbeiten. Diese Woche war es so weit! Besonders erfreulich: auch Rudolf Freidhager, Vorstandssprecher der ÖBf, und Friedrich Völk, deren Beauftragter für Wildtiermanagement, stellten sich der Diskussion. Ein mehr als gutes Zeichen dafür, dass die Österreichischen Bundesforste offen sind für den Dialog und damit auch für Verbesserungen.

Schutz und Hilfe
Auch wenn jetzt der Sommer vor der Türe steht - der nächste Winter kommt bestimmt! Die Fütterung von Wildtieren ist in Notzeiten unbedingt nötig und eine moralische Verpflichtung! Denn wenn die Schneedecke meterhoch ist, haben die Tiere auch in den Niederungen keine Chance, an Futter zu gelangen. Aber auch die immer öfter auftretende Ruhestörung macht dem Wild schwer zu schaffen. Gerade im Winter sollen und dürfen die Tiere in diesen Schutzzonen nicht gestört werden. Denn jede Flucht raubt den Tieren Energie. Naturverträglicher Wintersport und damit der Schutz von Wildtieren muss das Ziel sein.

Die namhaften Experten waren geschlossen der Ansicht, dass Wildtierfütterung in Notzeiten ein absolutes MUSS ist. Für Diskussion sorgt, welches Futter, wie viel davon an welchem Standort und für wie lange vorgelegt wird! Einigkeit gab es auch gegen die oft aufgestellte Behauptung, dass Jäger vielfach nur deshalb füttern, um bessere Trophäen „ernten“ zu können. „Man hat längst die Erkenntnis, dass ein Geweih nicht schneller oder prächtiger heranwächst, nur wenn der Hirsch ein Überangebot von Nahrung erhält“, so die Expertise der Teilnehmer.

Ein Vorschlag wurde generell wohlwollend angenommen: Die Einrichtung einer Wildtierombudsstelle. Diese soll ebenso wie im Tierschutz unabhängig agieren können und eine Parteinstellung erhalten. Denn Wildtiere haben – solange sie am Leben sind – keinen Besitzer. Erst mit dem Abschuss gehen sie in den Eigentum des Jägers über. Ein solcher Wildtierombudsmann/Frau könnte zum Beispiel bei besonderen Notsituationen wie extremen Schneefall oder auch Hochwasser im Namen der Tiere agieren. Und damit auch Fütterungen zwingend vorschreiben. Und: Sie könnten Wildtiere sogar vor Gericht vertreten! Ein Grund, warum zahlreiche Tiere jämmerlich verenden, ist die Ruhestörung. Und da müssen wir uns alle selbst an der Nase nehmen!

Jeder von uns trägt Verantwortung
Denn kaum jemand denkt bei einer Skitour an Wildtiere. Wir genießen den Ausblick, den glitzernden Schnee und die pulvrige Abfahrt. Doch während wir Spaß und Freude dabei erleben, versetzen wir Reh & Co. in Angst und Schrecken. Im Winter schrauben Wildtiere den Stoffwechsel massiv nach unten. Werden sie jedoch gestört und müssen fliehen, wird in einem Augenblick eine Unmenge an Energie verbraucht. Passiert so etwas öfter, wird das Tier dies nicht überleben. Kaum jemand tut das vorsätzlich und mit Absicht, sondern meist aus Unwissenheit. Aus diesem Grund wurde beschlossen, dass die „Krone“ in Zusammenarbeit mit allen Vertretern des Wildtiergipfels einen Folder erarbeitet. Dieser soll allen Österreichern/innen aufzeigen, wie sie sich im Wald, auf dem Berg oder bei Skitouren bestmöglich verhalten sollen, um den tierischen Bewohnern nicht zu schaden.

Rudolf Freidhager sagte im Namen der Bundesforste auch einige wichtige Maßnahmen zu:

  • Konsequente Verbesserung des Naturraumes
  • Wissenschaftliche Überprüfung der Jagd- und Fütterungsstrategie
  • Einrichtung von Ruhezonen
  • Regelmäßige Gespräche mit der Jägerschaft, Pächtern und Grundeigentümern

Dieser Gipfel war wichtig und erfolgreich! Er hat Experten an einen Tisch gebracht und der damit geschaffene Dialog geht weiter. Fix geplant sind schon weitere Gesprächsrunden seitens der Jägerschaft und den ÖBf. Und mit am Tisch werden auch Wildtierbiologen sein! Die „Krone“ wird dieses unseren Lesern/innen so wichtige Thema weiter begleiten. Denn ein so leidvoller und tragischer Winter darf sich in unseren Wäldern nicht mehr wiederholen.

Maggie Entenfellner, Kronen Zeitung

Daten und Fakten

  • Die Waldfläche in Österreich beträgt in etwa 4 Millionen Hektar.
  • 20 Prozent davon sind Schutzwald - dieser bewahrt uns vor Lawinen, Muren und Steinschlag.
  • Größter Grundeigentümer sind mit 861 Tausend Hektar die Österreichischen Bundesforste und damit eigentlich auch jeder Bürger/in.
  • Das sind rund 10 Prozent der Fläche Österreichs.
  • Es gibt keine Zahlen darüber, wie viele Wildtiere in Österreich ungefähr leben. Man kann dies nur an Hand der Abschüsse abschätzen.
  • Manche Wildtiere wie Rotwild und Rehwild nehmen Fütterungen an - viele andere Arten wie das Gamswild oder der Steinbock würden eine solche nicht akzeptieren.
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