Ex-ORF-Star im Talk

Pirchner: „Das Haus Europa muss entstaubt werden“

Österreich
08.05.2019 16:00

Ex-ORF-Moderator und zweifacher „Romy“-Gewinner Wolfram Pirchner kämpft als politischer Quereinsteiger um den Einzug ins Europäische Parlament. Im krone.at-Livetalk am Mittwoch (siehe oben) sparte der ÖVP-Kandidat nicht mit Kritik an der derzeitigen EU: „Wir haben ein Haus Europa, das entstaubt werden muss und in dem die Fenster aufgerissen werden müssen“, betonte der 61-Jährige. Politisch habe sich der zweifache Familienvater insbesondere dem Kampf gegen den Krebs verschrieben. Der gebürtige Tiroler verriet zudem, wie er seinerzeit als 18-Jähriger seinem sozialistischen Vater offen seine Sympathie zur ÖVP „gebeichtet“ hatte. 

Dass er keine politischen Erfahrungen habe, sei klar - „das heißt aber nicht, dass ich ein unpolitischer Mensch bin“, so Pirchner, aktuell die Nummer 6 auf der ÖVP-Wahlliste für die EU-Wahl, im krone.-at-Livetalk mit Modertor Gerhard Koller. Zudem sei zu berücksichtigen, dass nach 35 Jahren im ORF, vier Jahren bei SAT.1, Lehrtätigkeiten an Unis sowie zwei Studien wenig Platz für politische Funktionen gewesen sei.

„Ich verstehe die Sprache des Volkes“
Für einen Politiker sei aber nicht die Erfahrung ausschlaggebend, sondern es gehe darum, das Ohr bei der Bevölkerung zu haben. Durch seine jahrzehntelange Arbeit in der Öffentlichkeit verstehe er auch die Sprache des Volkes. „Mein Hauptziel als künftiger EU-Mandatar ist es daher, Übersetzer zu sein.“ Seine politische Heimat habe Pirchner, der auch erfolgreicher Buchautor ist, bereits im Alter von 18 Jahren gefunden. „Mein Vater war ein Ursozialist - und er war völlig verzweifelt, als ich ihm von meiner politischen Linie erzählte.“

Dass innerhalb der ÖVP unter den Spitzenkandidaten Othmar Karas (liberal) und Karoline Edtstadler (konservativ) im EU-Wahlkampf dorch recht unterschiedliche Positionen vertreten werden, sieht Pirchner nicht als Problem. Im Gegenteil: „Es wäre ja fad, wenn alle 42 Kandidaten auf der Bundesliste nur eine Meinung vertreten würden. Wir haben ein Haus Europa, das muss entstaubt werden, die Fenster müssen aufgerissen werden. Wir haben unterschiedliche Positionen, die wir besprechen. Wenn wir dann lösungsorientiert zusammenarbeiten, werden wir gemeinsam eine Lösung verkünden“, beschrieb Pirchner die Kommunikation innerhalb des türkisen EU-Teams. 

„EU-weit sterben jährlich 1,3 Millionen Menschen an den Folgen von Krebs“
Pirchner geht als Kandidat des Seniorenbundes ins Rennen um ein EU-Ticket. Inhaltlich habe er sich ganz dem Kampf gegen den Krebs verschrieben und fordere eine Verdreifachung der dafür vorhandenen EU-Budget-Mittel. „EU-weit sterben jährlich 1,3 Millionen Menschen an den Folgen einer Krebserkrankung. Dieses Thema macht nicht an den EU-Grenzen Halt, sondern ist ein weltweites Thema, das mir sofort ins Auge gesprungen ist.“ Er sei da ganz auf Linie des EVP-Spitzenkandidaten Manfred Weber, der in einem Strategiepapier für neue Kompetenzzentren und länderübergreifende Zusammenarbeit eintritt. „Ich glaube, dass wir damit der Bevölkerung etwas Gutes tun.“ 

Kampf gegen „EU-Zerstörer“
Pirchner begrüßte weiters das Vorzugsstimmen-Prozedere bei der Volkspartei. Dieses ermöglicht auch Kandidaten auf den hinteren Plätzen eine realistische Chance auf einen Einzug ins Parlament. „Ich finde das eine großartige Sache. Am Ende entscheidet der Wähler, wen er im EU-Parlament sitzen haben möchte. Und die Ernennung erfolgt dann ganz ohne Zuruf von Funktionären oder Landesparteien.“ Ihm persönlich sei es wichtig, dass die Menschen zur Wahl gehen. „Jetzt schon sitzt knapp ein Drittel im EU-Parlament, das gegen die EU eingestellt ist und Europa zerstören will. Das gilt es zu verhindern. Wir sind DIE Europapartei schlechthin, die Partei der Mitte.“

„Zuspruch auf der Straße sagt mir, dass die Entscheidung richtig war“
Pirchner erzählte im Livetalk auch davon, wie er erstmals davon erfahren hatte, dass ihn die Partei als EU-Kandidaten aufstellen möchte. „Ich habe gerade für meine Kinder gekocht, als der Anruf von der Partei kam. Ich dachte zuerst an den Ö3-Callboy und hab das alles für einen Schmäh gehalten.“ Am nächsten Tag habe er sich dafür entscheiden, in den Ring zu steigen. „Es ist eine große Ehre für mich. Alleine der Zuspruch, den ich auf der Straße erfahre, sagt mir, dass die Entscheidung richtig war.“ Warum er mit 61 noch eine Karriere als EU-Abgeordneter anstrebe? „Weil ich das so möchte. Ich bin mit 61 zu jung, um alt zu sein. Ich darf was bewegen, darf für das Gemeinwohl arbeiten. Und wenn ich mir was in den Kopf setze, dann fährt die Eisenbahn und bleibt nicht mehr stehen.“

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