Demo vor Hofburg

Mehrere Tausend bei “Lichtertanz gegen Rosenkranz”

Österreich
26.03.2010 09:37
Mehrere Tausend Menschen sind am Donnerstagabend zum von einer Facebook-Gruppe veranstalteten "Lichtertanz gegen Rosenkranz" in die Wiener Innenstadt gekommen. Höhepunkt der Demonstration war ein Lichtermeer am Ballhausplatz vor der Präsidentschaftskanzlei. Der "Lichtertanz" wurde von etlichen Promis unterstützt und von einem bunten Programm begleitet. Die Hofburg-Kandidatin der FPÖ reagierte gelassen auf die Demo. Ihre Partei sprach von einem "Firlefanz gegen Rosenkranz".

Genaue Angaben über die Zahl der Demo-Teilnehmer gibt es allerdings nicht. Die Polizei sprach anfangs von 3.000 Menschen, die Initiatoren der Facebook-Gruppe von 6.000, die Sozialistische Jugend Österreich vermeldete am Freitag 9.000 Teilnehmer.

Vor der Kundgebung zogen rund 200 Aktivisten linker Gruppierungen von der Universität zur Hofburg, wurden allerdings kaum beachtet. Vor Beginn der absolut friedlich verlaufenen Veranstaltung sorgte dann noch eine ältere Frau für Aufregung unter den Umstehenden, als sie die Teilnehmer als "Schweine" bezeichnete.

"Erwartungen übertroffen"
Nach zahlreichen Rede- und Musikbeiträgen heimischer Prominenz wurden gegen 21 Uhr, von Trommelklängen begleitet, die Fackeln entzündet. Getanzt wurde beim "Lichtertanz" am zugigen Ballhausplatz zwar nicht, für Aufsehen sorgten die Tausenden brennenden Fackeln aber allemal.

SJ-Chef Moitzi - die Sozialistische Jugend folgte dem Aufruf der Facebook-Gruppe - zeigte sich mit der Teilnehmerzahl mehr als zufrieden. "Unsere Erwartungen wurden übertroffen." Unter den Teilnehmern wurden auch SP-Staatssekretär Josef Ostermayer und die Wiener Grünen-Chefin Maria Vassilakou gesichtet.

Aufforderung zur Stimmabgabe
Schauspieler Alfons Haider, der das Rahmenprogramm moderierte, begründete seine Absage an Barbara Rosenkranz mit deren zögerndem Bekenntnis zum Holocaust: "Wir brauchen niemanden, der einen Notariatsakt braucht, um zu sagen, das hat es nicht gegeben." "Jede weiße Stimme ist eine Ohrfeige für die Demokratie", forderte Haider die Teilnehmer auf, trotz der überschaubaren Anzahl von drei Kandidaten nicht ungültig zu wählen oder zu Hause zu bleiben. Unterstützt wurde der Schauspieler von Entertainer Dieter Chmelar.

Auch der Präsident der israelitischen Kultusgemeinde, Ariel Muzicant, deponierte vor Beginn der Veranstaltung noch einmal seine Ablehnung. "Wir müssen jetzt aufstehen und kämpfen, dass wir so was in Österreich nicht haben wollen", so Muzicant. "Ziel muss es sein, Österreich aufzufordern, Rosenkranz nicht zu wählen." Bis 25. April soll den Menschen klargemacht werden, welchen Schaden eine Kandidatin wie sie für Österreich bedeute. Robert Slovacek, Gründer der Facebook-Gruppe "Gegen Barbara Rosenkranz als Bundespräsidentin" zeigte sich überwältigt von der Teilnehmerzahl.

Ein Zeitzeuge des Nationalsozialismus, Richard Wadani, erklärte auf der Bühne: "Jede Stimme für Rosenkranz ist eine Schande für Österreich." Auch nach dem Lichter-Höhepunkt ging das Programm weiter. So traten etwa die Kabarettisten Florian Scheuba und Susanne Pöchhacker mit einer Rosenkranz-Parodie auf.

Rosenkranz gelassen - FPÖ verweist auf Heilige Maria
Die FP-Kandidatin nahm die Kundgebungen gelassen hin: Jeder könne seine politische Einstellung in der Art und Weise darstellen, wie er es möchte, meinte Rosenkranz am Donnerstag. Die üblichen Instrumente der Demokratie seien Dialog und Debatte.

Die FPÖ bedachte die Kundgebung wiederum mit Häme. FP-Generalsekretär Herbert Kickl sprach in einer Aussendung von "Firlefanz gegen Rosenkranz" und warf den Organisatoren Intoleranz vor: "Als Landesrätin in Niederösterreich wurden ihr keine Vorwürfe gemacht, weshalb das Antreten als Alternative zu Heinz Fischer der einzige Grund für das linke Spektakel sein dürfte."

"Der Gegensatz könnte für Christen und konservativ Bürgerliche nicht größer sein. Just an jenem Tag (25. März), an dem die Empfängnis von Jesus Christus genau 9 Monate vor Weihnachten gefeiert wird, veranstalten Kommunisten und andere Linkslinke ein Spektakel gegen eine einzelne Frau und zugunsten des Mannes, der unter anderem als SPÖ-Klubobmann Mitte der siebziger Jahre Werte wie das Eintreten für die Familie und den Schutz des Lebens nicht gefördert hat", schrieb Kickl in einer Presseaussendung.

Wahlkampf-Auftakt vorverlegt
Obwohl die FPÖ-Kandidatin eigentlich erst nach Ostern die Auftaktveranstaltung für ihren Wahlkampf abhalten will, ist sie am Donnerstag ausgerückt, um die "Familie als Grundwert unserer Gesellschaft" zu bewerben. Die aktuelle Spardiskussion im Familienbereich müsse beendet werden, forderte Rosenkranz bei einer Pressekonferenz, stattdessen brauche es eine ökonomische Stärkung der Familien, um "Wahlfreiheit" zu schaffen.

Familien würden in letzter Zeit öffentlich als Belastung dargestellt, beklagte Rosenkranz. Von Diskussionen über die Streichung oder Kürzung von Familienleistungen halte sie nichts, ebenso sei sie gegen eine "Bevormundung" der Bevölkerung bei der Kinderbetreuung. Diese sollte die Entscheidung, ob Kinder daheim oder in entsprechenden Einrichtungen betreut werden, ohne "öffentlichen Druck" und "ökonomischen Zwang" treffen können.

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