Wegen Ramadan

Fest verschoben: Hass und Drohungen gegen Schule

Ausland
14.05.2019 15:34

Eine Schule in Deutschland hat ihr Schulfest wegen des muslimischen Fastenmonats Ramadan verschoben. Direktor Johannes Grod wollte Rücksicht auf die muslimischen Schüler nehmen, die mitten in der Fastenzeit sind. Jetzt werden er und die Schule beschimpft, beleidigt und bedroht.

Das Fest an der Förderschule in Aschaffenburg in Bayern hätte am 18. Mai stattfinden sollen. Für das Fest hätten die Eltern ein internationales Buffet kochen wollen.

„Das Fest, das traditionell immer im Mai stattfindet, ist ein internes Fest der Schulgemeinschaft“, erklärte der Schulleiter gegenüber der „Bild“-Zeitung. „In diesem Jahr sollte es ein Fest sein, an dem kulinarische Genüsse aus verschiedenen Nationen im Mittelpunkt stehen. Die Eltern waren eingeladen, verschiedene Gerichte mitzubringen bzw. vorzubereiten.“

Ein Drittel der 160 Schüler sind Muslime
Der Termin hätte jedoch mitten im 30-tägigen Fastenmonat Ramadan gelegen, so Grod. „Von mehreren Eltern bekamen wir die Rückmeldung, dass es für sie schwierig sei, an diesem Tag zu kochen oder mitzuessen, weil sie da fasten würden.“ Den Angaben des Direktors zufolge sind etwa ein Drittel der 160 Schüler islamischen Glaubens. Die Schulleitung wollte Rücksicht auf alle nehmen, man wäre keine Schulgemeinschaft, wenn man Andersgläubige ausschließen würde.

Also bekamen die Eltern der Schüler zwei Wochen vor dem geplanten Termin für das Fest Post. „Wir haben bei der Festlegung des Termins leider übersehen, dass dieser Termin für die muslimisch Gläubigen mitten im Zeitraum der Fastenzeit ist“, schrieb Schulleiter Grod.

Die teils heftigen Reaktionen auf die Absage des Fests sind für den Direktor enttäuschend. „Den Hetzern geht es nur darum, ihre islamfeindlichen Parolen loszuwerden“, ist er im Gespräch mit der „Bild“ überzeugt. Auf ihrer Website schreibt die Förderschule (siehe auch Screenshot unten) von einer „Vielzahl unschöner E-Mails und Telefonanrufe“. Rechte Gruppen hätten im Netz aufgerufen, die Schule mit Beschimpfungen und Beleidigungen lahmzulegen, so Grod.

Die Mehrheit der Eltern würden die Entscheidung aber verstehen, ergänzt er. „Die Schülerinnen und Schüler haben absolut Verständnis.“ Das Schulfest soll im Herbst nachgeholt werden.

Ramadan in Österreich für 700.000 Muslime
In Österreich sind geschätzt rund 700.000 Muslime zur Enthaltsamkeit aufgerufen. In Deutschland leben geschätzt fünf Millionen Muslime. Vom Fastengebot sind Kinder, Schwangere, alte, schwer körperlich arbeitende Menschen sowie Kranke und Reisende ausgenommen.

Die deutsche Familienministerin Franziska Giffey (SPD) hatte sich zu Beginn des Ramadans gegen strenges Fasten von Schulkindern ausgesprochen. Hessens Justizministerin Eva Kühne-Hörmann (CDU) ging noch einen Schritt weiter und forderte Strafen für Eltern, die ihre schulpflichtigen Kinder zum Fasten zwingen. „Wer kleine Kinder dazu bringt, in der Zeit des Ramadans zu fasten, übt einen gesundheitsgefährdenden Einfluss auf diese Kinder aus“, sagte sie der „Bild“-Zeitung.

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