Interview

Adele Neuhausers Glücks-Suche in Kufstein

Tirol
09.05.2019 13:00
Wer Adele Neuhauser nur als begnadete Schauspielerin kennt, ahnt nichts von ihrer langjährigen Zerrissenheit. Bei den Kufsteiner „glück.tagen“ spricht sie offen über ihr Leben.

Im Rahmen der Kufsteiner „glück.tage“ steht Adele Neuhauser am 25. Mai im Passionsspielhaus Thiersee mit Freund und Schauspielkollegen Markus Linder und dem Publikum im Dialog. Frau Neuhauser, wie definieren Sie persönlich eigentlich den Begriff Glück?

Das ist nicht leicht zu erklären, weil ich glaube, dass wir all das, was uns ängstigt, freut oder beglückt, immer weniger wahrnehmen können. Stattdessen lassen wir uns von dem beeinflussen, was uns von anderen eingesagt wird. Meine Sinne hingegen wurden durch den plötzlichen Tod meiner Eltern und meines Bruders geschärft. Auf eine sehr eindringliche und zugleich beglückende Weise. Diese Umstände haben mich gezwungen, mein ganzes Leben und Sein neu zu überdenken. Und noch immer klingt mir der letzte Satz meiner Mutter im Ohr „Wo ist jetzt eigentlich dein Glück Adele?“ Bei der innigen Auseinandersetzung mit dieser Frage habe ich dann nicht nur eines, sondern viele Glücke gefunden.

Können Sie uns ein Beispiel dafür geben?

Ich habe beispielsweise erkannt, wie glücklich ich bin, älter zu werden. Alles bewegt sich ja in Spiralen, und erst das Alter gibt uns die Chance, zumindest einige dieser Kreise zu Ende zu denken und abzuschließen – positive wie negativen. So war auch die Beschäftigung mit meinem Buch „Ich war mein größter Feind“ ein großes Glück. Aber auch in der Reduktion liegt für mich ein ganz großes Glück. Je einfacher ich meine Wünsche ans Leben formuliere, desto leichter kann ich sie erreichen. Und desto klarer ist auch, ob sie tatsächlich zu mir gehören. In der Einfachheit bin ich mir selbst ganz nah. Und je offener wir dem Anderen und Neuen gegenüber sind, desto reicher und bunter wird unser Leben.

Gibt es noch mehr „Glück“ für Sie?

Spielen können ist ein großes Glück. Das gilt nicht nur für Kinder! In andere Situationen und Rollen schlüpfen und etwas ausprobieren. Danach hat man zumindest eine Ahnung, wie es sich anfühlen könnte. Das erweitert unser emotionales Repertoire. Ich persönlich gehe beim Schauspiel auf Distanz zu mir selbst, weil ich ja jemanden darstelle. Und in einem weiteren Schritt kann ich mit meinem Spiel hoffentlich andere zum Lachen und Weinen bringen. Es hat immer ursächlich mit mir zu tun.

Das ist dann ein Glück, das Sie gerne weitergeben würden, oder?

Stimmt. Durch meine eigene Kunst in Film und Theater möchte ich Menschen zeigen, wie schön sie sind – außen wie innen – und wie wertvoll dieses Leben ist, das ich selbst gleich mehrfach wegwerfen wollte. Aber das Leben war und ist stärker. Außerdem will ich zeigen, dass es nicht ohne Humor geht. Er ist für mich auch eine Kunstform, die uns einen ungeschminkten Blick von der Seite ermöglicht. Ein guter Witz, über den man von Herzen lachen kann, ist doch ein echter Glücks-Moment! Kinder machen uns das immer wieder so großartig vor.

Und wo liegt jetzt ihr größtes Glück?

Die letzte Frage meiner Mutter klingt vielleicht simpel, aber sie ist es nicht. Ich möchte ein guter Mensch sein. Da geht es um Einfachheit, Zufriedenheit und Würde. Offenheit, Schönheit, Kunst und die Liebe machen mich stark. Dass ich mich selbst jetzt annehmen und gernhaben kann – und dass ich so viel Liebe für andere in mir trage.

Hubert Berger

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