Bei Massenamnestie

Myanmar lässt Reporter nach 500 Tagen Haft frei

Ausland
07.05.2019 06:14

Die beiden Reuters-Reporter Wa Lone und Kyaw Soe Oo sind in Myanmar nach mehr als 500-tägiger Haft freigelassen worden. Sie verließen am Dienstag das Gefängnis in der Nähe von Rangun, umringt von zahlreichen Medienvertretern. „Ich bin wirklich glücklich und begeistert, meine Familie und meine Kollegen zu sehen“, sagte Wa Lone, nachdem er das Insein-Gefängnis verlassen konnte. „Ich kann es kaum erwarten, in meine Redaktion zu gehen.“

Die beiden Pulitzer-Preis-Gewinner, die für die Aufdeckung eines Massakers an der muslimischen Rohingya-Minderheit in Myanmar geehrt wurden, waren im vergangenen September zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Sie sollen nach Auffassung des Gerichts gegen ein Gesetz zum Schutz von Staatsgeheimnissen verstoßen haben. Bei der Recherche sollen sie sich illegal Staatsgeheimnisse beschafft haben. Beide beteuern ihre Unschuld.

Verfügten über geheime Informationen
Das Urteil hatte international Empörung ausgelöst und stellte den demokratischen Wandel in dem Land infrage. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft verfügten die beiden Reporter über geheime Informationen über Sicherheitseinsätze in der Region Rakhine, wo die Armee hart gegen die muslimische Rohingya-Minderheit vorgegangen war.

„Ich freue mich, dass die Reporter von Reuters, Wa Lone und Kyaw Soe Oo, eine Begnadigung erhalten haben, aus der Haft entlassen wurden und wieder bei ihren Lieben sind“, sagte Lord Ara Darzi, ein britischen Mediziner, nachdem er die beiden in Empfang genommen hatte. „Ich weiß, dass es eine große Erleichterung für ihre Familien, Freunde und Kollegen sein wird.“

„Symbol für Bedeutung der Pressefreiheit“
Reuters-Chefredakteur Stephen Adler begrüßte die Freilassung der „mutigen Reporter“. Sie seien zu „Symbolen für die Bedeutung der Pressefreiheit auf der ganzen Welt“ geworden, so Adler in einer Stellungnahme. Noch im April hatte der Oberste Gerichtshof Myanmars die Berufung der beiden Journalisten gegen die Gefängnisstrafe abgewiesen.

Die 29 und 33 Jahre alten Journalisten hatten sich mit dem gewaltsamen Vorgehen gegen die muslimische Minderheit der Rohingya in Myanmar beschäftigt und bei ihrer Festnahme für einen Artikel über die Ermordung von zehn Männern und Burschen recherchiert, die dieser Volksgruppe angehörten. Ihrer Darstellung zufolge war ihnen eine Falle gestellt worden. Zwei Polizisten, die sie nie vorher gesehen hätten, hätten ihnen in einer Zeitung eingerollte Dokumente übergeben, sagten sie. Unmittelbar darauf seien sie von Beamten in Zivil in ein Auto gezerrt worden.

Tausende Häftlinge freigelassen
Myanmar will am Dienstag mit einer Amnestie insgesamt 6520 Gefangene freilassen, wie das Büro von Präsident Win Myint mitteilte. Dieser hatte erst im April bei zwei Massenamnestien Tausende von Häftlingen begnadigt. In Myanmar ist es üblich, dass die Behörden Gefangene um das traditionelle Neujahrsfest am 17. April freilassen.

Armee und Regierung stehen im überwiegend buddhistischen Myanmar wegen der brutalen Verfolgung der muslimischen Rohingya-Minderheit international schwer in der Kritik. Mehr als 700.000 Rohingya sind ins mehrheitlich muslimische Nachbarland Bangladesch geflohen.

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