Seit 2002 flüchtig

Ex-ETA-Anführer Ternera in Frankreich gefasst

Ausland
16.05.2019 13:46

Nach mehr als 16 Jahren auf der Flucht ist einer der einflussreichsten Anführer der früheren baskischen Untergrundorganisation ETA, Josu Ternera, am Donnerstag in Frankreich gefasst worden. Der mit internationalem Haftbefehl gesuchte 68-Jährige wurde in Kooperation der spanischen und französischen Sicherheitskräfte in den frühen Morgenstunden in Sallanches in den französischen Alpen festgesetzt, wie das spanische Innenministerium mitteilte. Ternera war seit 2002 auf der Flucht, spanischen Medien zufolge soll er inzwischen schwer krebskrank sein. Die ETA wird bis heute für den Tod von 829 Menschen verantwortlich gemacht.

Die ETA hatte 2011 das Ende ihres bewaffneten Kampfes verkündet. Im April 2017 gab die Organisation dann nach eigenen Angaben ihre Waffen vollständig ab, im Mai 2018 erklärte sie ihre endgültige Auflösung.

Laut spanischem Innenministerium lebte Ternera in der Nähe des französischen Wintersportortes Saint Gervais les Bains nahe der Grenze zur Schweiz. Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez dankte den spanischen und französischen Sicherheitskräften per Twitter für den Zugriff.

ETA wird für Tod von 829 Menschen verantwortlich gemacht
Die 1959 während der spanischen Franco-Diktatur gegründete ETA hatte seit Ende der 60er-Jahre über mehr als vier Jahrzehnte mit Anschlägen, Morden und Entführungen für die Unabhängigkeit des Baskenlandes in Nordspanien und Südfrankreich gekämpft. Die von den USA und der EU als Terrororganisation eingestufte Gruppe wird für den Tod von mindestens 829 Menschen verantwortlich gemacht.

Ternera führte ETA von 1977 bis 1992 an
Ternera, der eigentlich José Antonio Urrutikoetxea Bengoetxea heißt, war der politische Chef der ETA. Er schloss sich der Gruppe 1970 an, ein Jahr später floh er nach Frankreich. Von 1977 bis 1992 führte er die ETA an. Französischen Anti-Terror-Experten zufolge setzte Ternera in dieser Zeit auf eine Terror-Strategie, um die spanische Regierung zu zwingen, auf die Forderungen baskischer Separatisten einzugehen. Er soll unter anderem die Taktik von Autobombenanschlägen eingeführt und die als tödlichstes ETA-Kommando geltende Einheit gegründet haben.


Ternera war Abgeordneter der radikal-baskischen Partei Herri Batasuna, die weitgehend als politischer Arm der ETA angesehen wurde. 1989 nahm Ternera an dem Versuch zu ersten Gesprächen mit spanischen Regierungsmitgliedern in Algerien teil, die aber scheiterten. 1990 wurde Ternera von der französischen Justiz zu zehn Jahren Haft und einem fünfjährigen Aufenthaltsverbots wegen Mitgliedschaft in einer „kriminellen Vereinigung“ verurteilt. Während seines Prozesses hatte er erklärt, „stolz“ auf seine Mitgliedschaft in der ETA zu sein.

Seit 2002 wurde nach Ternera gefahndet
Seit November 2002 wurde nach Ternera gefahndet. Damals hatte er sich abgesetzt, als er zu einer Anhörung vor dem Obersten Gericht zitiert wurde. Mehrere anschließende Versuche, ihn festzunehmen, scheiterten. Bei der Anhörung 2002 sollte es um Terneras Rolle bei einem Anschlag auf eine Polizeikaserne im Jahr 1987 im nordspanischen Saragossa gehen. Bei dem Anschlag waren elf Menschen getötet worden, darunter fünf Kinder.

Ternara zog bis zuletzt die Fäden im Hintergrund
In den Jahren, in denen er sich versteckt hielt, versuchte Ternera Schritte hin zur Aushandlung eines Friedensabkommens zwischen der ETA und der spanischen Regierung zu unternehmen. Er war an Verhandlungen mit der damaligen sozialistischen Regierung beteiligt, rückte aber in den Hintergrund, als größere Hardliner innerhalb der ETA die Kontrolle übernahmen. Dennoch übte er weiter Einfluss aus und nahm etwa die „endgültige Erklärung“ vom Mai 2018 auf, in welcher die vollständige Auflösung der ETA verkündet wurde.

 krone.at
krone.at
Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele